Gondola, Joseph Franz

Joseph Franz von Gondola, um 1762

Joseph Franz von Gondola

Ordensname: Franciscus

Benediktiner der Abtei Ettal; 1752–1764 Weihbischof in Paderborn und 1756–1759 in Münster; 1761–1774 Apostolischer Vikar der Nordischen Missionen

~ 16. Dez. 1711 Wien
05. März 1774 ebd.

Joseph Siegmund Graf von Gondola war der Spross eines dalmatinischen Adelsgeschlechts. Seine Eltern waren Graf Franz von Gondola und seine Frau Gräfin Maria Anna von Sereni[1]. Er wurde am 16. Dezember 1711 in der Schottenkirche in Wien getauft. Nach dem Umzug der Familie nach Innsbruck besuchte er dort die Schule und später die Ritterakademie in Ettal.

Da sein Vater mit seinem Wunsch nach einem Eintritt in Ettal nicht einverstanden war, floh Gondola in das Prämonstratenserstift Wilten. Nach einem Jahr, der Vater hatte mittlerweile seine Meinung geändert, kehrte Gondola nach Ettal zurück und legte am 15. August 1730 die Profess ab. Er studierte zunächst in Wilten (1731), dann in Ettal Theologie und später in St. Gallen Theologie und Kirchenrecht. 1733 wurde er zum Subdiakon, 1734 zum Diakon und am 19. Juni 1735 durch Weihbischof Sirgenstein in Konstanz zum Priester geweiht. Danach lehrte er an der Ritterakademie Ettal Humaniora und Philosophie.

Der verheerende Brand des Klosters, der am 29. Juni 1744 große Teile der Abtei in Schutt und Asche legte, war für das Kloster wie auch für Gondola von einschneidender Bedeutung. Unter anderem führte er die endgültige Auflösung der Ritterakademie herbei, deren Räume nun als Konventsgebäude gebraucht wurden. Da die finanzielle Lage der Abtei so schlecht war, dass an einen Wiederaufbau aus eigenen Mitteln nicht zu denken war, beauftragte Abt Benedikt III. Pacher den als Lehrer nun nicht mehr gebrauchten P. Franciscus damit, im ganzen deutschsprachigen Raum Geld zu sammeln. Auf einer dieser Kollektenreisen wurde der Kölner Kurfürst Clemens August von Bayern auf Gondola aufmerksam und erbat ihn sich 1751 von Ettal als Generalvikar und Weihbischof für Paderborn.

Am 26. Juli 1751 wurde Gondola von Clemens August als Weihbischof eingesetzt und legte am 1. August die professio fidei ab. Da man aber in Rom keinen Ordensmann für das Vikariat Sachsen wünschte, verzögerte sich der Ernennungsprozess und Gondola wurde erst am 24. Januar 1752 von Papst Benedikt XIV. zum Titularbischof von Tempe präkonisiert. Neben dem Bistum Paderborn übernahm Gondola 1756 auf Wunsch des Kurfürsten auch das Bistum Münster als Weihbischof, bis ihn 1759 Wilhelm d’Alhaus, den er am 4. Februar 1759 selbst zum Bischof geweiht hatte, in diesem Amt ablöste. Nachdem er sich nach dem Tode Weihbischof Twickels (10. September 1757) vergeblich – Ordensangehörige waren in Hannover nicht zugelassen – um das Vikariat Sachsens beworben hatte, übernahm Gondola am 5. Oktober 1761 die Nachfolge im Apostolischen Vikariat des Nordens („in den mitternächtlichen Landen“).

Nach einem Streit mit dem ebenfalls von ihm geweihten neuen Paderborner Fürstbischof Wilhelm Arnold von der Asseburg, der sein Weiheamt persönlich ausübte und Gondola im Hinblick auf die desolate finanzielle Lage des Bistums die Auszahlung seiner vollen Bezüge verweigerte, ließ sich Gondola am 17. Oktober 1763 zur Regelung von Erbangelegenheiten für einige Monate beurlauben und kehrte nie wieder nach Paderborn zurück.[2] Er erhielt eine Kanonikerstelle am Stephansdom in Wien und im Januar 1765 zusätzlich die einträgliche Probstei von St. Stephan zu Mainz, woraufhin er dann auch offiziell von seinem Paderborner Bischofsamt zurücktrat. Das Vikariat des Nordens aber behielt er. Kaiserin Maria Theresia verlieh ihm im April 1765 die Pfarrei Probstdorf bei Wien, wo er – seit 1773 Domküster in Wien – am 5. März 1774 starb. Das Kloster Ettal setzte er zum Universalerben ein.

gge, Jan. 2008

  1. J. Metzler, Die Apostolischen Vikariate des Nordens, Paderborn 1919, nennt als seine Mutter eine Gräfin von Khuen.
  2. Ob er wirklich nie mehr nach Paderborn zurückkehrte, ist nicht ganz klar, denn das Weiheprotokoll nennt unter dem 20. und 21. Dezember 1765 ausdrücklich seinen Namen. Vgl. Bettina Braun: Princeps et episcopus: Studien zur Funktion und zum Selbstverständnis der nordwestdeutschen Fürstbischöfe nach dem Westfälischen Frieden. Vandenhoeck & Ruprecht, 2013, S. 298.

D:

Prof.: 15. Aug. 1730; Sac.: 19. Juni 1735; Ep. tempensis: nom. 24. Jan. 1752, cons. 2. Juli 1752.

W:

Oratorium, o.O. und o.J. · Geistliche Kunstgrifflein, mit leichter Mühe in allen Ständen selig zu werden, o.O. 1751.

L:

Germania Sacra, Neue Folge, Bd.37/4 : Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster. Von Wilhelm Kohl. Berlin, New York: De Gruyter, 2004, S. 85–87 · Heribert Raab: Joseph Franz Graf von Gondola, Weihbischof von Paderborn und Apostolischer Vikar des Nordens, in: Paul Werner Scheele (Hg.): Paderbornensis Ecclesia. Beiträge zur Geschichte des Erzbistums Paderborn. Festschrift für Lorenz Kardinal Jäger zum 80. Geburtstag am 23. September 1972. München, Paderborn, Wien 1972, S. 427–450.

Normdaten:

GND: 172878128

Zitierempfehlung: Gondola, Joseph Franz, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 16.10.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Gondola,_Joseph_Franz

Vorlage:Page.name: GONDOLA, Josef Graf von OSB (1711–1774) – Biographia Benedictina