Ferenczy, Heinrich: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Béla Pál Ferenczy entstammt einer Akademikerfamilie, die in den Wirren des Zweiten Weltkrieges aus Wien vertrieben wurde. Er wuchs zum Teil in Ungarn und zum Teil in Oberösterreich auf und besuchte dort die Volksschule. Nach der Rückkehr nach Wien 1950 besuchte er das Wiener Schottengymnasium, wo er 1957 maturierte.
 
  
Nach der Matura trat er als Fr. Heinrich in das Schottenstift ein. Von 1958 bis 1963 studierte er Katholische Theologie in Wien. 1963 wurde er zum Priester geweiht und 1965 an der Wiener Universität zum Doktor der Theologie promoviert. Nachdem er 1969 die Lehramtsprüfung für die Fächer Deutsch, Geschichte und Philosophie abgelegt hatte, unterrichtete er von 1970 bis 1996 diese Fächer in Wien am »Sacre Cœur« sowie am Schottengymnasium, dessen Direktor er von 1981 bis 1989 war. Von 1983 bis 1988 war Ferenczy außerdem Pfarrer in Breitenlee.
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Heinrich Ferenczy, Taufname Béla Pál, entstammte einer Akademikerfamilie, die in den Wirren des Zweiten Weltkrieges aus Wien vertrieben wurde. 1938 in Wien als Sohn des gebürtigen Ungarn Géza Ferenczy und dessen Frau Stephanie geboren, wuchs er zum Teil in Ungarn und zum Teil in Oberösterreich auf, wo er auch die Volksschule und die erste Klasse des Stiftsgymnasiums Kremsmünster besuchte. Nach der Rückkehr nach Wien 1950 besuchte er das Wiener Schottengymnasium, wo er 1957 maturierte.  
  
1988 wurde Ferenczy zum Abt des Schottenstiftes gewählt und durch seinen Ordensbruder [[Aichern, Maximilian|Maximilian Aichern]] OSB, Diözesanbischof von Linz, benediziert. In seine Amtszeit fallen der Ausbau des Klosters als geistliches Zentrum der Stadt, die Einführung der Koedukation im Schottengymnasium 2004 sowie zahlreiche Initiativen zur Renovierung von Kirche, Kloster und Schule. Die Verlegung des Chorgebetes der Mönche aus der schwer zugänglichen Johanneskapelle in die Kirche steht stellvertretend für viele Türen, die Abt Heinrich geöffnet hat. Von 1989 bis 1998 war er überdies Erster Vorsitzender der Superiorenkonferenz.
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Am 14. September 1957 trat er als Fr. Heinrich in das Noviziat des Schottenstiftes  ein und studierte von 1958 bis 1963 Katholische Theologie in Wien. 1963 wurde er zum Priester geweiht und 1965 an der Wiener Universität zum Doktor der Theologie promoviert. Nachdem er 1969 die Lehramtsprüfung für die Fächer Deutsch, Geschichte und Philosophie abgelegt hatte, unterrichtete er von 1970 bis 1996 diese Fächer und katholische Religion, zunächst kurzzeitig am »Sacre Cœur«, dann am Schottengymnasium, dessen Direktor er von 1981 bis 1989 war. Neben seiner Unterrichtstätigkeit war er zunächst als Aushilfs- und Jugendseelsorger tätig und gründete 1967 das Jugendzentrum im Schottenstift, besser bekannt als „der Keller“. Von 1983 bis 1988 war Ferenczy außerdem Pfarrer in Breitenlee.
  
Zwei Jahre vor Erreichen der Altersgrenze legte Abt Ferenczy 2006 die Leitung der Schottenabtei nieder, um sich ganz der Benediktinerabtei in St. Paul im Lavanttal, deren Administrator er bereits seit 1996 war, zu widmen. Am 24. Juli 2008 wurde er unter dem Vorsitz von Abtpräses Dr. [[Lashofer, Clemens|Clemens Lashofer]] OSB für sechs Jahre zum 57. Abt des Stiftes St. Paul gewählt und bestätigt.
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1988 wurde Ferenczy zum Abt des Schottenstiftes gewählt und durch seinen Ordensbruder [[Aichern, Maximilian|Maximilian Aichern]] OSB, Diözesanbischof von Linz, benediziert. In seine Amtszeit fallen der Ausbau des Klosters als geistliches Zentrum der Stadt, die Einführung der Koedukation im Schottengymnasium 2004 sowie zahlreiche Initiativen zur Renovierung von Kirche, Kloster und Schule. Die Verlegung des Chorgebetes der Mönche aus der schwer zugänglichen Johanneskapelle in die Schottenkirche steht stellvertretend für viele Türen, die Abt Heinrich geöffnet hat. Von 1989 bis 1998 war er überdies Erster Vorsitzender der Superiorenkonferenz und viele Jahre Mitglied des Präsidiums der Österreichischen Benediktinerkongregation.
  
