Šup, Prokop: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Prokop Šup, Taufname Bartoloměj (Bartholomäus), stammte aus Groß Senitz bei Olmütz, wo er am 24. August 1866 als Sohn eines Landarbeiterehepaars geboren wurde.  Nach der Matura am tschechischen Gymnasium in Olmütz ({{titel|SMBO}} 1921)<ref>nach {{titel|ÖBL}} in Brünn</ref> arbeitete er 1886 vorübergehend als Privatlehrer in Landshut (Lanžhot), gab die Stelle aber wegen Anzeichen einer Lungenerkrankung auf. Am 8. September 1887 trat er als Novize in die Benediktinerabtei Raigern ein. Nach dem Noviziatsjahr studierte er an der Hauslehranstalt, die Prüfungen absolvierte er an der theologischen Lehranstalt in Brünn. Am 18. Oktober 1891 zur feierlichen Profess zugelassen, wurde er am 31. Juli 1892 in Brünn zum Priester geweiht. Bis zu seiner Abtwahl am 7. August 1912 war Novizenmeister und Lektor der Theologie am Hausstudium.
 
Prokop Šup, Taufname Bartoloměj (Bartholomäus), stammte aus Groß Senitz bei Olmütz, wo er am 24. August 1866 als Sohn eines Landarbeiterehepaars geboren wurde.  Nach der Matura am tschechischen Gymnasium in Olmütz ({{titel|SMBO}} 1921)<ref>nach {{titel|ÖBL}} in Brünn</ref> arbeitete er 1886 vorübergehend als Privatlehrer in Landshut (Lanžhot), gab die Stelle aber wegen Anzeichen einer Lungenerkrankung auf. Am 8. September 1887 trat er als Novize in die Benediktinerabtei Raigern ein. Nach dem Noviziatsjahr studierte er an der Hauslehranstalt, die Prüfungen absolvierte er an der theologischen Lehranstalt in Brünn. Am 18. Oktober 1891 zur feierlichen Profess zugelassen, wurde er am 31. Juli 1892 in Brünn zum Priester geweiht. Bis zu seiner Abtwahl am 7. August 1912 war Novizenmeister und Lektor der Theologie am Hausstudium.
  
In Abt Prokops Amtszeit fiel der Erste Weltkrieg, der dem Kloster vor allem finanzielle Lasten brachte. Von Einquartierungen blieb es größtenteils verschont, beherbergte aber ein Lazarett, für dessen Betriebskosten das Kloster aufkam. Die beiden Kriegsanleihen, die Abt Prokop zeichnen musste, verursachten dem Kloster später große finanzielle Nöte, ebenso wie die politischen Umwälzungen des Jahres 1918, von denen sich das Stift nur sehr schwer erholte (Gründung des tschechoslowakischen Staates, neue Steuergesetze, kirchenfeindliche Haltung natio­naler Kreise). Der Zerfall der Donaumonarchie 1918 erschwerte auch den Kontakt zur österreichischen Benediktinerkongregation vom hl. Josef, zu der die Abtei Raigern gehörte.
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In Abt Prokops Amtszeit fiel der Erste Weltkrieg, der dem Kloster vor allem finanzielle Lasten brachte. Von Einquartierungen blieb es größtenteils verschont, beherbergte aber ein Lazarett, für dessen Betriebskosten das Kloster aufkam. Die beiden Kriegsanleihen, die Abt Prokop zeichnen musste, verursachten dem Kloster später große finanzielle Nöte, ebenso wie die politischen Umwälzungen des Jahres 1918, von denen sich das Stift nur sehr schwer erholte (Gründung des tschechoslowakischen Staates, neue Steuergesetze, kirchenfeindliche Haltung natio­naler Kreise). Der Zerfall der Donaumonarchie 1918 erschwerte auch den Kontakt zur österreichischen Benediktinerkongregation vom hl. Josef, zu der die Abtei Raigern gehörte. 1919 musste die klostereigene Druckerei in Brünn an den katholischen Bauverein verkauft werden, doch behielt das Stift eine Drittelparität. Der Verlust bedeutete ein Nachlassen der wissenschaftlichen Tätigkeit der Konventualen, da viele Publikationen in eigener Regie herausgebracht worden waren ({{titel|Meissner}}, S. 103).
  
