Altthaler, Vitalis

Vitalis Altthaler OSB

Vitalis Altthaler

64. Abt der Benediktinerabtei Ottobeuren 1986–2002

* 03. Sep. 1932 Irpisdorf, Ostallgäu
† 19. Jan. 2022 Ottobeuren

Vitalis Altthaler, Taufname Erwin, wurde am 3. September 1932 in Irpisdorf im Ostallgäu als Sohn des Landwirts Ludwig Altthaler und seiner Gattin Maria, vormals Wörle, geboren. Nach Besuch der Volksschule und in Ottobeuren des Collegiums Rupertinum absolvierte er das Gymnasium St. Stephan in Augsburg. 1953 begann er das Studium der Philosophie und Theologie an der Universität München und trat 1956 der Korporation Vindelicia im Cartellverband der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen (CV) bei.

1958 bat Altthaler um Aufnahme in die Abtei Ottobeuren und erhielt den Ordensnamen Vitalis. Am 10. Mai 1959 legte er unter Abt Vitalis Maier (1912–1986) die zeitlichen, am 17. Juni 1962 die feierlichen Gelübde ab. 1959 erhielt er in St. Ottilien die Diakonen-, am 17. Juli 1960 in Ottobeuren durch Bischof Joseph Freundorfer die Priesterweihe. Die Primiz feierte er in Ingenried.

Anschließend studierte P. Vitalis in München Chemie, Biologie und Geographie für das Lehramt an höheren Schulen. Das Referendariat absolvierte er am Max-Plank-Gymnasium in seiner Studienstadt und am Collegium Rupertinum. Ab 1969 unterrichtete er an der Rupert-Neß-Realschule und am Rupert-Neß-Gymnasium in Ottobeuren. Beide Schulen leitete er von 1979 bis 1986 als Direktor. Ebenfalls 1969 ernannte Abt Vitalis Maier den jungen Priester zum Prior der Hausgemeinschaft.

In Klosterleitung, Seelsorge, Unterricht und Verwaltung erfahren, wählten die Mönche P. Vitalis Altthaler nach Rücktritt seines Vorgängers am 21. Mai 1986 zum Klostervorsteher. Der Augsburger Bischof Joseph Stimpfle benedizierte ihm am 3. August in der Basilika zum 64. Abt von Ottobeuren (3. nach der Wiederbegründung).

In seiner Amtszeit standen bedeutende Umbau- und Renovierungsarbeiten in der Abtei, einer der größten Klosteranlagen Deutschlands, an. Das Bildungshaus wurde erweitert, der Museumsbetrieb erlebte einen großen Aufschwung. Zahlreiche Kunstschätze konnten erworben oder restauriert werden. 1997 tagte das Generalkapitel der Bayerischen Benediktinerkongregation im Kloster, 1998 die Präsidessynode der benediktinischen Konföderation. Die seit 1959 bestehende Gemeindepartnerschaft Ottobeurens zu Norcia lag ihm besonders am Herzen.

Ein wichtiges Anliegen waren dem Abt, musisch selbst sehr begabt, die seit 1945 stattfindenden „Ottobeurer Konzerte“. In Altthalers Amtszeit leiteten Dirigenten wie Leonard Bernstein, Sir Colin Davis, Wolfgang Sawallisch, Mstislaw Rostropowitsch oder Riccardo Muti Aufführungen in der Basilika. 1995 feierte Ottobeuren im Gedenken an Anton Bruckner die Internationalen Brucknertage, 2000 konnte das Chinesische Nationalorchester im Kloster begrüßt werden. Altthaler führte auch die Begegnungstage mit verschiedenen europäischen Nationen weiter. Sie waren 1953 zum kulturellen und religiösen Austausch begründet worden als Reaktion auf die Schrecken des Nationalsozialismus. Teilnehmer aus dem In- und Ausland wollten gemeinsame Werte betonen und fördern zur friedlichen Verständigung untereinander. Zu den Höhepunkten zählen das Christlich-Jüdisch-Islamische Treffen (1988) oder die Europäische Begegnung 1990 nach der deutschen Wiedervereinigung.

2002 legte Vitalis Altthaler im 70. Lebensjahr sein Amt nieder (Nachfolger: Paulus Maria Weigele). Zum Dank und in Würdigung seiner großen Verdienste widmete ihm der Konvent die Festschrift „Fides et Flora“. Der 64. Abt von Ottobeuren starb am 19. Januar 2022 und wurde in der Gruft des Benediktinerklosters bestattet, wegen der Corona-Regelungen ohne öffentliche Beteiligung.

Winfried Schwab, Jan. 2022


D:

Prof.: 10. Mai 1959, 17. Juni 1962; Diac.: 13. Sep. 1959; Sac.: 17. Juli 1960; Abbas: el. 21. Mai 1986, ben. 3. Aug. 1986, res. 2002.

W:

Die Entwicklung von Ottobeuren seit 1800. Zulassungsarbeit an der Ludwigs-Maximiliams-Universität München, München 1966 · In memoriam P. Aegidius Kolb OSB, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 104 (1993), S. 429–431.

L:

Benediktinerabtei Ottobeuren (Hrsg.), Fides et flora. Festgabe des Konvents der Benediktinerabtei Ottobeuren für Abt Vitalis Altthaler, Ottobeuren 2002 · Kränkl, Emmeram: Das Bild des Abtes in der Regel Benedikts. Vortrag zum 70. Geburtstag von Abt Vitalis Altthaler, 22. Sept. 2002, in: Stephania 74 (2002), S. 54–70 · Vitalis (Erwin) Altthaler OSB, in: Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen und Cartellverband der katholischen österreichischen Studentenverbindungen (Hrsg.), Bischöfe, Äbte, Pröpste aus dem CV und ÖCV, Regensburg, Wien 2009, S. 8 · Touristikamt Kur & Kultur Ottobeuren (Hrsg.), 70 Jahre Ottobeurer Konzerte und Begegnungen, Ottobeuren 2019, S. 80–96, 129.

Normdaten:

GND: 130876011

Zitierempfehlung: Altthaler, Vitalis, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 7.02.2022, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Altthaler,_Vitalis

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