== Werke ==
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Zwei Jahre vor Erreichen der Altersgrenze legte Abt Ferenczy 2006 die Leitung der Schottenabtei nieder, um sich ganz der Benediktinerabtei in St. Paul im Lavanttal, deren Administrator er bereits seit 1996 war, zu widmen. Am 24. Juli 2008 wurde er unter dem Vorsitz von Abtpräses Dr. [[Lashofer, Clemens|Clemens Lashofer]] OSB für sechs Jahre zum 57. Abt des Stiftes St. Paul gewählt und bestätigt. Am 21. Juli 2014 wiedergewählt, amtierte er noch weitere drei Jahre.
* Gemeinsam mit Cölestin Roman Rapf: ''Herzog Heinrich II. Jasomirgott – Gründer des Schottenstiftes. Gedächtnisschrift anlässlich des 800. Todestages Herzog Heinrichs II. Jasomirgott''. Wien 1977.
 
* Gemeinsam mit Christoph Merth (Photos): ''Das Schottenstift und seine Kunstwerke''. Orac, Wien 1980, ISBN 3-85368-859-4.
 
* ''In Gottes Hand geborgen. Predigtsplitter''. Styria, Graz 2011, ISBN 978-3-222-13324-4.
 
  
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In seine Zeit in St. Paul fallen die Revitalisierung des Stiftsgymnasiums, der Ausbau der Gästezimmer und die Realisierung der Europaausstellung anlässlich der 200jährigen Wiederbesiedelung des Stiftes 2009 (durch die aus St. Blasien vertriebenen Benediktiner unter der Führung ihres Abtes [[Rottler, Berthold|Berthold Rottler]]). In diesem Zusammenhang wurden umfassende Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt. Zusätzlich übernahm er Beichtdienste in Schwesterngemeinschaften, betreute die Stiftspfarre St. Georgen im Lavanttal und übernahm das Kapuzinerkloster in Wolfsberg, wo er gerne die morgendliche Messe zelebrierte. 2013 erhielt er die Ehrenbürgerschaft der Marktgemeinde Sankt Paul im Lavanttal.
  
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In den letzten Lebenswochen unterzog er sich einer erfolgreichen Knieoperation. Ein daraufhin erfolgter Sturz beeinträchtigte seinen Gesamtzustand und sein geschwächtes Herz. Er starb am 13. April 2018 im Beisein von Mitbrüdern und Verwandten. Sein Leichnam wird am 18. April 2018 in der Schottenkirche in Wien und am 24. April in St. Paul aufgebahrt. Die Beerdigung erfolgt seinem Wunsch gemäß am 25. April auf dem Ortsfriedhof in St. Paul.
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Aktuelle Version vom 18. April 2018, 20:26 Uhr

Heinrich Ferenczy OSB
Foto: Abtei St. Paul

Heinrich Ferenczy

70. Abt des Schottenstifts in Wien 1988–2006; 57. Abt von St. Paul im Lavanttal 2008–2017

* 30. Jänner 1938 Wien
† 13. April 2018 Wien

Heinrich Ferenczy, Taufname Béla Pál, entstammte einer Akademikerfamilie, die in den Wirren des Zweiten Weltkrieges aus Wien vertrieben wurde. 1938 in Wien als Sohn des gebürtigen Ungarn Géza Ferenczy und dessen Frau Stephanie geboren, wuchs er zum Teil in Ungarn und zum Teil in Oberösterreich auf, wo er auch die Volksschule und die erste Klasse des Stiftsgymnasiums Kremsmünster besuchte. Nach der Rückkehr nach Wien 1950 besuchte er das Wiener Schottengymnasium, wo er 1957 maturierte.

