Ammann, Joachim: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Alois Ammann besuchte von 1911 bis 1918 die Stiftsschule Einsiedeln und trat nach der Matura 1919 in die oberbayerische Missionsbenediktinerabtei [[St. Ottilien]] ein. Nach dem Theologiestudium in München (1920–1923) legte er am 5. Februar 1923 die feierliche Profess ab und wurde am 9. März 1923 in Dillingen von Bischof Maximilian von Lingg zum Priester geweiht.
 
Alois Ammann besuchte von 1911 bis 1918 die Stiftsschule Einsiedeln und trat nach der Matura 1919 in die oberbayerische Missionsbenediktinerabtei [[St. Ottilien]] ein. Nach dem Theologiestudium in München (1920–1923) legte er am 5. Februar 1923 die feierliche Profess ab und wurde am 9. März 1923 in Dillingen von Bischof Maximilian von Lingg zum Priester geweiht.
  
Weil er Schweizer war<ref>Deutsche durften erst 1926 wieder einreisen.</ref>, wurde er noch im selben Jahr in die Mission nach Tanganjika (Tansania), Ostafrika, in die damalige Apostolische Präfektur Lindi, gesandt, die durch die Ausweisung der deutschen Missionare nach dem Ersten Weltkrieg personell ausgeblutet war.<ref>Nur drei Schweizer hatten bleiben dürfen, darunter der Apostolische Präfekt [[Steiger, Gallus|Gallus Steiger.</ref> Dort lernte er Kisuaheli, Arabisch und Kimwera und leitete sieben Jahre die Missionsstation Mnero. Seine ethnographischen Aufzeichnungen über die im Gebiet von Ndanda lebenden Mwera wurden in den 1960er Jahren zur Vorbereitung von Neumissionaren genutzt. Nachdem 1931 das Missionsgebiet von Lindi in zwei gefreite Abteien geteilt wurde, übernahm Amman den östlichen Teil mit dem Zentrum Ndanda und wurde am 29. Mai 1932 zum Abt der Territorialabtei Ndanda ernannt und von Erzbischof Arthur Hinsley am 24. August unter freiem Himmel benediziert. Assistenten waren Erzabt [[Weber, Norbert|Norbert Weber]] und Abt [[Steiger, Gallus|Gallus Steiger]] von Peramiho.
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Weil er Schweizer war<ref>Deutsche durften erst 1926 wieder einreisen.</ref>, wurde er noch im selben Jahr in die Mission nach Tanganjika (Tansania), Ostafrika, in die damalige Apostolische Präfektur Lindi, gesandt, die durch die Ausweisung der deutschen Missionare nach dem Ersten Weltkrieg personell ausgeblutet war.<ref>Nur drei Schweizer hatten bleiben dürfen, darunter der Apostolische Präfekt [[Steiger, Gallus|Gallus Steiger]].</ref> Dort lernte er Kisuaheli, Arabisch und Kimwera und leitete sieben Jahre die Missionsstation Mnero. Seine ethnographischen Aufzeichnungen über die im Gebiet von Ndanda lebenden Mwera wurden in den 1960er Jahren zur Vorbereitung von Neumissionaren genutzt. Nachdem 1931 das Missionsgebiet von Lindi in zwei gefreite Abteien geteilt wurde, übernahm Amman den östlichen Teil mit dem Zentrum Ndanda und wurde am 29. Mai 1932 zum Abt der Territorialabtei Ndanda ernannt und von Erzbischof Arthur Hinsley am 24. August unter freiem Himmel benediziert. Assistenten waren Erzabt [[Weber, Norbert|Norbert Weber]] und Abt [[Steiger, Gallus|Gallus Steiger]] von Peramiho.
  
 
Am 11. Dezember 1933 ernannte Papst Pius XI. Abt Amman ad personam zum Bischof von Petnelissus i.p.i. und am 11. März 1934 spendete ihm Bischof Joseph Kumpfmüller von Augsburg unter Assistenz der Bischöfe [[Netzhammer, Raymund|Raymund Netzhammer]] OSB, emeritierter Bischof von Bukarest, und Joseph Ambühl, Bischof von Basel und Lugano, die Bischofsweihe. Amman war damit einer der jüngsten Oberhirten der katholischen Kirche.
 
