Casaretto, Pietro

Pier Francesco Casaretto OSB

Pietro Casaretto

1867–1876 Abt von Subiaco; Erneuerer des benediktinischen Mönchtums im 19. Jh.; Begründer der Cassinenser Kongregation von der ursprüngl. Observanz (a primaeva observantia), auch Sublazenser Kongregation oder Kongregation von Subiaco genannt.

* 16. Feb. 1810 Ancona
† 1. Juli 1878 Genua

Pier Francesco Casaretti war das älteste Kind des wohlhabenden Kaufmanns Giacomo Casaretto (1775–1848) und seiner Frau Maddalena Maddalena (1786–1843). Zwei Tage nach seiner Geburt wurde er in der Pfarrkirche St. Egidio auf den Namen Pietro Francesco Luigi Vincenzo Maria Casaretto getauft. Als etwa 15-Jähriger äußert er erstmals die Absicht, ein Leben als Mönch und Priester zu führen. Seinen Wunsch, in den Kamaldulenser-Orden von Monte Cónero einzutreten, schlugen ihm seine Eltern jedoch ab, da sie fürchteten, seine schwache Gesundheit würde den Strapazen eines Eremitendaseins nicht gewachsen sein.

Mit 17 Jahren trat Casaretto in die Abtei Sa. Maria del Monte bei Cesena ein (11. Juni 1827), die zur Kongregation von Monte Cassino gehörte. Wie damals üblich, legte er nach einem einjährigen Noviziat am 17. August 1828 seine Profess ab. Unterbrochen von längeren Krankheitsphasen und mehreren Reisen bis nach Konstantinopel und ans Schwarze Meer bereitete er sich in den folgenden Jahren auf seine Priesterweihe vor, die er schließlich am 22. September 1832 von Kardinal Nembrini Peroni Gonzaga empfing.

1835 wagte er trotz seiner schwachen Gesundheit einen Versuch, sich den Kamaldulensern anzuschließen. Er trat am 25. Mai ins Kloster St. Biagio ein und tauschte die schwarze Ordenstracht gegen eine weiße. Sein zweites Noviziat endete im Fiasko: Sein kränkelnder Körper war den klimatischen Anforderungen nicht gewachsen und nach einigen Monaten verließ Casaretto das Kloster in Fabriano und kehrte zu seinem früheren Orden zurück

1842 erhielt Casaretto den Auftrag, die Besitzrechte des Ordens an einer ehemals von cassinensischen Benediktinern betreuten Pfarre in Pegli bei Genua durch seine Anwesenheit aufrechtzuerhalten. Casaretto willigte ein, erbat sich jedoch die Genehmigung, mit anderen Mönchen dort eine Benediktinergemeinschaft zu gründen. Am 6. November stimmte die Bischofskonferenz dem Ansinnen zu und ernannte Casaretto zum „Prior-Administrator der Priorei von Pegli“ und genehmigte mit Schreiben vom 12. Dezember 1842 die Einrichtung eines eigenen Noviziats. Die große Linie, die Casaretto für seine kleine Priorei vorschwebte, war bereits in diesem offiziellen Dokument vermerkt: „Die vollkommene Gemeinschaft, das strikte Befolgen der Observanz des Cassinensischen Benediktinischen Instituts“ und in dieser Form war der Plan auch durch die Cassinensische Kongregation genehmigt. Am 20. Januar 1843 traf Casaretto, begleitet von Dom Raffaele Testa, dem Novizenmeister von Santa Scholastica, in Pegli ein. Zwei Jahre später zog die kleine Gemeinschaft in ein altes Kloster in Genua, San Giuliano d' Albaro, um.

Während seiner Zeit in Pegli arbeitete Casaretto bereits an einem Plan, Mönche zu Missionaren auszubilden. 1846 bekam er vom Heiligen Stuhl die Genehmigung, eine Missionsschule für Mönche in San Giuliano einzurichten. Die Schule wurde später nach Subiaco verlegt.

1850 berief ihn der Papst als Abt ans Kloster Santa Scholastica in Subiaco. Aus Genua brachte er nicht nur einer multinationale Gruppe von 15 Novizen, sondern auch die Idee einer „neuen Observanz“ mit, die unter anderem den persönlichen Besitz von Geld ausschloss und dem Mönch nur ein absolutes Minimum an persönlichem Besitz gestattete und, noch vor der Verkündigung als Dogma im Jahr 1854, eine besondere Hingabe an die Unbefleckte Empfängnis forderte. Jedes Jahr am 8. Dezember mussten sich die Mönche seines Klosters aufs Neue verpflichten, sich dem vollkommenen Gemeinschaftsleben (perfetta vita comune) zu weihen. Casarettos Traum, eine eigene Provinz innerhalb der Cassinensischen Kongregation zu bilden, wurde 1851 wahr, als der Heilige Stuhl am 28. Mai die Bildung der „Subiaco Provinz“ verkündete.

Am 8. Mai 1852 wählte ihn das Generalkapitel des Cassinensischen Kongregation zu ihrem Präses, ein Amt das er bis 1858 innehatte. Ab 1858 widmete er sich wieder verstärkt seiner Provinz Subiaco. In dieser Zeit reifte sein Entschluss, eine neue Kongregation zu gründen. Nach einem Treffen mit den Äbten der Klöster in der Subiaco-Provinz bat er den Heiligen Stuhl in Rom offiziell um die Genehmigung der neuen Kongregation und ihrer Statuten. Das Gesuch wurde am 5. August 1867 bewilligt, zunächst für eine Probezeit von zehn Jahren und mit dem Titel Congregationis Casinensis a primaeva observantia (Cassinenser Kongregation von der ursprünglichen Observanz). Casaretto wurde zum ersten Generalabt ernannt.

Erst mit der Anerkennung als eigene Kongregation am 9. März 1872 löste sich die neue Bewegung von der Cassinensischen Kongregation. Die administrative Aufteilung in Provinzen orientierte sich an den Ländern, in denen die Klöster beheimatet waren.

Zum 1. April 1876 zog sich Casaretto aus seinem Amt zurück. Mehr und mehr mit seiner Krankheit kämpfend, verbrachte er seine letzten beiden Lebensjahre. Mitte 1878 war sein Gesundheitszustand so schlecht, dass er sich in ein Haus seiner Verwandten in Genua zurückzog. Dort starb er am Morgen des 1. Juli 1878. Am 4. Juli 1878 wurde er in der Kapelle von St. Anna in San Giuliano d' Albaro beigesetzt.

Uwe Aranas


L:

G. Lunardi: Giovinezza e formazione di Pietro Casaretto (1810-1843). In: Studia monastica, 14.2 (1972), S. 349–374 · Diversos: Pietro Casaretto e gli inizi della Congregazione Sublacense (1810–1880). Saggio storico nel I Centenario della Congregazione (1871–1972), Verlag L'Abadia de Montserrat, 1972.


Zitierempfehlung: Casaretto, Pietro, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 24.03.2015, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Casaretto,_Pietro

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