Paul Delatte
3. Abt des Klosters Saint-Pierre de Solesmes 1890–1920
* 27. März 1848 Jeumont, Dép. Nord
† 20. Sep. 1937 Solesmes, Dép. Sarthe
Paul Delatte, geboren am 27. März 1848 in Jeumont in Nordfrankreich, wurde am 29. Juni 1872 zum Priester der Erzdiözese Cambrai geweiht. Von 1879 bis 1883 war er Dozent an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Lille und wurde dort am 27. Juli 1882 zum Doktor der Theologie promoviert. In den 1880 von der regierung aus dem Kloster vertriebenen Konvent der Abtei Saint-Pierre de Solesmes eingetreten, legte er am 21. März 1885 die einfache und am 1. April 1888 die feierliche Profess ab. Kurz darauf, am 18. Mai 1888, wurde er zum Klaustralprior bestellt. Nach dem Tod seines Vorgängers Charles Couturier († 29. Okt. 1890) wurde er am 9. November 1890 als dessen Wunschkandidat zum Abt gewählt und am 8. Dezember 1890 benediziert.
Infolge der von Erzbischof Cesare Sambucetti durchgeführten apostolischen Visitation (12. August bis 12. Oktober 1893) wurde er ad nutum Sanctae Sedis in seinem Amt belassen. Am 21. Juli 1905 legte er sein Amt nieder, wurde aber am 5. Oktober 1905 wiedergewählt und blieb bis zu seiner erneuten krankheitsbedingten Demission am 28. November 1920 im Amt (Nachfolger: Germain Cozien).
Während seiner Amtszeit konnten die am 6. November 1880 gewaltsam aus dem Kloster vertriebenen und in Privathäusern in Solesmes untergekommenen Mönche am 23. August 1895 wieder in ihr Kloster zurückkehren, dass durch die steigende Zahl von Neueintritten schnell zu klein wurde. Zügig wurden größere Gebäude errichtet. Am 21. März 1896 fand die Weihe und Grundsteinlegung des riesigen Bauobjekts oberhalb der Sarthe statt. Bereits 1898 wurde dieser Teil (Refektorium) fertiggestellt. Zeitgleich erfolgen zwei Gründungen: 1895 das Kloster Saint-Michel zu Farnborough in der Nähe von London (1903 Abtei) und 1897 das Kloster Sainte-Anne in Kergonan bei Plouharnel in der Bretagne.
Als die antikongregationalistische Gesetzgebung 1901 (Combes-Gesetz) die Mönche nicht nur aus dem Kloster, sondern auch aus dem Land vertrieb, wandte sich Abt Delatte nach England, zunächst auf die Isle of White in Appuldurcombe, 1907 schließlich nach Quarr (Abtei 1937), wo eine neue Klosterkirche gebaut wurde. 1922 kehrten die Mönche nach Solesmes zurück.
Abt Delatte starb am 20. September 1937, im Alter von 89 Jahren, in Solesmes. Aus seiner Feder stammen u.a. eine Biographie des Gründerabtes Prosper Guéranger (Paris 1908) und ein Kommentar zur Benediktsregel.
gge, Okt. 2019
D:
Sac.: 29. Juni 1872; Prof.: 21. März 1885, 1. April 1888; Abbas: el. 9. Nov. 1890, ben. 8. Dez. 1890.
W:
L'Évangile de notre Seigneur Jésus-Christ : le Fils de Dieu, Tours, Alfred Mame et fils, 1928–1929 · Les Epitres de Saint Paul (2 volumes), Tours, Alfred Mame et fils, 1922 · Vivre l'union à Dieu · Contempler l'Invisible (éd. Abbaye de Solesmes · Demeurez Dans Mon Amour · Commentaire Sur la Règle de saint Benoît, Paris, Plon - Alfred Mame et fils, 1913 · La Vie Monastique à l'École de saint Benoît · Le Christ Dans saint Paul · Retraite avec Dom Delatte · Dom Guéranger, abbé de Solesmes, t. I, Paris, Plon-Nourrit, 1909 · Dom Guéranger, abbé de Solesmes, t. II, Paris, Plon-Nourrit, 1910
L:
Les bénédictins français aux XIXe et XXe siècles, in: Revue Mabillon, S. 165 · Savaton, Augustin: Dom Paul Delatte, abbé de Solesmes. Solesmes: Éditions de l'Abbaye de Solesmes,1975.
Vorlage:Page.name: DELATTE, Paul OSB (1848–1937) – Biographia Benedictina