 
Schon in den 1890er-Jahren war Šup eine der Schlüsselpersonen der christlich-sozialen Bewegung in den böhmischen Ländern. 1894 gehörte er auf dem Kongress in Leitomischl (Litomyšl) zu den Gründern der Christlich-Sozialen Partei für Böhmen und Mähren. 1899 zählte er auf dem Kongress in Welehrad (Velehrad) neben Jan Šrámek zur Gründergruppe der Mährisch-schlesischen christlich-sozialen Partei und war ab 1900 stellvertretender Vorsitzender ihres Exekutivausschusses. 1913–18 war er wie auch schon sein Vorgänger [[Korčian, Benedikt|Benedikt Korčian]] als Vertreter des konservativen Großgrundbesitzes Abgeordneter des mährischen Landtages 1918–19 beteiligte er sich an der Vereinigung der katholischen Parteien zur Tschechoslowakischen Volkspartei. Er war ein Anhänger und Propagandist der slawischen Solidaritätsidee. 1918 engagierte er sich als Initiator und führender Organisator in der Reformbewegung der katholischen Geistlichkeit, verfasste das Programm des Brünner Geistlichenvereins und vertrat Mähren in der Leitung des Reichsverbands der katholischen Geistlichen (1919). Häufig trat er als Redner der kirchlich-unionistischen Bewegung auf, so im Rahmen einer Tagung vom 4. bis 6. September 1921 in Welehrad.
 
Schon in den 1890er-Jahren war Šup eine der Schlüsselpersonen der christlich-sozialen Bewegung in den böhmischen Ländern. 1894 gehörte er auf dem Kongress in Leitomischl (Litomyšl) zu den Gründern der Christlich-Sozialen Partei für Böhmen und Mähren. 1899 zählte er auf dem Kongress in Welehrad (Velehrad) neben Jan Šrámek zur Gründergruppe der Mährisch-schlesischen christlich-sozialen Partei und war ab 1900 stellvertretender Vorsitzender ihres Exekutivausschusses. 1913–18 war er wie auch schon sein Vorgänger [[Korčian, Benedikt|Benedikt Korčian]] als Vertreter des konservativen Großgrundbesitzes Abgeordneter des mährischen Landtages 1918–19 beteiligte er sich an der Vereinigung der katholischen Parteien zur Tschechoslowakischen Volkspartei. Er war ein Anhänger und Propagandist der slawischen Solidaritätsidee. 1918 engagierte er sich als Initiator und führender Organisator in der Reformbewegung der katholischen Geistlichkeit, verfasste das Programm des Brünner Geistlichenvereins und vertrat Mähren in der Leitung des Reichsverbands der katholischen Geistlichen (1919). Häufig trat er als Redner der kirchlich-unionistischen Bewegung auf, so im Rahmen einer Tagung vom 4. bis 6. September 1921 in Welehrad.

Aktuelle Version vom 19. November 2019, 12:40 Uhr

Prokop Šup OSB

Prokop Šup

benutzte Pseudonyme: P. Š. Senický, Zdravko Smíšek, Procopius Barthol. Šup

5. Abt des Klosters Raigern 1912–1921

* 24. Aug. 1866 Groß Senitz, Mähren [Senice na Hané, CZ]
† 12. Dez. 1921 Raigern [Rajhrad, CZ]

Prokop Šup, Taufname Bartoloměj (Bartholomäus), stammte aus Groß Senitz bei Olmütz, wo er am 24. August 1866 als Sohn eines Landarbeiterehepaars geboren wurde. Nach der Matura am tschechischen Gymnasium in Olmütz (SMBO 1921)[1] arbeitete er 1886 vorübergehend als Privatlehrer in Landshut (Lanžhot), gab die Stelle aber wegen Anzeichen einer Lungenerkrankung auf. Am 8. September 1887 trat er als Novize in die Benediktinerabtei Raigern ein. Nach dem Noviziatsjahr studierte er an der Hauslehranstalt, die Prüfungen absolvierte er an der theologischen Lehranstalt in Brünn. Am 18. Oktober 1891 zur feierlichen Profess zugelassen, wurde er am 31. Juli 1892 in Brünn zum Priester geweiht. Bis zu seiner Abtwahl am 7. August 1912 war Novizenmeister und Lektor der Theologie am Hausstudium.

In Abt Prokops Amtszeit fiel der Erste Weltkrieg, der dem Kloster vor allem finanzielle Lasten brachte. Von Einquartierungen blieb es größtenteils verschont, beherbergte aber ein Lazarett, für dessen Betriebskosten das Kloster aufkam. Die beiden Kriegsanleihen, die Abt Prokop zeichnen musste, verursachten dem Kloster später große finanzielle Nöte, ebenso wie die politischen Umwälzungen des Jahres 1918, von denen sich das Stift nur sehr schwer erholte (Gründung des tschechoslowakischen Staates, neue Steuergesetze, kirchenfeindliche Haltung natio­naler Kreise). Der Zerfall der Donaumonarchie 1918 erschwerte auch den Kontakt zur österreichischen Benediktinerkongregation vom hl. Josef, zu der die Abtei Raigern gehörte. 1919 musste die klostereigene Druckerei in Brünn an den katholischen Bauverein verkauft werden, doch behielt das Stift eine Drittelparität. Der Verlust bedeutete ein Nachlassen der wissenschaftlichen Tätigkeit der Konventualen, da viele Publikationen in eigener Regie herausgebracht worden waren (Meissner, S. 103).

