Baur, Benedikt: Unterschied zwischen den Versionen

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Benedikt Baur, Taufname Karl [Borromäus], kam 1893 in die Oberstufe der Oblatenschule der Benediktinerabtei Seckau und trat, wie es damals üblich war noch vor dem Abitur, in die Erzabtei Beuron ein ( 24. Sep. 1897). Zehn Tage später wurde er von Erzabt [[Wolter, Placidus|Placidus Wolter]] als Novize eingekleidet und erhielt den hl. [[Benedikt von Nursia]] zum Patron. Nach der ersten Profess am 5. Oktober 1898 studierte er in Beuron und Maria Laach Philosophie und Rom, Sant’Anselmo, Theologie. Am 20. September 1903 wurde er zum Priester geweiht und 1904 in Rom zum Doktor der Theologie promoviert.
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Benedikt Baur, Taufname Karl [Borromäus], wurde 1877 als Sohn des Maurers Josef Baur und seiner Frau Magdalena geb. Schreiber geboren. Er kam 1893 in die Oberstufe der Oblatenschule der Benediktinerabtei Seckau und trat, wie es damals üblich war noch vor dem Abitur, in die Erzabtei Beuron ein ( 24. Sep. 1897). Zehn Tage später wurde er von Erzabt [[Wolter, Placidus|Placidus Wolter]] als Novize eingekleidet und erhielt den hl. [[Benedikt von Nursia]] zum Patron. Nach der ersten Profess am 5. Oktober 1898 studierte er in Beuron und Maria Laach Philosophie und Rom, Sant’Anselmo, Theologie. Am 20. September 1903 wurde er von Erzbischof Thomas Nörber in Beuron zum Priester geweiht und 1904 in Rom zum Doktor der Theologie promoviert.
  
Von 1905 bis 1913 lehrte er Dogmatik und Kirchenrecht an der Theologischen Hochschule Beuron. Von 1907 bis 1910 war er dort auch Klerikerpräfekt. In dieser Zeit verfasste er mehrere Denkschriften an das Generalkapitel der Bweuroner Kongregation, in denen er auf die Unzulänglichkeiten des Ausbildungssystems aufmerksam machte und sich für eine bessere Gestaltung des Unterrichts einsetzte. An der Debatte um den am 1. September 1910 von Papst Pius X. eingeführten sog. Antimodernisteneid beteiligte er sich mit der Schrift ''Klarheit und Wahrheit. Eine Erklärung des Antimodernisteneids'' (Freiburg 1911).
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Von 1905 bis 1913 lehrte er Dogmatik an der Theologischen Hochschule Beuron. Von 1907 bis 1910 war er dort auch Klerikerpräfekt. In dieser Zeit verfasste er mehrere Denkschriften an das Generalkapitel der Bweuroner Kongregation, in denen er auf die Unzulänglichkeiten des Ausbildungssystems aufmerksam machte und sich für eine bessere Gestaltung des Unterrichts einsetzte. An der Debatte um den am 1. September 1910 von Papst Pius X. eingeführten sog. Antimodernisteneid beteiligte er sich mit der Schrift ''Klarheit und Wahrheit. Eine Erklärung des Antimodernisteneids'' (Freiburg 1911).
  
