Grieninger, Honorius

Honorius Grieninger OSB

Honorius Grieninger

27. und letzter Reichsabt von Irsee 1784–1803

* 31. Dez. 1741 Immendingen
06. Feb. 1809 Kaufbeuren

Honorius Grieninger (modernere Schreibweise: Grüninger), Taufname Joseph, wurde am 31. Dezember 1741 in Immendingen als Sohn des Ignaz Grieninger und seiner Frau Maria Miller geboren. Seine gymnasiale Schulausbildung hatte er in Villingen, Kempten und im Kloster Irsee erhalten, wo er am 10. Oktober 1762 die Profess ablegte. Nach philosophischen, mathematischen und theologischen Studien am Hausstudium wurde er am 24. Juni 1766 zum Priester geweiht. Im Kloster war er Novizenmeister, verfasste als Bibliothekar und Archivar einen neuen Bibliothekskatalog[1], lehrte Mathematik und Philosophie und war zuletzt Prior. Als solcher wurde er am 20. September 1784 mit 7 von 16 Stimmen zum Abt gewählt. Skrutatoren waren die Äbte von St. Mang in Füssen und Ottobeuren, Ämilian Hafner bzw. Honorat Göhl.

Unter der Führung des wissenschaftlich gebildeten Abtes Grieninger begann das schon vor seinem Eintritt in Irsee etablierte mathematische und naturwissenschaftliche Verständnis auch wirtschaftliche Früchte zu tragen (Pötzl, S. 60). 1786 wurde eine neue Holzsorte angepflanzt, 1787 eine Holzordnung zur effektiveren Waldwirtschaft erlassen. Eine Mühlordnung folgte 1781.1792 wurde eine Wasserleitung vom Fuß des Berges Schlachtbühl bis ins Kloster gelegt, für die 800 Bäume weichen mussten. Das Brunnenbecken vor dem Abteigebäude trägt noch heute Grieningers Wappen. Um die Lebensverhältnisse der Klosteruntertanen zu verbessern, ließ Abt Honorius eine Hebammenschule einrichten, zur Volksbildung auch Sommerschulen an Sonn- und Feiertagen. 1793 ließ er das Schloss in Rieden errichten.

Die letzten beiden Kapitel der schwäbischen Benediktinerkongregation 1787 und 1790 wählten Abt Honorius zum Visitator. 1788 wurde er mit Abt Anselm Rittler vom Reichskloster Weingarten als „Assistens sueviae“ zur Visitation der Benediktineruniversität Salzburg bestimmt, wodurch die eingeschlafene Verbindung mit der Universität wiederauflebte. 1795 visitierte Abt Honorius das Benediktinerlyzeum in Freising.

Wappen des Abtes Honorius Grieninger

Die Revolutionskriege ab 1796 belasteten das Kloster durch Kontributionen, Einquartierungen und Truppendurchzüge, detailliert geschildert von Abt Grieniger in seiner handschriftlichen Chronik. Im Mai 1800 flüchtete Grieninger nach Tirol und kehrte erst im Januar 1801 nach Irsee zurück, wo im August 1802 die Säkularisation durch die kurfürstlich-bayerische Regierung begann, verkörpert durch den Generalkommissar, derdas Kloster provisorisch in Besitz nahm. Staatsrechtlich endete das Reichsgebiet Kloster Irsee am 29. November 1802 mit der Vereidigung des Kanzleipersonals und am Tag darauf der Untertanen auf den bayerischen Kurfürsten.

Abt Grieninger lebte nach der Aufhebung noch einige Zeit im Kloster, ging aber – vertrieben von den Kriegswirren, Einquartierungen und anderen Umständen – am 13. November 1805 nach Kaufbeuren, wo er sich sicherer fühlte und am 6. Februar 1809 „an einem Nervenfieber“ starb. Die Beerdigungsfeierlichkeiten auf dem Stadtfriedhof leitete Abt Rupert Ehrmann vom Reichskloster Isny, der nach seinem Tod 1811 neben seinem Freund Grieninger beigesetzt wurde. Beide Grabinschriften sind erhalten.

Honorius Grieninger verfasste in seiner Zeit als Abt mehrere historische Schriften, ließ aber nur zwei mathematisch-philosophische Werke drucken.

gge, Okt. 2011, rev. 2019

  1. Catalogus Codicum Manuscriptorum in Bibliotheca Monasterii Ursinensis asservatorum.

D:

Prof.: 10. Okt. 1762; Sac.: 24. Juni 1766; Abbas: el. 20. Sep. 1784.

W:

Chronica imperialis monasterii Ursinensis inde ab electione Honorii Grieninger (ultimi) Abbatis anno 1784 usque ad annum 1808 ([Digitalisat]).

L:

Lindner, August: Die Schriftsteller des Benediktinerordens, Regensburg 1880 · Scheglmann, Alfons Maria: Geschichte der Säkularisation im rechtsrheinischen Bayern, 1906 · Pötzl, Walter: Der Irseer Konvent und seine Äbte in der Neuzeit 1502−1802, in: Das Reichsstift Irsee (Beiträge zur Landeskunde von Schwaben ; 7). Weissenhorn: Konrad, 1981, S. 17–75.


Zitierempfehlung: Grieninger, Honorius, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 22.02.2020, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Grieninger,_Honorius

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