Eder, Wilhelm

Wilhelm Eder OSB

Wilhelm Eder

Abt des Benediktinerstiftes Melk 1838–1866

* 09. Juni 1780 Feuersbrunn, Niederösterreich
† 24. Sep. 1866 Melk

Wilhelm Eder trat 1801 in Melk ein, legte 1804 seine feierliche Profess ab und wurde zum Priester geweiht. Danach unterrichtete er einige Jahre am Stiftsgymnasium und danach Pastoral- und Moraltheologie an der Melker theologischen Hauslehranstalt. 1813 wurde er zum Stiftsverwalter (Hofmeister) im Wiener Melkerhof bestellt und war daher mit den wirtschaftlichen und rechtlichen Angelegenheiten des Stiftes bestens vertraut als er am 10. Januar 1838 fast einstimmig zum Abt gewählt wurde.

Abt Eder genoss in der politischen Öffentlichkeit hoches Ansehen. Eng befreundet mit dem Minister und kurzzeitigem Ministerpräsidenten Anton von Schmerling, einem entschiedenen Gegner Metternichs, wirkte er auf die kirchlichen Reformbestrebungen des Kardinals Schwarzenberg mäßigend ein und führte sie teilweise in Melk durch.

Als 1847 die größere Hälfte des Marktes Melk mitsamt dem Stiftsmeierhof und den Wirtschaftsgebäuden in Flammen aufging, war es Abt Wilhelms erste Sorge, Hilfe zu schaffen und den Wiederaufbau zu ermöglichen. Auch brannte 1862 das Dachgeschoss des Melkerhofes in Wien ab, das Abt Eder wiederherstellen und einen neuen Stock aufsetzen ließ. Während seiner Regierungszeit wurden die heutigen Gymnasialräume und das Konvikt neu erbaut, das Gymnasium selbst zu einer achtklassigen Lehranstalt erweitert und die Gymnasialbibliothek ins Leben gerufen.

Von 1847 bis zur Wahl des ersten Landesausschusses war Eder als Primas des Prälatenstandes Abgeordneter bei den niederösterreichischen Landständen und kämpfte als solcher gegen die Bestrebungen zur Ablösung der Feudallasten (Grundablösung), da er dadurch die wirtschaftliche Existenz des Stiftes gefährdet sah. Als die Grundablösung jedoch unumgänglich wurde, arbeitete er tatkräftig an der Durchführung des Grundablösungsgesetzes von 1849 mit. Finanzielle Schwierigkeiten überwand er durch Arrondierung und rationelle Bewirtschaftung der Stiftsgüter. Sein geschicktes Wirtschaften mit den Grundablösungsentschädigungen ermöglichte die gründliche Restauration des Stiftes, einzelner Gotteshäuser und Pfarrhöfe, sowie den Ankauf neuer Güter, u.a. das große Gut Margitta im heutigen Rumänien.

Von 1861 bis zu seinem Tod war er Abgeordneter des Großgrundbesitzes im niederösterreichischen Landtag. Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrates war er ebenfalls in dessen erster Legislaturperiode von 1861 an. Kaiser Franz Josef II. verlieh ihm für seine Verdienste um Kirche und Staat das Kommandeurkreuz des kaiserlichen Leopoldsordens.

Der körperlich und geistig noch kräftige 86jährige Abt wurde am 24. September 1866 ganz unerwartet von der Cholera hinweggerafft.

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L:

Brunner, Sebastan: Ein Benediktinerbuch. Würzburg 1880, S. 279–280 · ÖBL 1815–1950, Bd. 1 (Lfg. 3, 1956), S. 217 · Stift Melk (Hrsg.): 900 Jahre Benediktiner in Melk. Katalog zur Jubiläumsausstellung 1989, Stift Melk Eigenverlag, Melk 1989, S. 137.


Zitierempfehlung: Eder, Wilhelm, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 20.06.2014, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Eder,_Wilhelm

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