Am 28. Oktober 1912 wurde er von Pius X. aus einem Dreiervorschlag als Rektor des griechischen Kollegs ''St. Atanasio'' in Rom ausgewählt, das für die Betreuung der Priesterseminaristen des griechischen Ritus zuständig war. Mit dem Kriegseintritt Italiens wich er mit den Seminaristen nach Maria Einsiedeln in der Schweiz aus und kehrte nach der Auflösung des Kollegs 1916 nach Beuron zurück. Dort übertrug ihm Erzabt [[Schober, Ildefons|Ildefons Schober]] das Amt des Novizenmeisters, das Benedikt Baur zunächst auch unter dem 1918 gewählten Erzabt [[Walzer, Raphael|Raphael Walzer]] behielt. 1919 ging er als Philosophieprofessor an das Gymnasium der Abtei Engelberg in der Schweiz, um den an der Grippe gestorbenen P. Sigisbert Cavelti zu ersetzen. Dessen Skripten gab er in erweiterteer Form 1921 unter dem Titel ''Grundriß der Philosophie'' heraus (mehrere Auflagen).
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Am 28. Oktober 1912 wurde er von Pius X. aus einem Dreiervorschlag als Rektor des griechischen Kollegs ''St. Atanasio'' in Rom ausgewählt, das für die Betreuung der Priesterseminaristen des griechischen Ritus zuständig war. Mit dem Kriegseintritt Italiens wich er mit den Seminaristen nach Maria Einsiedeln in der Schweiz aus und kehrte nach der Auflösung des Kollegs 1916 nach Beuron zurück. Dort übertrug ihm Erzabt [[Schober, Ildefons|Ildefons Schober]] das Amt des Novizenmeisters, das Benedikt Baur zunächst auch unter dem 1918 gewählten Erzabt [[Walzer, Raphael|Raphael Walzer]] behielt. 1919 ging er als Philosophielehrer an das Gymnasium der Abtei Engelberg in der Schweiz, um den an der Grippe gestorbenen P. Sigisbert Cavelti zu ersetzen. Dessen Skripten gab er in erweiterter Form 1921 unter dem Titel ''Grundriß der Philosophie'' heraus (mehrere Auflagen).
  
Von 1921 wieder in Beuron, war er dort Subprior und als Nachfolger des zum Abt von Neresheim gewählten [[Durst, Bernhard|Bernhard Durst]] Dogmatikprofessor an der Hochschule. In dieser Zeit entstanden auch mehrere Schriften, die seinen Ruf als asketisch-spiritueller Schriftsteller begründeten (u.a. ''Häufige Beichte'', bis 1959 zehn Auflagen). 1924 ging Benedikt Baur als Spiritual an das Benediktinerkolleg bei St. Peter in Salzburg und übernahm auch dort Vorlesungen. Seinen wissenschaftlichen Befähigungsnacheis erbrachte er der Fakultät durch die nicht im Druck erschienene Schrift ''Der Standpunkt des hl. Benedikt von Nursia in der Gnadenlehre. Ein Beispiel zur Asketik der Benediktinerregel''.
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Von 1921 wieder in Beuron, war er dort Subprior und als Nachfolger des zum Abt von Neresheim gewählten [[Durst, Bernhard|Bernhard Durst]] Dogmatikprofessor an der Hochschule. In dieser Zeit entstanden auch mehrere Schriften, die seinen Ruf als asketisch-spiritueller Schriftsteller begründeten und mehrere Auflagen erreichten (u.a. ''Häufige Beichte'', bis 1959 zehn Auflagen). 1924 ging Benedikt Baur als Spiritual an das Benediktinerkolleg bei St. Peter in Salzburg und übernahm auch dort Vorlesungen. Seinen wissenschaftlichen Befähigungsnacheis erbrachte er der Fakultät durch die nicht im Druck erschienene Schrift ''Der Standpunkt des hl. Benedikt von Nursia in der Gnadenlehre. Ein Beispiel zur Asketik der Benediktinerregel''.
  
 
In diese Zeit, auch noch als Professor für Dogmatik an der Benediktinerhochschule Sant'Anselmo in Rom 1931 bis 1938, fällt seine Mitarbeit am Schott-Messbuch. Für die 33. Auflage (1929) verfasste er die Einführung in die Sonntagsmessen neu. Im Rahmen der aufkommenden liturgischen Bewegung entstand das dreibändige Werk ''Werde Licht. Liturgische Betrachtungen an den Sonn- und Wochentagen des Kirchenjahres (Freiburg 1936), das mehrere Auflagen erlebte und in viele Sprachen übersetzt wurde. Ein vierter Band folgte 1955 unter dem Titel ''Die liturgischen Betrachtungen über eine Auswahl von Heiligen des römischen Meßbuches''.
 
