Berlinghoff, Adelgundis

Adelgundis Berlinghoff OSB

Adelgundis Berlinghoff

Gründungsäbtissin von St. Gabriel, Smichow, 1893–1922

* 29. Jan. 1849 Planckstadt, Rhein-Neckar-Kreis
07. März 1922 Bertholdstein, Fehring, Steiermark

Adelgundis Berlinghoff, Taufname Anna oder Katharina[1], wurde in Plankstadt bei Schwetzingen als einziges Kind eines Schreiners geboren, der seiner Tochter eine gute Ausbildung bei den Freiburger Ursulinen ermöglichen konnte. Mit 17 Jahren trat sie in das Ursulinenkloster Freiburg ein (12. Mai 1866) und wurde zur „Lehrfrau“ ausgebildet. Am 26. Mai 1869 legte sie als Frau Ignatia die Profess ab.

Nach der Aufhebung des Erziehungsinstituts infolge des sog. badischen Kulturkampfs 1877 erhielt sie zwar eine Unterhaltsrente, trat aber Anfang Februar 1878 in die Benediktinerinnenabtei St. Erentrudis am Nonnberg in Salzburg ein, die ebenfalls eine Schule führte. Die Aufnahme hatte ihr Abt Maurus Wolter von Beuron vermittelt. Am 12. August 1879 legte sie mit dem Namen Adelgundis die Ordensprofess ab und erhielt die Jungfrauenweihe. 1882 wurde sie Novizenmeisterin und war Sekretärin der Äbtissin Magdalena Klotz.

Äbtissin Magdalena sandte sie am 12. November 1889 als Priorin der Gründungsgruppe in die Neugründung St. Gabriel nach Smichow bei Prag. Dort wurde sie am 13. November 1893, nachdem alle rechtlichen Fragen mit den staatlichen und kirchlichen Behörden geklärt waren, von Erzabt Placidus Wolter von Beuron, krankheitshalber vertreten durch Abt Benedikt Sauter von Emaus, zur ersten Äbtissin ernannt und am 17. November von Kardinal Schönborn unter Assistenz der Äbte Benedikt Sauter und Ildefons Schober von Seckau feierlich benediziert. Damit war die Gründungsphase des Klosters abgeschlossen.

Die neue Gemeinschaft entwickelte sich beeindruckend rasch; im November 1899 zählte der Konvent bereits 62 Personen (30 Chorfrauen, zwei Chornovizinnen, 22 Laienschwestern, acht Laienschwesterkandidatinnen). Die strenge monastische Lebensart nach Beuroner Vorbild zog zahlreiche Frauen aus der altösterreichischen und böhmischen (Hoch-)Aristokratie und dem gehobenen Bürgertum an, jedoch sollte der Konvent bereits im ersten Jahrzehnt ein völlig anderes soziales Profil bekommen. 1904 war sie beteiligt an der Neugründung von St. Hildegard in Eibingen (Rüdesheim), wo sie die Gründungsgruppe von 13 Nonnen einführte und die Chorfrau Regintrudis Sauter zur ersten Äbtissin ernannte. Nach dem Ersten Weltkrieg musste sie mit dem Konvent Prag verlassen und ging 1919 nach Bertholdstein in der Steiermark[2], wo sie am 7. März 1922 nach einem Schlaganfall starb, zwölf Tage vor ihrer langjährigen Priorin Lioba Falser.

Am 10. März 1922 wurde sie, da die Abtei noch keinen eigenen Friedhof hatte, auf dem Ortsfriedhof von Fehring beigesetzt. Wegen der strengen Klausurbestimmungen konnten nur die beiden Pfortenschwestern an der Beisetzung teilnehmen. 1934 wurde ihr Sarg von Fehring überführt und auf dem inzwischen nahe der Burg angelegten neuen Klosterfriedhof beigesetzt.

Zu Ihrer Nachfolgerin wurde Benedikta zu Schwarzenberg gewählt.

gge, März 2010, rev. Juni 2021

  1. Das Taufbuch der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus in Plankstadt verzeichnet unter dem Datum 29. Januar 1849 eine Katharina Berlinghof (ein f) als Tochter des Schreiners Joh. Adam Berlinghof und seiner Frau Odilia geb. Pfeifer. Im Protokoll über die Berufsprüfung vom 7. Mai 1869 wird der Name der Kandidatin mit Anna Berlinghoff (zwei f) angegeben Wagner-Höher, S. 409.
  2. Das Smichower Kloster wurde an die Regierung verkauft, die zunächst die Postsparkasse und später das Postmuseum darin unterbrachte.

D:

Vest.: 6. Feb. 1878 (Nonnberg); Prof.: 12. Aug. 1879; Abbatissa: nom. 13. Nov. 1893, ben. 17. Nov. 1893.

L:

Häger/Kaffanke: Zwischen Aufbruch und Beständigkeit, 2008, S. 132 (FN 168) · Wagner-Höher, Ulrike-Johanna: Die Benediktinerinnen von St. Gabriel, Bertholdstein: 1889–1919, St. Ottilien 2008, passim, bes. S. 409 (Lebensbild).


Zitierempfehlung: Berlinghoff, Adelgundis, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 18.06.2021, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Berlinghoff,_Adelgundis

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