Am 11. Dezember 1933 ernannte Papst Pius XI. Abt Amman ad personam zum Bischof von Petnelissus i.p.i. und am 11. März 1934 spendete ihm Bischof Joseph Kumpfmüller von Augsburg unter Assistenz der Bischöfe [[Netzhammer, Raymund|Raymund Netzhammer]] OSB, emeritierter Bischof von Bukarest, und Joseph Ambühl, Bischof von Basel und Lugano, die Bischofsweihe. Amman war damit einer der jüngsten Oberhirten der katholischen Kirche.

Aktuelle Version vom 29. März 2022, 09:29 Uhr

Joachim Ammann OSB

Joachim Ammann

Abt und Bischof der Territorialabtei Ndanda 1932/33–1948

* 28. Feb. 1898 Wil, Kt. St. Gallen
† 19. Aug. 1981 Münsterschwarzach

Joachim Ammann, Taufname Alois, wurde am 28. Februar 1898 in Wil im Schweizer Kanton St. Gallen als Sohn des Dessinateurs Moritz Ammann geboren. Sein Großvater Moritz Ammann stammte aus Nenzing in Vorarlberg, Österreich. Er hatte als junger Mann Arbeit in der Schweiz gefunden, 1857 eine Liechtensteinerin geheiratet und war in der Schweiz geblieben.

Alois Ammann besuchte von 1911 bis 1918 die Stiftsschule Einsiedeln und trat nach der Matura 1919 in die oberbayerische Missionsbenediktinerabtei St. Ottilien ein. Nach dem Theologiestudium in München (1920–1923) legte er am 5. Februar 1923 die feierliche Profess ab und wurde am 9. März 1923 in Dillingen von Bischof Maximilian von Lingg zum Priester geweiht.

Weil er Schweizer war[1], wurde er noch im selben Jahr in die Mission nach Tanganjika (Tansania), Ostafrika, in die damalige Apostolische Präfektur Lindi, gesandt, die durch die Ausweisung der deutschen Missionare nach dem Ersten Weltkrieg personell ausgeblutet war.[2] Dort lernte er Kisuaheli, Arabisch und Kimwera und leitete sieben Jahre die Missionsstation Mnero. Seine ethnographischen Aufzeichnungen über die im Gebiet von Ndanda lebenden Mwera wurden in den 1960er Jahren zur Vorbereitung von Neumissionaren genutzt. Nachdem 1931 das Missionsgebiet von Lindi in zwei gefreite Abteien geteilt wurde, übernahm Amman den östlichen Teil mit dem Zentrum Ndanda und wurde am 29. Mai 1932 zum Abt der Territorialabtei Ndanda ernannt und von Erzbischof Arthur Hinsley am 24. August unter freiem Himmel benediziert. Assistenten waren Erzabt Norbert Weber und Abt Gallus Steiger von Peramiho.

Am 11. Dezember 1933 ernannte Papst Pius XI. Abt Amman ad personam zum Bischof von Petnelissus i.p.i. und am 11. März 1934 spendete ihm Bischof Joseph Kumpfmüller von Augsburg unter Assistenz der Bischöfe Raymund Netzhammer OSB, emeritierter Bischof von Bukarest, und Joseph Ambühl, Bischof von Basel und Lugano, die Bischofsweihe. Amman war damit einer der jüngsten Oberhirten der katholischen Kirche.

