Czerny, Leander

Leander Czerny OSB

Leander Czerny

81. Abt des Benediktinerstiftes Kremsmünster 1905–1929

* 04. Okt. 1859 Mödritz, Mähren [Modřice, Tschechien]
† 22. Nov. 1944 Pettenbach

Abt Leander Czerny, Taufname Franz Seraph, geboren 1859 in Mödritz bei Brünn, besuchte das deutsche Gymnasium in Brünn (1871–-1879) und absolvierte 1879/80 als Einjährig-Freiwilliger in Wien seinen Militärdienst. Nach der Offiziersprüfung studierte er Naturwisschenschaften an der Universität Wien und trat nach einer zufälligen Begegnung mit Kremsmünsterer Patres – ohne Kremsmünster je gesehen zu haben – in das dortige Noviziat ein (Profess 1882). Nach dem Theologiestudium in St. Florian (1882–1886) wurde er zum Priester geweiht und war dann in der Seelsorge, am Gymnasium und in der Verwaltung tätig: 1886–1890 Kooperator in Eberstallzell, 1890–1893 Professor für Französisch und Englisch am Gymnasium, 1893–1897 Kooperator in Viechtwang, 1897–1903 Kooperator in Pfarrkirchen, 1903–1905 Patronatskommissär und nach dem Tod des Abtes Leonhard Achleuthner 1905 Mitglied der Administration. Am 27. April 1905 wurde er als Kompromisskandidat zum Abt gewählt.

24 Jahre lenkte Abt Leander die Geschicke des Klosters Kremsmünster „mit energischer Hand“ (Rankl), u.a. während der Zeit des Ersten Weltkriegs, der auch für das Stift schwerwiegende Folgen hatte. Um die finanzielle Lage zu verbessern, hob Czerny die Linzer Hofmeisterei auf, verpachtete oder verkaufte unwirtschaftliche Realitäten und Grundstücke und kaufte neue hinzu. Er eröffnete 1906 das Museum (Internat) für Sängerknaben wieder und setzte, zum Teil mit beträchtlichen Kosten, die Bau- und Restaurierungsarbeiten im Stift und den Pfarreien fort. 1907 wurde die Stiftskirche renoviert, 1910 erhielten der Ort Kremsmünster und das Kloster elektrisches Licht.

Der Verkauf des Linzer Hauses, in dem sich die Studienbibliothek als Servitut aus josefinischer Zeit befand und dem das Kapitel die Zustimmung verweigerte, führte im Jänner 1929 zur Resignation des Abtes Leander (Kellner, Professbuch). Er blieb im Stift wohnen und widmete sich vor allem seinen insektenkundlichen Studien, die er schon vor seinem Abbatiat intensiv betrieben hatte und die ihm in Fachkreisen Weltgeltung einbrachten. Er unternahm mehrere wissenschaftliche Reisen und veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen, größtenteils in der Wiener Entomologischen Zeitung. 34 neue Gattungen und Untergattungen von Dipteren (Zweiflüglern) wurden von Abt Leander neu errichtet, 223 Dipteren-Arten wurden von ihm neu beschrieben, zwei Gattungen und 18 Arten wurden von anderen Dipterologen ihm zu Ehren mit seinem Namen bezeichnet (z. B. Clusia czernyi).

Als die Nationalsozialisten 1941 das Stift aufhoben, ging Czerny nach Pettenbach, wo er am Morgen des 22. November 1944 tot im Bett aufgefunden wurde. Er wurde in der von ihm erbauten Äbtegruft auf dem Stiftsfriedhof in Kremsmünster beigesetzt.

gge


D:

Vest.: 18. Sep. 1881; Prof.: 18. Aug. 1882, 18. Aug. 1885; Sac.: 18. Juli. 1886; Abbas: el. 27. April. 1905, res. 1929.

A:

Komturkreuz des Franz-Josef-Ordens (1911), Mitglied des österreichischen Herrenhauses auf Lebenszeit (1917) , Offiziers-Ehrenzeichen vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration (1918), Ehrenbürger mehrerer Gemeinden.

L:

Kellner Altman: Leander Czerny, in: Profeßbuch des Stiftes Kremsmünster. Kremsmünster 1968, S. 515–519. · Rankl Richard: Leander Czerny, freiresignierter Abt von Kremsmünster, † 22. November 1944. Sein Lebenslauf, in 89. Jber. Obergymnasium der Benediktiner zu Kremsmünster, Schuljahr 1946, Kremsmünster (1946), S. 5–15. · Rankl, Richard: Leander Czerny †, in: Jb. Oö. Musealverein, 92 (1947), S. 157–161. · ÖBL 1815–1950, Bd. 1 (1957), S. 163. · Baum, Franz: Priester und Naturforscher. Vor 20 Jahren starb Abt Leander von Kremsmünster, in: Linzer Volksbl. 28. Nov. 1964. · Abt Czerny, ein erfolgreicher Insektenforscher, in: Welser Zeitung, 1969, Nr. 40. · In Memoriam Fliegenforscher Abt Leander Czery, ebd. Nr. 48. · Das erste "Licht" in Kremsmünster, ebd. 1976, Nr. 7. · Zobodat

Normdaten:

GND: 128225386

Zitierempfehlung: Czerny, Leander, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 29.05.2013, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Czerny,_Leander

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