In diese Zeit, auch noch als Professor für Dogmatik an der Benediktinerhochschule Sant'Anselmo in Rom 1931 bis 1938, fällt seine Mitarbeit am Schott-Messbuch. Für die 33. Auflage (1929) verfasste er die Einführung in die Sonntagsmessen neu. Im Rahmen der aufkommenden liturgischen Bewegung entstand das dreibändige Werk ''Werde Licht. Liturgische Betrachtungen an den Sonn- und Wochentagen des Kirchenjahres (Freiburg 1936), das mehrere Auflagen erlebte und in viele Sprachen übersetzt wurde. Ein vierter Band folgte 1955 unter dem Titel ''Die liturgischen Betrachtungen über eine Auswahl von Heiligen des römischen Meßbuches''.
  
1938 von Rom nach Beuron zurückberufen, wurde er dort Subprior und im selben Jahr – nach dem Verzicht des Erzabtes [[Walzer, Raphael|Raphael Walzer]] – von Papst Pius XI. aus einem Dreiervorschlag zum Erzabt von Beuron ausgewählt (18. Jan. 1938). Die Benediktion spendete ihm Erzbischof Conrad Gröber am 24. Februar 1938.  
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=== Erzabt in Beuron ===
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1938 von Rom nach Beuron zurückberufen, wurde Baur dort Subprior und im selben Jahr – nach dem Verzicht des Erzabtes [[Walzer, Raphael|Raphael Walzer]] – von Papst Pius XI. aus einem Dreiervorschlag zum Erzabt von Beuron ausgewählt (18. Jan. 1938). Die Benediktion spendete ihm Erzbischof Conrad Gröber am 24. Februar 1938.  
  
 
Erzabt Benedikt Baur war besonders bemüht um die Erneuerung der Liturgie. Er gründete das Vetus-Latina-Institut, das sich mit der wissenschaftlichen Auswertung frühchristlicher lateinischer Bibeltexte befasst.
 
Erzabt Benedikt Baur war besonders bemüht um die Erneuerung der Liturgie. Er gründete das Vetus-Latina-Institut, das sich mit der wissenschaftlichen Auswertung frühchristlicher lateinischer Bibeltexte befasst.

Version vom 27. Januar 2016, 14:39 Uhr

Benedikt Baur OSB

Benedikt Baur

5. Erzabt von Beuron 1938–1955

* 09. Dez. 1877 Mengen, Württemberg
† 10. Nov. 1963 Beuron

Benedikt Baur, Taufname Karl [Borromäus], wurde 1877 als Sohn des Maurers Josef Baur und seiner Frau Magdalena geb. Schreiber geboren. Er kam 1893 in die Oberstufe der Oblatenschule der Benediktinerabtei Seckau und trat, wie es damals üblich war noch vor dem Abitur, in die Erzabtei Beuron ein ( 24. Sep. 1897). Zehn Tage später wurde er von Erzabt Placidus Wolter als Novize eingekleidet und erhielt den hl. Benedikt von Nursia zum Patron. Nach der ersten Profess am 5. Oktober 1898 studierte er in Beuron und Maria Laach Philosophie und Rom, Sant’Anselmo, Theologie. Am 20. September 1903 wurde er von Erzbischof Thomas Nörber in Beuron zum Priester geweiht und 1904 in Rom zum Doktor der Theologie promoviert.

Von 1905 bis 1913 lehrte er Dogmatik an der Theologischen Hochschule Beuron. Von 1907 bis 1910 war er dort auch Klerikerpräfekt. In dieser Zeit verfasste er mehrere Denkschriften an das Generalkapitel der Bweuroner Kongregation, in denen er auf die Unzulänglichkeiten des Ausbildungssystems aufmerksam machte und sich für eine bessere Gestaltung des Unterrichts einsetzte. An der Debatte um den am 1. September 1910 von Papst Pius X. eingeführten sog. Antimodernisteneid beteiligte er sich mit der Schrift Klarheit und Wahrheit. Eine Erklärung des Antimodernisteneids (Freiburg 1911).