Abtbischof Ammann erforschte Sprache und Gebräuche der Mwera, sorgte für den Bau neuer Missionsstationen, Krankenhäuser und Schulen und organisierte 1935 (nach seinen eigenen Plänen) den Bau der Kathedrale in Ndanda, die 1938 geweiht wurde. Er förderte die Mitarbeit der Laien und das christliche Recht (statt des islamischen). Darauf bedacht, dass die zum Christentum Konvertierten nicht kulturell entwurzelt würden, übernahm er von den Mwera u.a. die Initiation mit Beschneidung (die er in Mnero noch abgelehnt hatte). Im Bemühen um die Inkulturation predigte er in der Stammessprache Kimwera. 1939 ließ er in dieser Sprache ein kleines Gebet- und Gesangbuch drucken, später auch eine Sammlung von Predigten. Pichlers Katholisches Religionsbüchlein ließ er in das überregionale Kisuaheli übersetzen und drucken. Um 1940 begann er mit dem Aufbau einer einheimischen Benediktinerinnenkongregation, die 1946 kanonisch errichtet wurde (Kongregation Unserer lieben Frau, Hilfe der Christen). In der Zeit des Zweiten Weltkriegs, der sein Aufbauwerk zunichte zu machen drohte, wehrte er sich als gebürtiger Schweizer vehement gegen die Vertreibung der deutschen Missionare, u.a. durch persönliche Vorsprache im Foreign Office in London.

1947 kehrte er krankheitsbedingt und wegen widriger Umstände in der Mission (es gab zahlreiche Gerüchte um sein Privatleben) nach Europa zurück und gab am 15. Dezember 1948 die Leitung der Abtei und der zugehörigen Teilkirche ab (Nachfolger: Viktor Hälg). Von 1949 bis 1958 lebte er im Benedictinum in Fribourg in der Schweiz, dann bis zu seinem Tod 1981 in Münsterschwarzach. Wenn sein Gesundheitszustand es erlaubte, hielt er Vorlesungen und Vorträge an theologischen Fakultäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Am Zweiten Vatikanischen Konzil nahm er als Mitglied der Vorbereitungskommission teil. Am 16. Oktober 1963 hielt er ein Plädoyer für die Neuordnung der päpstlichen Diplomatie und die Abschaffung der Nuntiaturen, die zwar große Beachtung fand, aber nicht umgesetzt wurde. 1968 kehrte er anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der katholischen Kirche in Tansania ein einziges Mal nach Ostafrika zurück, wo ihm ein begeisterter Empfang bereitet wurde.

Sein Wirken wurde 1959 vom hl. Stuhl mit der Ernennung zum Päpstlichen Thronassistenten und römischen Grafen geehrt. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er wegen seiner Schwerhörigkeit weitgehend zurückgezogen in Münsterschwarzach, wo er am 19. August 1981 starb und in einer Seitenkapelle der Abteikirche beigesetzt wurde.

gge, Nov. 2019

  1. Deutsche durften erst 1926 wieder einreisen.
  2. Nur drei Schweizer hatten bleiben dürfen, darunter der Apostolische Präfekt Gallus Steiger.

D:

Vest.: 21. März 1919; Prof.: 5. April 1920, 5. Feb. 1923; Sac.: 9. März 1923; Abbas: el. 29. Mai 1932, ben. 24. Aug. 1932; Ep.: nom. 11 Dez. 1933; cons. 11. März 1934 (Bf. Joseph Kumpfmüller), res. 15 Dez. 1949; Dev.: In patientia.

L:

Auf der Maur, Ivo: Abtbischof Joachim Ammann OSB 1898–1981, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 93 (1982), S. 1055–1061 · Sieber, Gottfried: Joachim Ammann (1898–1981) – Abt und Bischof in Tanganyika (1931–1981), in: Beständigkeit und Sendung. Festschrift St. Ottilien, hg. von Gottfried Sieber und Cyrill Schäfer. St. Ottilien, 2003, S. 363–368 · Lebenslauf von Joachim Amman OSB, in: Die Mwera in Südost-Tansania: ihre Lebensweise und Kultur um 1920 nach Joachim Ammann OSB und Meinulf Küsters OSB. Herausgegeben von Maria Kecskési. Herbert Utz Verlag, 2012, S. 22–24.

Normdaten:

GND: 137600844

Zitierempfehlung: Ammann, Joachim, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 29.03.2022, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Ammann,_Joachim

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