Am 14. September 1957 trat er als Fr. Heinrich in das Noviziat des Schottenstiftes ein und studierte von 1958 bis 1963 Katholische Theologie in Wien. 1963 wurde er zum Priester geweiht und 1965 an der Wiener Universität zum Doktor der Theologie promoviert. Nachdem er 1969 die Lehramtsprüfung für die Fächer Deutsch, Geschichte und Philosophie abgelegt hatte, unterrichtete er von 1970 bis 1996 diese Fächer und katholische Religion, zunächst kurzzeitig am »Sacre Cœur«, dann am Schottengymnasium, dessen Direktor er von 1981 bis 1989 war. Neben seiner Unterrichtstätigkeit war er zunächst als Aushilfs- und Jugendseelsorger tätig und gründete 1967 das Jugendzentrum im Schottenstift, besser bekannt als „der Keller“. Von 1983 bis 1988 war Ferenczy außerdem Pfarrer in Breitenlee.

1988 wurde Ferenczy zum Abt des Schottenstiftes gewählt und durch seinen Ordensbruder Maximilian Aichern OSB, Diözesanbischof von Linz, benediziert. In seine Amtszeit fallen der Ausbau des Klosters als geistliches Zentrum der Stadt, die Einführung der Koedukation im Schottengymnasium 2004 sowie zahlreiche Initiativen zur Renovierung von Kirche, Kloster und Schule. Die Verlegung des Chorgebetes der Mönche aus der schwer zugänglichen Johanneskapelle in die Schottenkirche steht stellvertretend für viele Türen, die Abt Heinrich geöffnet hat. Von 1989 bis 1998 war er überdies Erster Vorsitzender der Superiorenkonferenz und viele Jahre Mitglied des Präsidiums der Österreichischen Benediktinerkongregation.

Zwei Jahre vor Erreichen der Altersgrenze legte Abt Ferenczy 2006 die Leitung der Schottenabtei nieder, um sich ganz der Benediktinerabtei in St. Paul im Lavanttal, deren Administrator er bereits seit 1996 war, zu widmen. Am 24. Juli 2008 wurde er unter dem Vorsitz von Abtpräses Dr. Clemens Lashofer OSB für sechs Jahre zum 57. Abt des Stiftes St. Paul gewählt und bestätigt. Am 21. Juli 2014 wiedergewählt, amtierte er noch weitere drei Jahre.

In seine Zeit in St. Paul fallen die Revitalisierung des Stiftsgymnasiums, der Ausbau der Gästezimmer und die Realisierung der Europaausstellung anlässlich der 200jährigen Wiederbesiedelung des Stiftes 2009 (durch die aus St. Blasien vertriebenen Benediktiner unter der Führung ihres Abtes Berthold Rottler). In diesem Zusammenhang wurden umfassende Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt. Zusätzlich übernahm er Beichtdienste in Schwesterngemeinschaften, betreute die Stiftspfarre St. Georgen im Lavanttal und übernahm das Kapuzinerkloster in Wolfsberg, wo er gerne die morgendliche Messe zelebrierte. 2013 erhielt er die Ehrenbürgerschaft der Marktgemeinde Sankt Paul im Lavanttal.

In den letzten Lebenswochen unterzog er sich einer erfolgreichen Knieoperation. Ein daraufhin erfolgter Sturz beeinträchtigte seinen Gesamtzustand und sein geschwächtes Herz. Er starb am 13. April 2018 im Beisein von Mitbrüdern und Verwandten. Sein Leichnam wird am 18. April 2018 in der Schottenkirche in Wien und am 24. April in St. Paul aufgebahrt. Die Beerdigung erfolgt seinem Wunsch gemäß am 25. April auf dem Ortsfriedhof in St. Paul.

gge, Jan. 2008, April 2018


G:

V.: Geza Ferenczy; M.: Stephanie Ferenczy; B.: Thomas Ferenczy SVD, * 21. April 1934 in Wien. Eintritt 1959. Baute in der Missionsdruckerei St. Gabriel den Offset-Druck auf.

D:

Prof.: 15. Sep. 1958; Sac.: 1963; Abbas: el. 1988, res. 12. Juni 2006; el. 24. Juli 2008, res. 2017. Dev.: Die Liebe Christi drängt uns (2 Kor 5,14).

W:

Gemeinsam mit Cölestin Roman Rapf: Herzog Heinrich II. Jasomirgott – Gründer des Schottenstiftes. Gedächtnisschrift anlässlich des 800. Todestages Herzog Heinrichs II. Jasomirgott. Wien 1977 · Gemeinsam mit Christoph Merth (Photos): Das Schottenstift und seine Kunstwerke. Orac, Wien 1980 · In Gottes Hand geborgen. Predigtsplitter. Styria, Graz 2011.

Q:

Pressemitteilungen, Nachruf.

Normdaten:

GND: 1146446500

Zitierempfehlung: Ferenczy, Heinrich, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 18.04.2018, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Ferenczy,_Heinrich

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