Geisendorfer, Anselm: Unterschied zwischen den Versionen

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Anselm Geisendorfer war ein unehelicher Sohn des Bamberger Domherrn Philipp Ludwig Faust von Stromberg. Sein Vater gab ihn 1707 in das Kloster Michaelsberg und sorgte finanziell für seine Ausbildung. Geisendorfer wurde 1713 zum Priester geweiht und 1719 in Salzburg zum Dr. jur. promoviert. im Kloster war er Bibliothekar, Professor, Schatzmeister, Kanzleidirektor, Novizenmeister und Prior. Auf Drängen des Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn am 8. Mai 1724 zum Abt gewählt, wurde er am 21. November 1724 von Bischof Lothar Franz infuliert.
 
Anselm Geisendorfer war ein unehelicher Sohn des Bamberger Domherrn Philipp Ludwig Faust von Stromberg. Sein Vater gab ihn 1707 in das Kloster Michaelsberg und sorgte finanziell für seine Ausbildung. Geisendorfer wurde 1713 zum Priester geweiht und 1719 in Salzburg zum Dr. jur. promoviert. im Kloster war er Bibliothekar, Professor, Schatzmeister, Kanzleidirektor, Novizenmeister und Prior. Auf Drängen des Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn am 8. Mai 1724 zum Abt gewählt, wurde er am 21. November 1724 von Bischof Lothar Franz infuliert.
  
Er war gebildet und tüchtig, aber auch streng und herrschsüchtig. Als Abt führte er Verwaltungsreformen durch, erließ eine Flut an Verordnungen und Instruktionen. Die Mönche beschwerten sich bei Fürstbischof Friedrich Karl über ihren Abt und baten um eine bischöfliche Visitation, die noch 1730 erfolgte. Die Differenzen eskalierten schließlich durch die von Geisendorfer durchgeführte Restitution der Michelsberger Propstei St. Getreu, um nach deren Vorbild seine Reformbestrebungen im Kloster durchzusetzen. Nachdem mehrere Mönche das Kloster verlassen hatten, erließ Bischof Friedrich Karl am 5. Juli 1739 wegen der herrschenden Uneinigkeit eine Verordnung, die Abt und Konvent zur Einhaltung der 1732 erlassenen Ordnung zu verpflichten. Am 9. Juli beauftragte er Weihbischof von Hahn mit dem Geistlichen Rat Trenner, den Abt wegen der Klage des Konvents zu vernehmen.
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Er war gebildet und tüchtig, aber auch streng und herrschsüchtig. Als Abt führte er Verwaltungsreformen durch, erließ eine Flut an Verordnungen und Instruktionen. Die Mönche beschwerten sich bei Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn-Buchheim über ihren Abt und baten um eine bischöfliche Visitation, die noch 1730 erfolgte. Die Differenzen eskalierten schließlich durch die von Geisendorfer durchgeführte Restitution der Michelsberger Propstei St. Getreu, um nach deren Vorbild seine Reformbestrebungen im Kloster durchzusetzen. Nachdem mehrere Mönche das Kloster verlassen hatten, erließ Bischof Friedrich Karl am 5. Juli 1739 wegen der herrschenden Uneinigkeit eine Verordnung, die Abt und Konvent zur Einhaltung der 1732 erlassenen Ordnung zu verpflichten. Am 9. Juli beauftragte er Weihbischof von Hahn mit dem Geistlichen Rat Trenner, den Abt wegen der Klage des Konvents zu vernehmen.
  
 
Im Juni 1740 reiste Abt Anselm heimlich nach Augsburg, um seine Angelegenheit in Rom weiter zu betreiben, wurde aber angewiesen, Rom zu verlassen und sich in sein Kloster zurückzubegeben. Da der Abtstuhl von Michaelsberg nach der Flucht des Prälaten verwaist war, erklärte Bischof Friedrich Karl am 24. September 1740 den ''ordo diurnus''. Nach der Abweisung seiner Klage vor dem Reichshofrat war die Absetzung Geisenhofers rechtskräftig. Da er aber allen Aufforderungen Roms und des Bischofs Widerstand leistete, wurde er am 14. Januar 1743 seines Amtes enthoben und am 4. April 1743 [[Dietz, Ludwig|Ludwig Dietz]] zu seinem Nachfolger gewählt.
 
