Kerssenbrock, Karl

Karl von Kerssenbrock OSB

Karl von Kerssenbrock

letzter Abt des Klosters Liesborn 1798–1803

* 16. Dez. 1750 Vreden
† 20. Nov. 1829 Münster

Karl von Kerssenbrock, Taufname Bernhard Heinrich Wilhelm, wurde am 16. Dezember 1750 in Vreden als Sohn des Dr. iur. Franz Arnold von Kerssenbrock und der Anna Albertine Maiknecht geboren. Er stammte in direkter Linie von Hermann von Kerssenbrock (1519–1585), dem Verfasser der Wiedertäufergeschichte, ab. Mehrere Verwandte erwähnt er in seinem Tagebuch (S. 11 ff.): seine Brüder Dr. iur. Johann Heinrich von Kerssenbrock in Haselünne, Dr. theol. Felix von Kerssenbrock in Münster, den Kanoniker Anton von Kerssenbrock in Bentlage, außerdem Vettern und Kusinen in Castrop, Haselünne und Dorsten.

Mit 19 Jahren, am 23. April 1769 trat Karl in die Benediktinerabtei Liesborn ein und legte am 29. April 1770 die Profess ab. Am 5. Mai 1771 erhielt er von seinem Abt Ludger Zurstraßen die niederen Weihen, am 5. Juni 1773 wurde er Subdiakon und am folgenden Tag Diakon. Da er dreieinhalb Jahre lang das Wecken im Kloster zur Zufriedenheit seines Abtes besorgt hatte, wurde ihm eröffnet, dass er schon binnen „6 Jahren Priester werden sollte, da man nach der damaligen Gewohnheit es nicht eher konnte, als bis man 7 Jahre lang Frater gewesen.“ Er wurde aber schon am 1. April 1775 zum Priester geweiht und erhielt am 2. Juni 1779 die Approbation für die Seelsorge. Bald danach, am 14. Oktober 1780, wurde er Novizenmeister, am 1. Juli 1782 Kaplan an der Pfarrkirche und am 15. Februar 1796 Kellner (Cellerar).

Am 7. Mai 1798 in Gegenwart des Abtes von Abdinghof zum Abt gewählt, erhielt er am 21. Mai die bischöfliche Bestätigung und das Kommissariat über die Frauenklöster Vinnenberg und St. Aegidii in Münster und wurde am 24. Juni von Weihbischof Caspar Max von Droste-Vischering am in Gegenwart und unter Assistenz seiner Brüder Franz und Clemens sowie der Äbte von Abdinghof und Marienfeld (Peter von Hatzfeld OCist) benediziert. Über seine Wahl zum Abt berichtet er selbst ausführlich in seinem Tagebuch.

Abt Karl schätzte zwar eine feine Hofhaltung und hielt sich gern in gehobener Gesellschaft auf, schaffte aber die separate Tafel für Abt, Kellner und Küchenmeister ab und schaffte das gemeinsame Speisen mit Kellner und Küchenmeister ab und setzte sich mit den Konventualen im Refektorium an einen Tisch (Tagebuch S.25). Er war nur fünf Jahre im Amt. Nach der Säkularisierung der Abtei Liesborn durch die preußische Regierung 1803, zog er sich nach Münster zurück, wo er bis zu seinem Tod am 20. November 1829 lebte. Am 22. November 1829 wurde er auf dem Ludgerifriedhof bestattet.

gge, Mai 2018


D:

Prof.: 29. April 1770; Sac.: 1. April 1775; Abbas: el. 7. Mai 1798, ben. 24. Juni 1798.

W:

Beschreibung der Merkwürdigkeiten von der Abtey Liesborn, gemacht von mir, Abte Carolus von Kerssenbrock. [Liesborn] 1805 · Übersicht über die vielen, großen, äußerst drückenden Veränderungen, welche mit uns in Betreff unserer Pensionen […] von 1803–1821, 18. September, vorgegangen sind und noch vorgehen. o.O.u.J. · postum: Tagebuch des letzten Abtes zu Liesborn, Carolus von Kerssenbrock (1750–1828), herausgegeben von Eugen Eick. Dortmund 1903.

L:

Linneborn, Johannes: Das Kloster Liesborn zur Zeit seiner Aufhebung. Nach den Aufzeichnungen des letzten Abtes Karl von Kerssenbrock, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 23 (1902), S. 309–339, 588–608 · Germania Sacra NF 23: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 5. Das Kanonissenstift und Benediktinerkloster Liesborn. Bearbeitet von Helmut Müller. Berlin, New York: De Gruyter, 1987, S. 268–270 · Jungeblodt, E. E.: Karl von Kerssenbrock, der letzte Abt des Klosters Liesborn, in: Zeugen ihrer Zeit. Liesborn 1995, S. 10–11 · Grabe, Wilhelm: Der letzte Abt des Klosters Liesborn. Wahl des Karl von Kerssenbrock (1750–1829) vor 200 Jahren, in: Münsterland (1997), S. 114–123 · Luig, Klaus: Die Wahl und Weihe des letzten Liesborner Abtes Karl von Kerssenbrock im Jahr 1798, in: Heimatblätter 81 (2001), S. 156–160.


Zitierempfehlung: Kerssenbrock, Karl, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 6.05.2018, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Kerssenbrock,_Karl

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