Kleinmayrn, Johann Damaszen

Johann Damaszen von Kleinmayrn OSB

Johann Damaszen von Kleinmayrn

letzter Abt des Klosters Wessobrunn 1798–1803; Kirchenrechtler; Rektor der Universität Salzburg

* 19. Okt. 1735 Zell am Ziller, Tirol
† 25. Mai 1810 Landsberg, Bayern

Damascenus von Kleinmayrn, