Ehrlich, Gregor: Unterschied zwischen den Versionen

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Gregor Ehrlich, Taufname Johann, wurde am 4. Februar 1831 in Weidenau in Schlesien geboren. Nach den Humaniora trat er 1853 in das Benediktinerstift Admont in der Steiermark ein, verließ es jedoch bald wieder und studierte eine zeitlang Staatswissenschaften in Graz. 1856 trat er in das Benediktinerstift St. Paul in Kärnten ein, wo er bei der einfachen Profess den Ordensnamen Gregor erhielt. Die feierlichen Gelübde legte er am 15. August 1858 ab und wurde am 16. Juli 1860 in Klagenfurt zum Priester geweiht. Danach war er mit verschiedenen Aufgaben betraut: Kooperator der Stiftspfarre, 1861 bis 1864 Konviktsdirektor in St. Paul, 1864 bis 1868 supplierender Religionslehrer am Staatsgymnasium in Klagenfurt, 1869 bis 1879  Stiftsrentmeister, 1879 bis 1880 Provisor der Pfarre St. Georgen unter Stein, 1880 bis 1887 wieder Stiftsrentmeister und von 1887 bis 1898 Verwalter der Stiftsweingüter in Marburg an der Drau (Maribor). Besondere Vorliebe zeigte er für die Landwirtschaft. Sowohl als Rentmeister in St. Paul wie als Administrator in Marburg erwies er sich als guter Ökonom, indem er u.a. die Erträge der Weingüter steigerte. Nach dem Tod des Abtes [[Duda, Augustin|Augustin Duda]] († 20. Sep. 1897) wurde er am 6. September 1898 zum Abt gewählt.
 
Gregor Ehrlich, Taufname Johann, wurde am 4. Februar 1831 in Weidenau in Schlesien geboren. Nach den Humaniora trat er 1853 in das Benediktinerstift Admont in der Steiermark ein, verließ es jedoch bald wieder und studierte eine zeitlang Staatswissenschaften in Graz. 1856 trat er in das Benediktinerstift St. Paul in Kärnten ein, wo er bei der einfachen Profess den Ordensnamen Gregor erhielt. Die feierlichen Gelübde legte er am 15. August 1858 ab und wurde am 16. Juli 1860 in Klagenfurt zum Priester geweiht. Danach war er mit verschiedenen Aufgaben betraut: Kooperator der Stiftspfarre, 1861 bis 1864 Konviktsdirektor in St. Paul, 1864 bis 1868 supplierender Religionslehrer am Staatsgymnasium in Klagenfurt, 1869 bis 1879  Stiftsrentmeister, 1879 bis 1880 Provisor der Pfarre St. Georgen unter Stein, 1880 bis 1887 wieder Stiftsrentmeister und von 1887 bis 1898 Verwalter der Stiftsweingüter in Marburg an der Drau (Maribor). Besondere Vorliebe zeigte er für die Landwirtschaft. Sowohl als Rentmeister in St. Paul wie als Administrator in Marburg erwies er sich als guter Ökonom, indem er u.a. die Erträge der Weingüter steigerte. Nach dem Tod des Abtes [[Duda, Augustin|Augustin Duda]] († 20. Sep. 1897) wurde er am 6. September 1898 zum Abt gewählt.
  
