Hlobil, Petrus

Petrus Hlobil OSB

Petrus Hlobil

6. Abt des Klosters Raigern 1921–1936

* 26. Aug. 1854 Kremsier [Kroměříž, CZ]
† 21. Nov. 1936

Petrus Hlobil, geboren 1854 in Kremsier in Ostmähren, Profess am 7. September 1872, Priester am 18. Oktober 1877, war Stiftsprior, viele Jahre auch Stiftspfarrer und Dekan des Mödritzer Dekanates gewesen, als er am 9. Februar 1921 „dem Drange der Umstände und Verhältnisse entsprechend, fast einstimmig“ (Maurus Kinter) zum Abt der Benediktinerabtei Raigern gewählt wurde. Schon während es zweimonatigen Interregnums nach dem Tod seines Vorgängers Prokop Šup hatte er mit dem dem Gutsinspektor P. Leo und P. Johann Nepomuk die Verwaltung geführt. Die Wahl wurde an Stelle des leidenden Abtpräses Willibald Hauthaler von St. Peter in Salzburg, von Abt Cölestin Baumgartner, Lambach, geleitet. Die sog. Abtweihe (Benediktion) erteilte Bischof Dr. Klein von Brünn.

Trotz seines vorgeschrittenen Alters war Hlobil ein eifriger, außerordentlich tätiger und namentlich als Seelsorger sehr beliebter Priester, den Anforderungen der neuen Zeit aber nicht gewachsen. Die Abtei, deren Leitung er übernahm, hatte unter dem Ersten Weltkrieg und seinen Folgen sehr gelitten. Die Aussichten für den Weiterbestand des Klosters waren noch immer „trübe und unaufgeklärt“ (Kinter). Gründe dafür waren die schlechte finanzielle Lage und der geringe Personalstand. Die von dem neuen Tschechoslowakischen Staat erhobene enorme Vermögenssteuer zwang das Kloster zu (ungünstigen) Verkäufen von Grund und Boden, während die Verpachtungen wenig einbrachten. Enteignungen von Feld und Wald im Zuge der Bodenreform waren ebenso zu befürchten wie die Plünderung der umfangreichen Stiftsbibliothek zugunsten der neuen tschechischen Universitätsbibliothek in Brünn. Der Konvent bestand aus 16 Mitglie­dern, von denen sechs auswärts wirkten und drei krank waren, so dass das Chor­gebet nur noch von sieben Patres bestritten wurde. Nachwuchs blieb aus.

In alten stiftsherrlichen Verhältnissen aufgewachsen und alt geworden, war Abt Petrus nicht der richtige Mann, dringend notwendige Reformen zur Verjüngung des überalterten Konvents durchzuführen. Abt Ernst Vykoukal vom Emmauskloster in Prag, der nach Hlobils Tod 1936 die Wahl des Nachfolgers leitete[1], stellte gegenüber dem Abtprimas Fidelis von Stotzingen fest, „er war doch schon zu alt für die großen Aufgaben in Raigern. Eine zweite Regierung von dieser Art und Dauer würde das Kloster zum Aussterben bringen.“ (nach Meissner)

Abt Petrus starb am 21. November 1936, über achtzig Jahre alt, nach längerer Krankheit, und wurde am 24. November bestattet. Am 9. Mai 1937 wurde nach schwieriger Wahl Abt Alois Kotyza (reg. 1937–1947) benediziert.

gge, Nov. 2019

  1. Abt Ignatius Staub von Einsiedeln in der Schweiz, der bis dahin als Visitator fungiert hatte, hatte den Wahlvor­sitz, mit dem ihn die Religiosenkongregation betraut hatte, abgelehnt und stattdessen den mit den Verhältnissen in Raigern besser vertraueten Vykoukal empfohlen.

D:

Prof.: 7. Sep. 1872, 26. Sep. 1873; Sac.: 18. Okt. 1877; Abbas: el. 9. Feb. 1921.

L:

Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 33, NF 2, (1912) · Meissner, Erhard: Die Benediktinerabtei Raigern im Wandel zweier Jahrhunderte (1813–1950), in: Bohemia : Jahrbuch des Collegium Carolinum, Band 19, München, Wien: R. Oldenbourg, 1978, S. 85–121.


Zitierempfehlung: Hlobil, Petrus, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 20.11.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Hlobil,_Petrus

Vorlage:Page.name: HLOBIL, Petrus OSB (1854–1936) – Biographia Benedictina