Im Juni 1740 reiste Abt Anselm heimlich nach Augsburg, um seine Angelegenheit in Rom weiter zu betreiben, wurde aber angewiesen, Rom zu verlassen und sich in sein Kloster zurückzubegeben. Da der Abtstuhl von Michaelsberg nach der Flucht des Prälaten verwaist war, erklärte Bischof Friedrich Karl am 24. September 1740 den ''ordo diurnus''. Nach der Abweisung seiner Klage vor dem Reichshofrat war die Absetzung Geisenhofers rechtskräftig. Da er aber allen Aufforderungen Roms und des Bischofs Widerstand leistete, wurde er am 14. Januar 1743 seines Amtes enthoben und am 4. April 1743 [[Dietz, Ludwig|Ludwig Dietz]] zu seinem Nachfolger gewählt.

Version vom 3. November 2019, 19:28 Uhr

Anselm Geisendorfer OSB

Anselm Geisendorfer

Abt des Klosters Michaelsberg in Bamberg 1724–1743

* 1689/90 Bamberg
† 15. Sep. 1773 Klingenzell, Schweiz

Anselm Geisendorfer war ein unehelicher Sohn des Bamberger Domherrn Philipp Ludwig Faust von Stromberg. Sein Vater gab ihn 1707 in das Kloster Michaelsberg und sorgte finanziell für seine Ausbildung. Geisendorfer wurde 1713 zum Priester geweiht und 1719 in Salzburg zum Dr. jur. promoviert. im Kloster war er Bibliothekar, Professor, Schatzmeister, Kanzleidirektor, Novizenmeister und Prior. Auf Drängen des Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn am 8. Mai 1724 zum Abt gewählt, wurde er am 21. November 1724 von Bischof Lothar Franz infuliert.

Er war gebildet und tüchtig, aber auch streng und herrschsüchtig. Als Abt führte er Verwaltungsreformen durch, erließ eine Flut an Verordnungen und Instruktionen. Die Mönche beschwerten sich bei Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn-Buchheim über ihren Abt und baten um eine bischöfliche Visitation, die noch 1730 erfolgte. Die Differenzen eskalierten schließlich durch die von Geisendorfer durchgeführte Restitution der Michelsberger Propstei St. Getreu, um nach deren Vorbild seine Reformbestrebungen im Kloster durchzusetzen. Nachdem mehrere Mönche das Kloster verlassen hatten, erließ Bischof Friedrich Karl am 5. Juli 1739 wegen der herrschenden Uneinigkeit eine Verordnung, die Abt und Konvent zur Einhaltung der 1732 erlassenen Ordnung zu verpflichten. Am 9. Juli beauftragte er Weihbischof von Hahn mit dem Geistlichen Rat Trenner, den Abt wegen der Klage des Konvents zu vernehmen.

Im Juni 1740 reiste Abt Anselm heimlich nach Augsburg, um seine Angelegenheit in Rom weiter zu betreiben, wurde aber angewiesen, Rom zu verlassen und sich in sein Kloster zurückzubegeben. Da der Abtstuhl von Michaelsberg nach der Flucht des Prälaten verwaist war, erklärte Bischof Friedrich Karl am 24. September 1740 den ordo diurnus. Nach der Abweisung seiner Klage vor dem Reichshofrat war die Absetzung Geisenhofers rechtskräftig. Da er aber allen Aufforderungen Roms und des Bischofs Widerstand leistete, wurde er am 14. Januar 1743 seines Amtes enthoben und am 4. April 1743 Ludwig Dietz zu seinem Nachfolger gewählt.

Der abgesetzte Prälat fand zunächst eine Bleibe im Kloster St. Ulrich in Augsburg und begab sich dann in das Kloster Klingenzell in der Schweiz, wo er am 15. September 1773 im Alter von 84 Jahren starb.

gge, Nov. 2019


D:

Sac.: 1713; Abbas: el. 8. Mai 1724, ben. 21. Nov. 1724, dep. 14. Jan. 1743

L:

Pfeil, Christoph Graf von: Chorgestühle des 18. Jahrhunderts in Bamberg (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. Reihe 8, Quellen und Darstellungen zur fränkischen Kunstgeschichte). Degener, 1992, S. 62–76 · Germania Sacra 3. Folge 12, Das exempte Bistum Bamberg 4, Bamberger Bischöfe 1693–1802, bearbeitet von Dieter J. Weiß, S. 68f., 149f., 422.

Normdaten:


Zitierempfehlung: Geisendorfer, Anselm, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 3.11.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Geisendorfer,_Anselm

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