Abt Gregor ließ 1898/99 ein neues Schulgebäude für das achtklassige Gymnasium und 1907–1909 ein neues Konviktsgebäude errichten. 1907 wurde das Elektrizitätswerk und 1911 die neue Stiftsmühle erbaut. Als erfahrener Ökonom, schon als Rentmeister und Verwalter hatten sich seine Fähigkeiten gezeigt, modernisierte der Abt die Wirtschaftsbetriebe durch Einführung neuer landwirtschaftlicher Maschinen und steigerte die Erträge der Weingüter.  
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Das Stift St. Paul war damals gerade in eine neue Phase der inneren und äußeren Entwicklung eingetreten. Schon seit der Übereinkunft zwischen dem Stift und der Staatsverwaltung vom 16. Juni 1871, mit der die Verpflichtung, Lehrkräfte für das Staatsgymnasium zu stellen, erloschen war, war das Stift verpflichtet, das Stiftsuntergymnasium schrittweise zu einem Vollgymnasium auszubauen, was aber seit dreißig Jahren wegen Geld- und Personalmangels nicht geschehen war. Erst im letzten Jahr vor seinem Tod hatte Abt Augustin Duda mit dem Bau eines neuen Schulgebäudes für das achtklassige Gymnasium begonnen. Die erhöhte Schülerzahl erforderte nun Erweiterungen, des von vornherein zu klein geplanten Gebäudes, die in den Jahren 1898/99 errichtet wurden. Dazu kam in den Jahren 1907 bis 1909 das neue Gebäude für das Konvikt ''Josefinum''. Für die Einrichtungen des physikalischen Kabinetts mit einem Drehstromgenerator wurde dem Abt die besondere Anerkennung des Landesschulrates ausgesprochen.
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Große Aufmerksamkeit widmete Abt Gregor, dessen besonderes Interesse der Ökonomie galt (noch mehrere Jahre führte er selbst die Verwaltung der Stiftsweingüter in Maribor weiter), auch der Modernisierung der Landwirtschaftsbetriebe, u.a. durch Einführung neuer landwirtschaftlicher Maschinen. Einen großen wirtschaftlichen Aufschwung brachte der Bau des Elektrizitätswerks an der Lavant 1907, das Stift, Stiftsmeierei und Markt St. Paul erstmals mit Licht und Strom versorgte. 1911 wurde die neue Stiftsmühle erbaut.
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Schon als Rentmeister und Gutsverwalter war Gregor Ehrlich vielfache Anerkennung zuteil geworden. Er wurde Mitglied mehrerer wirtschaftlicher Vereine und Ehrenbürger der Gemeinde Kolnitz. Bischof Kahn von Klagenfurt ernannte ihn 1898 zum Konsistorialrat, Kaiser Franz Josef zeichnete ihn 1907 mit dem Komturkreuz des Franz-Josef-Ordens aus. Die Huldigung seiner Schüler anlässlich der Jahrhundertfeier der Wiederbesiedlung St. Pauls durch Mönche von St. Blasien nahm Abt Gregor Ehrlich mit der ihm eigenen Bescheidenheit entgegen. Er starb, nach einem mehrwöchigen Krankenlager, am 1. Dezember 1912.
  
 
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Version vom 26. November 2016, 12:08 Uhr

Gregor Ehrlich OSB

Gregor Ehrlich

Abt des Benediktinerstifts St. Paul im Lavanttal 1898–1912

* 04. Feb. 1831 Weidenau, Österreichisch-Schlesien, [Vidnava, Tschechien]
01. Dez. 1912 St. Paul im Lavanttal, Kärnten

Gregor Ehrlich, Taufname Johann, wurde am 4. Februar 1831 in Weidenau in Schlesien geboren. Nach den Humaniora trat er 1853 in das Benediktinerstift Admont in der Steiermark ein, verließ es jedoch bald wieder und studierte eine zeitlang Staatswissenschaften in Graz. 1856 trat er in das Benediktinerstift St. Paul in Kärnten ein, wo er bei der einfachen Profess den Ordensnamen Gregor erhielt. Die feierlichen Gelübde legte er am 15. August 1858 ab und wurde am 16. Juli 1860 in Klagenfurt zum Priester geweiht. Danach war er mit verschiedenen Aufgaben betraut: Kooperator der Stiftspfarre, 1861 bis 1864 Konviktsdirektor in St. Paul, 1864 bis 1868 supplierender Religionslehrer am Staatsgymnasium in Klagenfurt, 1869 bis 1879 Stiftsrentmeister, 1879 bis 1880 Provisor der Pfarre St. Georgen unter Stein, 1880 bis 1887 wieder Stiftsrentmeister und von 1887 bis 1898 Verwalter der Stiftsweingüter in Marburg an der Drau (Maribor). Besondere Vorliebe zeigte er für die Landwirtschaft. Sowohl als Rentmeister in St. Paul wie als Administrator in Marburg erwies er sich als guter Ökonom, indem er u.a. die Erträge der Weingüter steigerte. Nach dem Tod des Abtes Augustin Duda († 20. Sep. 1897) wurde er am 6. September 1898 zum Abt gewählt.

Das Stift St. Paul war damals gerade in eine neue Phase der inneren und äußeren Entwicklung eingetreten. Schon seit der Übereinkunft zwischen dem Stift und der Staatsverwaltung vom 16. Juni 1871, mit der die Verpflichtung, Lehrkräfte für das Staatsgymnasium zu stellen, erloschen war, war das Stift verpflichtet, das Stiftsuntergymnasium schrittweise zu einem Vollgymnasium auszubauen, was aber seit dreißig Jahren wegen Geld- und Personalmangels nicht geschehen war. Erst im letzten Jahr vor seinem Tod hatte Abt Augustin Duda mit dem Bau eines neuen Schulgebäudes für das achtklassige Gymnasium begonnen. Die erhöhte Schülerzahl erforderte nun Erweiterungen, des von vornherein zu klein geplanten Gebäudes, die in den Jahren 1898/99 errichtet wurden. Dazu kam in den Jahren 1907 bis 1909 das neue Gebäude für das Konvikt Josefinum. Für die Einrichtungen des physikalischen Kabinetts mit einem Drehstromgenerator wurde dem Abt die besondere Anerkennung des Landesschulrates ausgesprochen.

Große Aufmerksamkeit widmete Abt Gregor, dessen besonderes Interesse der Ökonomie galt (noch mehrere Jahre führte er selbst die Verwaltung der Stiftsweingüter in Maribor weiter), auch der Modernisierung der Landwirtschaftsbetriebe, u.a. durch Einführung neuer landwirtschaftlicher Maschinen. Einen großen wirtschaftlichen Aufschwung brachte der Bau des Elektrizitätswerks an der Lavant 1907, das Stift, Stiftsmeierei und Markt St. Paul erstmals mit Licht und Strom versorgte. 1911 wurde die neue Stiftsmühle erbaut.

Schon als Rentmeister und Gutsverwalter war Gregor Ehrlich vielfache Anerkennung zuteil geworden. Er wurde Mitglied mehrerer wirtschaftlicher Vereine und Ehrenbürger der Gemeinde Kolnitz. Bischof Kahn von Klagenfurt ernannte ihn 1898 zum Konsistorialrat, Kaiser Franz Josef zeichnete ihn 1907 mit dem Komturkreuz des Franz-Josef-Ordens aus. Die Huldigung seiner Schüler anlässlich der Jahrhundertfeier der Wiederbesiedlung St. Pauls durch Mönche von St. Blasien nahm Abt Gregor Ehrlich mit der ihm eigenen Bescheidenheit entgegen. Er starb, nach einem mehrwöchigen Krankenlager, am 1. Dezember 1912.

gge


D:

Prof.: sol. 15. Aug. 1858; Sac.: 16. Juli 1860; Abbas: el. 6. Sep. 1898.

A:

Ehrenbürger der Gemeinde Kolnitz · bischöflicher Konsistorialrat (1898) · Komturkreuz des Franz-Josef-Ordens (1907).

L:

Strelli, Richard: Abt Gregor Ehrlich von St. Paul (Kärnten) †, in: Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner-Orden 34 (1913), S. 191–193 · ÖBL 1815–1950, Bd. 1 (Lfg. 3, 1956), S. 230.

Normdaten:

GND: 13684538X

Zitierempfehlung: Ehrlich, Gregor, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 26.11.2016, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Ehrlich,_Gregor

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