Am 28. Oktober 1912 wurde er von Pius X. aus einem Dreiervorschlag als Rektor des griechischen Kollegs St. Atanasio in Rom ausgewählt, das für die Betreuung der Priesterseminaristen des griechischen Ritus zuständig war. Mit dem Kriegseintritt Italiens wich er mit den Seminaristen nach Maria Einsiedeln in der Schweiz aus und kehrte nach der Auflösung des Kollegs 1916 nach Beuron zurück. Dort übertrug ihm Erzabt Ildefons Schober das Amt des Novizenmeisters, das Benedikt Baur zunächst auch unter dem 1918 gewählten Erzabt Raphael Walzer behielt. 1919 ging er als Philosophielehrer an das Gymnasium der Abtei Engelberg in der Schweiz, um den an der Grippe gestorbenen P. Sigisbert Cavelti zu ersetzen. Dessen Skripten gab er in erweiterter Form 1921 unter dem Titel Grundriß der Philosophie heraus (mehrere Auflagen).

Von 1921 wieder in Beuron, war er dort Subprior und als Nachfolger des zum Abt von Neresheim gewählten Bernhard Durst Dogmatikprofessor an der Hochschule. In dieser Zeit entstanden auch mehrere Schriften, die seinen Ruf als asketisch-spiritueller Schriftsteller begründeten und mehrere Auflagen erreichten (u.a. Häufige Beichte, bis 1959 zehn Auflagen). 1924 ging Benedikt Baur als Spiritual an das Benediktinerkolleg bei St. Peter in Salzburg und übernahm auch dort Vorlesungen. Seinen wissenschaftlichen Befähigungsnacheis erbrachte er der Fakultät durch die nicht im Druck erschienene Schrift Der Standpunkt des hl. Benedikt von Nursia in der Gnadenlehre. Ein Beispiel zur Asketik der Benediktinerregel.

In diese Zeit, auch noch als Professor für Dogmatik an der Benediktinerhochschule Sant'Anselmo in Rom 1931 bis 1938, fällt seine Mitarbeit am Schott-Messbuch. Für die 33. Auflage (1929) verfasste er die Einführung in die Sonntagsmessen neu. Im Rahmen der aufkommenden liturgischen Bewegung entstand das dreibändige Werk Werde Licht. Liturgische Betrachtungen an den Sonn- und Wochentagen des Kirchenjahres (Freiburg 1936), das mehrere Auflagen erlebte und in viele Sprachen übersetzt wurde. Ein vierter Band folgte 1955 unter dem Titel Die liturgischen Betrachtungen über eine Auswahl von Heiligen des römischen Meßbuches.

Erzabt in Beuron

1938 von Rom nach Beuron zurückberufen, wurde Baur dort Subprior und im selben Jahr – nach dem Verzicht des Erzabtes Raphael Walzer – von Papst Pius XI. aus einem Dreiervorschlag zum Erzabt von Beuron ausgewählt (18. Jan. 1938). Die Benediktion spendete ihm Erzbischof Conrad Gröber am 24. Februar 1938.

Erzabt Benedikt Baur war besonders bemüht um die Erneuerung der Liturgie. Er gründete das Vetus-Latina-Institut, das sich mit der wissenschaftlichen Auswertung frühchristlicher lateinischer Bibeltexte befasst.

gge


Werke:

Ave Maria : Gedanken über das Geheimnis der Jungfrau-Mutter Maria,, Beuron : Beuroner Kunstverlag, 1935; Luzern : Rex ²1947; Beuron : Beuroner Kunstverl., ⁴1954 ; Werde Licht! Liturgische Betrachtungen an den Sonn- und Wochentagen des Kirchenjahres, Freiburg: Herder, 1937 ; Kein Maß kennt die Liebe. Ulrika Nisch, Kreuzschwester von Hegne, Konstanz: Merk & Co., 1963.

Literatur:

Ferdinand, Horst: Baur, Benedikt (Karl Borromäus), OSB, Erzabt von Beuron, Gegner des NS-Regimes, 1877–1963. Baden-Württembergische Biographien 2 (1999), S. 19 · Fiala, Virgil: Erzabt Benedikt Baur, gestorben am 10. November 1963. Erbe und Auftrag 40 (1964), S. 70–75.

Normdaten:

GND: 139948538

Zitierempfehlung: Baur, Benedikt, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 27.01.2016, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Baur,_Benedikt

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