Gürth, Basilia

Basilia Gürth OSB

Basilia Gürth

6. Äbtissin von St. Gabriel/Bertholdstein 1989–1998

* 28. Juni 1923 Wien
† 11. Aug. 2018

Basilia Gürth, Taufname Utta, wurde 1923 in Wien als einziges Kind des Offiziers und Verlagsdirektors Oskar Gürth und der Lehrerin Grete Gürth, geb. von Adamek, geboren. Väterlicherseits stammte sie aus einer Offiziersfamilie. Ihr Großvater, der Militärintendant Karl Gürth, war General gewesen, ihr Vater bis 1918 Oberst der k.u.k. Armee.

Utta Gürth wuchs in Wien, Köthen und Chemnitz auf, wo sie 1942 das Abitur machte.[1] Sie war sehr von der Jugendbewegung „Bund Neuland“ geprägt, deren Schule in Wien-Grinzing sie besucht hatte. Vom Reicharbeitsdienst freigestellt, studierte sie Malerei bei Karl Sterrer an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.[2] Dort erlebte sie 1943 die sog. Äbtissinnenweihe (Benediktion) der Bertholdsteiner Äbtissin Maria Rosa Fritsch von Cronenwald durch Abtpräses Raphael Molitor in der Johanneskapelle des Schottenstiftes mit und fasste den Entschluss in die Benediktinerinnenabtei St. Gabriel zu Bertholdstein einzutreten.

Am 11. Jänner 1946 bat sie in der Burg Bertholdstein um Aufnahme, die – während des Krieges völlig verwüstet – eben erst wieder von den Nonnen und Schwestern bezogen worden war. Ihre Novizenmeisterin war die spätere Äbtissin Augustina Glatzel. 1947 legte sie die einfache und 1950 die feierliche Profess ab. Sie war Subpriorin, Priorin, Novizenmeisterin und Küchenfrau und daneben als Hauskünstlerin mit eigenem Atelier tätig. Zu ihren Frühwerken aus dieser Zeit gehört der Flügelaltar für die damals noch nicht hinter dem Eisernen Vorhang liegende Pfarrkirche St. Josef in Schwaan, Mecklenburg-Vorpommern, zu dem später noch ein Kreuzweg kam.

Von 1959 bis 1963 besuchte sie in Graz die Meisterklasse bei Professor Rudolf Szyszkowitz und von 1968 bis 1972 fünfmal das ebenfalls von Szyszkowitz geleitete Seminar für figurale Malerei der Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg. Bekannt und berühmt als Künstlerin wurde sie für ihre Glasfenster und Portraitmalereien. Im Laufe der Jahre schuf sie mehr als zweihundert Glasfenster, Fresken und Tafelbilder im In- und Ausland sowie unzählige Portraits vieler Kirchenmänner und -frauen und Stars aus Film und Oper. Ihr erste Arbeit als Glaskünstlerin waren die Fenster des 1963 zur Kirche umgestalteten Oratoriums von St. Gabriel (im ehemaligen Rittersaal). Weitere Werke finden sich in der Franziskanerkirche und der Grabenkirche in Graz, in der Kapelle des Landeskrankenhauses Vorau, in der Zisterzienserinnenabtei Marienkron-Mönchof im Burgenland und im Wiener Stephansdom; dazu kommen zahlreiche kleinere Kirchen und Kapellen.

Von ihr porträtierte kirchliche Würdenträger und Würdenträgerinnen sind: Bischof Johann Weber von Graz (1972), Abt Anastaz Opasek von Prag, Abt Johannes Gartner von Seckau, Abt Placidus Wolf von Seckau, Abt Athanas Recheis von Seckau, Äbtissin Cäcilia Fischer von Bertholdstein, Abt Adalbert Metzinger von Weingarten, Abt Otto Strohmaier von St. Lambrecht, der hl. Damian de Veuster, der hl. Johannes Bosco, Abt Laurentius Hoheisel von Grüssau/Bad Wimpfen (1994), Abt Hrabanus Heddergott von Tholey, Abt Anno Schoenen von Maria Laach (1995), Äbtissin Edeltraud Forster von Rüdesheim-Eibingen (1995), Kardinal Franz König, Abt Robert Beigl OCist von Rein (1999), Bischof Johann Weber (1999), die Äbtissinnen Marcellina Pustet und Ancilla Hohenegger von Säben (2000), Abt Berthold Heigl von Seitenstetten (Bleistiftzeichnung, 2007) und Bischof Maximilian Aichern (2007).

Am 16. November 1989 als Nachfolgerin der zurückgetretenen Cäcilia Fischer zur Äbtissin gewählt, wurde sie am 16. Dezember 1989 von Bischof Johann Weber benediziert und leitete die Abtei bis 1998, hielt geistliche Gespräche und Konferenzen und führte das Schuldkapitel (Culpa) wieder ein. Den Statuten der Beuroner Kongregation ensprechend bot sie nach dem Erreichen des 70. Lebensjahrs 1993 ihren Rücktritt an, aber ihre Amtszeit wurde bis 1998 verlängert. Zu ihrer Nachfolgerin wurde am 8. Mai 1998 die Musikerin Hildegard Altmann gewählt.

Sie starb am 11. August 2018 im Alter von 95 Jahren. Ihr Werk wurde u.a. mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen des Landes Steiermark ausgezeichnet.

gge, Okt. 2019

  1. Der Vater war während des Krieges als reaktivierter Offizier in Chemnitz stationiert; in Köthen war er Direktor der Köthenischen Zeitung gewesen.
  2. Einer ihrer Mitstudenten dort war Franz Kuno Steindl-Rast, der spätere P. David Steindl-Rast.

D:

Prof.: 1. Sep. 1947, 1. Sep. 1950; Abbatissa: el. 16. Nov. 1989, ben. 16. Dez. 1989, res. 17. Mai 1998; Dev.: Ordo est amoris – Der Liebe wohnt Ordnung inne.

W:

Auflistung in: Newzella, Elisabeth: Mit Schleier und Palette, s. Literatur.

A:

Ehrenpreis der Stadt Salzburg (1968 und 1969) · Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark (1996) · Josef-Krainer-Heimatpreis (200).

L:

Newzella, Elisabeth: Mit Schleier und Palette : Porträt der Altäbtissin Basilia Gürth OSB. Herausgegeben vom Verein der Freunde der Abtei St. Gabriel. Gnas : Weishaupt, 2008, ISBN 9783705902718 · Roth, Helma: Zum künstlerischen Werk von Sr. Basilia Gürth OSB unter besonderer Berücksichtigung der Gestaltung von Glasfenstern, 2 Bände, Diplomarbeit Institut für Kunstgeschichte an der Karl Franzens Universität Graz, 1998.

Normdaten:

GND: 134262875

Zitierempfehlung: Gürth, Basilia, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 8.02.2020, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/G%C3%BCrth,_Basilia

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