Dammertz, Viktor

Viktor Josef Dammertz OSB
Foto: St. Ottilien

Viktor Josef Dammertz

4. Erzabt von St. Ottilien 1975–1977, 6. Abprimas 1977–1992; 82. Bischof von Augsburg 1992–2004

* 08. Juni 1929 Schaephuysen, Niederrhein
02. März 2020 St. Ottilien, Oberbayern

Viktor Dammertz, Taufname Josef, wurde am 8. Juni 1929 in Schaephuysen in der Diözese Münster geboren. Der Vater Wilhelm Dammertz († 1992) war selbständiger Kaufmann, die Mutter Engelina starb 1979. Er hatte eine Schwester, Marga.

Er besuchte von 1935 bis 1940 die Volksschule in Schaephuysen und von 1940 bis 1950 weiterführende Schulen – zunächst in Krefeld, dann kriegsbedingt in Neukirchen, Kreis Moers, und in Moers (Staatliches Gymnasium Adolfinum). Dort bestand er im März 1950 das Abitur. Von 1950 bis 1957 studierte er Philosophie und Katholische Theologie in Münster (Westfalen), Innsbruck und Rom (Sant’Anselmo). 1953 trat er in das Noviziat der Missionsbenediktiner der Erzabtei St. Ottilien ein. Von 1957 bis 1960 studierte er Kanonisches Recht am Kanonistischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er im Februar 1962 zum Doktor des Kanonischen Rechts (Dr. jur. can.) promoviert wurde (Dissertation: Das Verfassungsrecht der benediktinischen Mönchskongregation in Geschichte und Gegenwart).

Von 1960 bis zu seiner Abtwahl 1975 war er Generalsekretär der Missionsbenediktinerkongregation von St. Ottilien und persönlicher Sekretär des Erzabtes Prof. Dr. Suso Brechter. In dieser Funktion begleitete er den Erzabt zu den Sitzungen des II. Vatikanischen Konzils sowie auf zahlreiche Missionsreisen. Von 1971 bis 1975 war Dammertz Mitglied der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (»Würzburger Synode«). Dort arbeitete er in der Sachkommission VIII »Die Beteiligung des Gottesvolkes an der Sendung der Kirche« mit.

1975 wurde Dammertz zum Erzabt von St. Ottilien und Präses der Missionsbenediktiner-Kongregation von St. Ottilien gewählt. Er unternahm mehrere Besuchs- und Visitationsreisen zu den Klöstern der Kongregation in Europa, Nord- und Südamerika, Afrika und Asien.

Schon zwei Jahre später wurde Dammertz in der Nachfolge des Amerikaners Rembert Weakland mit überwältigender Mehrheit zum Abtprimas der Benediktinischen Konföderation mit Sitz in Rom gewählt, weil von ihm erwartet wurde, die Schließung der Hochschule Sant’Anselmo zu verhindern, was ihm auch gelang. Er unternahm Besuchsreisen zu 750 Männer- und Frauenklöstern des Benediktinerordens in allen Erdteilen und bemühte sich insbesondere um die verstärkte Einbindung der benediktinischen Frauenklöster in die Benediktinische Konföderation. Gemeinsam mit Äbtissin Máire Hickey von der Abtei Dinklage bereitete er die Gründung der Communio Internationalis Benedictinarum (CIB) vor, die 2001 von seinem Nachfolger Notker Wolf konstituiert wurde. 1980 leitete er in Rom ein Symposium mit 500 Äbten der Benediktiner, Zisterzienser und Trappisten sowie Vertreterinnen der Frauenklöster anlässlich des 1500. Geburtstages des heiligen Benedikt von Nursia.

Bald nach seiner Resignation beim Äbtekongress 1992 wurde er am Weihnachtsabend 1992 (24. Dezember) von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Augsburg ernannt (Wahlspruch: »Für Euch – Mit Euch«). Die Weihe nahm der Erzbischof von München-Freising, Friedrich Kardinal Wetter, am 20. Januar 1993 vor. Seit 1994 war Dammertz Vorsitzender der Kommission Geistliche Berufe und kirchliche Dienste in der Deutschen Bischofskonferenz und Mitglied der vatikanischen Ordenskongregation. Im November 1996 wurde er in den Päpstlichen Rat für die Interpretation von Gesetzestexten berufen. Am 15. März 1999 wurde auf Dammertz’ Initiative hin der Bischöfliche Hilfsfonds Pro Vita für Mütter und junge Familien ins Leben gerufen. Wegen Erreichens der Altersgrenze von 75 Jahren reichte Dammertz seinen Rücktritt ein, der am 8. Juni 2004, seinem 75. Geburtstag, angenommen wurde.

Nach einer Zeit als Hausgeistlicher der Benediktinerinnen von St. Alban in Dießen am Ammersee verbrachte er seine letzten Lebensjahre seit Januar 2018 in der Erzabtei St. Ottilien, wo er am 2. März 2020 versehen mit den Sterbesakramenten friedlich starb. Fünf Tage später, am 7. März 2020, wurde er im Augsburger Dom im Rahmen eines Pontifikalrequiems beigesetzt.

gge, März 2020


D:

Vest.: 12. Sep. 1953; Prof.: 16. Sep. 1954, 16. Sep. 1957; Diac: 22. Dez. 1956 (Basilika San Francesco, Assisi); Sac.: 21. Sep. 1957 (St. Ottilien, Bf. Dr. Joseph Freundorfer); Abbas: el. 8. Jan. 1975, ben. 2. Feb. 1975 (Bf. Dr. Josef Stimpfle); Dev.: Iter para tutum – Bereite einen sicheren Weg; Abbas primas: el. 22. Sep. 1977; Ep.: nom. 24. Dez 1992, cons. 30. Jan. 1993, res. 9. Juni 2004; »Für Euch – Mit Euch«.

A:

Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1983) · Großes Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2004) · Bayerischer Verdienstorden · Ritter der Ehrenlegion.

W:

Das Verfassungsrecht der benediktinischen Mönchskongregation in Geschichte und Gegenwart (Kirchengeschichtliche Quellen und Studien 6). St. Ottilien, 1963 · Christus folgen – Von Gottes Wort geführt. – Augsburg: Sankt Ulrich Verlag, 1997 (eine Sammlung von Predigten und Ansprachen aus seiner Amtszeit in Augsburg).

Q:

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Normdaten:

GND: 119106701

Zitierempfehlung: Dammertz, Viktor, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 31.03.2020, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Dammertz,_Viktor

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