Schon in den 1890er-Jahren war Šup eine der Schlüsselpersonen der christlich-sozialen Bewegung in den böhmischen Ländern. 1894 gehörte er auf dem Kongress in Leitomischl (Litomyšl) zu den Gründern der Christlich-Sozialen Partei für Böhmen und Mähren. 1899 zählte er auf dem Kongress in Welehrad (Velehrad) neben Jan Šrámek zur Gründergruppe der Mährisch-schlesischen christlich-sozialen Partei und war ab 1900 stellvertretender Vorsitzender ihres Exekutivausschusses. 1913–18 war er wie auch schon sein Vorgänger Benedikt Korčian als Vertreter des konservativen Großgrundbesitzes Abgeordneter des mährischen Landtages 1918–19 beteiligte er sich an der Vereinigung der katholischen Parteien zur Tschechoslowakischen Volkspartei. Er war ein Anhänger und Propagandist der slawischen Solidaritätsidee. 1918 engagierte er sich als Initiator und führender Organisator in der Reformbewegung der katholischen Geistlichkeit, verfasste das Programm des Brünner Geistlichenvereins und vertrat Mähren in der Leitung des Reichsverbands der katholischen Geistlichen (1919). Häufig trat er als Redner der kirchlich-unionistischen Bewegung auf, so im Rahmen einer Tagung vom 4. bis 6. September 1921 in Welehrad.

Daneben betätigte er sich (auch noch als Prälat) wissenschaftlich und publizistisch. Seine bevorzugten Forschungsgebiete, über die er eine Reihe von Abhandlungen in tschechischen Zeitschriften publizierte, waren die Nationalökonomie und die Kulturverhältnisse der Slawen. Als sein bestes, selbständig erschienenes Werk gilt seine Abhandlung über die von Beck-Bienerth herausgegebene Staatsvorlage über soziales Versicherungswesen (SMBO 1921). Von 1893 bis 1899 redigierte er in Brünn die erste christlich-soziale Zeitung Dělník (Wochenblatt) sowie ab 1897 die Zeitung Obecné noviny (Gemeindezeitung) bzw. ab 1898 Hlas (Die Stimme). Desweiteren verfasste er zahlreiche Beiträge für die katholische Presse. Er zählte zum Kreis der tschechisch katholischen Moderne. An literarischen Arbeiten veröffentlichte er Gedichte in Květy mariánské und in Škola božského srdce Páně, Belletristik in Hlídka literární und mehrere Lustspiele, u. a. Čert a Káča, 1915, Tři mikulášské scény, 1921, und Centrála na blechy, 1921. Aufgrund seiner umfassenden slawischen Sprachkenntnisse übersetzte er v. a. polnische Belletristik, wie u. a. Józef Ignacy Kraszewskis Řím za Nerona, 1891.

Ein überraschender Schlaganfall am 5. Dezember 1921 führte am 12. Dezember 1921 zu Šups Tod. Seine 80jährige Mutter, sowie ein Bruder, tschechoslowakischer Kapitän, und eine verheiratete Schwester überlebten ihn. Er wurde am 15. Dezember bei außerordentlicher Teilnahme von kirchlicher und weltlicher Seite auf dem Ortsfriedhof Raigern an der Kirchmauer im sogenannten Kloster-Friedensgarten beigesetzt; den Kondukt führte Bischof Dr. Klein von Brünn. Am 9. Februar 1922 wurde der bisherige Prior P. Petrus Hlobil zum Abt gewählt, nachdem sich die staatliche Inventurkommission über zwei Monate im Kloster aufgehalten, erhebliche Kosten verursacht und die Hausordnung empfindlich gestört hatte.

gge, Nov. 2019

  1. nach ÖBL in Brünn

D:

Vest.: 1887; Prof.: 18. Okt. 1891; Sac.: 31. Juli 1892; Abbas: el. 7. Aug. 1912.

W:

Čert a Káča, 1915 · Tři mikulášské scény, 1921 · Centrála na blechy, 1921.

L:

Meissner, Erhard: Die Benediktinerabtei Raigern im Wandel zweier Jahrhunderte (1813–1950), in: Bohemia : Jahrbuch des Collegium Carolinum, Band 19, München, Wien: R. Oldenbourg, 1978, S. 85–121 · Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 50f. (P. Marek) · Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 33, NF 2, (1912), S. 794.

Normdaten:

GND: 1049231716

Zitierempfehlung: Šup, Prokop, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 19.11.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/%C5%A0up,_Prokop

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