Caloen, Gérard

Gérard van Caloen OSB

Gérard van Caloen

Abt von Olinda und Rio de Janeiro, Titularbischof, Präses der brasilianischen Benediktinerkongregation

* 12. März 1853 Lophem-lez-Bruges, Belgien
† 16. Jan. 1932 Cap d'Antibes, Südfrankreich

Gérard van Caloen, Taufname Josef, war ein Sohn des Barons Charles van Caloen, dem Bauherrn des Schlosses von Lophem bei Brügge, und seiner Frau Marie. Er hatte zwei ältere Schwestern und zwei jüngere Brüder. Das elterliche Schloss Lophem war ein ultramontanes Zentrum. Die Eltern setzten ihr Vermögen ein, um den Papst mit großen Summen zu unterstützen, der sich später dafür erkenntlich zeigte.

Beeinflusst von seinem Cousin Hildebrand de Hemptinne trat Josef 1872 als erster Novize in die Benediktinergemeinschaft von Maredsous ein, die in Maredret die Fertigstellung ihres Klosters erwartete. An der Finanzierung der Bauarbeiten hatten seine Eltern wesentlichen Anteil. 1873 wurde er in Beuron eingekleidet. Aus gesundheitlichen Gründen absolvierte er sein Noviziat an der französischen Riviera. Am 25. Mai 1874 legte er Profess ab und wurde am 23. Dezember 1876 in Montecassino zum Priester geweiht (Necrologium Beuronense; n.a. A. in Namur) und am nächsten Tag zum Prior und Novizenmeister in Maredsous ernannt (bis 1878), 1878 dann zum Bibliothekar. Dazu kam eine umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit. 1884 gründete er die Zeitschrift Messager des Fidèles, aus der 1890 die Revue Benédictine wurde.

Von 1882 bis 1886 war er Rektor der 1881 von ihm gegründeten Abteischule in Maredsous. Da es damit Schwierigkeiten gab, wurde er 1886 als Professor für Liturgie an der Benediktinerhochschule Sant’Anselmo in Rom berufen und gleichzeitig Generalprokurator der Beuroner Kongregation 1886–1888. 1888 wurde er Vorsteher des Studienhauses in Löwen, 1893 wieder Prokurator in Rom.

Am 31. Juli 1893 erhielt er den Auftrag, die vom Aussterben bedrohten brasilianischen Benediktinerklöster wiederzubeleben. Nach einer ersten Reise im April-Juli 1894 wurde er am 31. Juli 1895 von Abtprimas Hildebrand de Hemptinne im Auftrag des Papstes zum Prior des nach Brasilien abgehenden 16-köpfigen Konvents des Klosters Olinda ernannt und am 24. Mai 1896 dort Abt.

Am 26. September 1899 wurde das Kloster St.-André/Sint-Andries (Sevenkerken) in Brügge als Missionsprokur und Heimatbasis für den Nachwuchs (1901 Abtei) (wieder)begründet und Caloen im selben Jahr (8. Dez. 1899) zum Generalvikar des Generalabtes der brasilianischen Benediktinerkongregation, Domingos Machado, mit dem Recht der Nachfolge, ernannt.

Als er am 12. Mai 1903 die Abtei Rio übernehmen wollte, der dort noch residierende Abt sich aber weigerte, übernahm er die Abtei schließlich mit militärischer Hilfe, wozu Rom ihn autorisiert hatte. 28. Februar 1905 wurde er von Olinda zur Abtei São Bento do Rio de Janeiro transferiert und 1906 Titularbischof von Foça (Phocea) i.p.i.. Die Bischofsweihe erhielt er am 28. April 1906 in Maredsous. 1907 wurde seine Abtei von der Beuroner Kongregation getrennt und als Territorialabtei errichtet. Am 6. September 1908 wurde Caloen Generalabt (Erzabt) der brasilianischen Kongregation.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs legte er am 2. März 1915 alle Ämter nieder, blieb aber Generalvikar des Apostolischen Administrators Laurentius Zeller im Rio-Branco-Missionsgebiet. Im August 1919 kehrte er aus gesundheitlichen Gründen endgültig nach Europa zurück. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Cap d'Antibes, Südfrankreich. Dort ist er auch gestorben. Er wurde in Sint-Andries begraben.

gge


D:

Prof.: 25. Mai 1874; Sac.: 23. Dez. 1876; Abbas: 20. Mai 1896, res. 1919; Dev.: Virtus impavida – Furchtlos in der Tugend.

L:

Häger/Kaffanke: Zwischen Aufbruch und Beständigkeit. Münster: LIT, 2008, S. 75, FN 93 · LThK3 2 Sp. 894 · Necrologium Beuronense, Beuron 2013, S. 259 · Lefèvre, Gaspard: Un grand moine et apôtre au XXe siècle: Gérard van Caloen. Bulletin des Missions 12 (1932/33) 1–104 · Reichmann, Antonia: Beuroner Mönche retten brasilianische Benediktinerklöster in den 1890er Jahren: Der schwierige Anfang in Olinda 1895, in: Beuroner Forum Edition 8/9. Berlin: Lit, 2017, S. 19ff.


Zitierempfehlung: Caloen, Gérard, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 14.11.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Caloen,_G%C3%A9rard

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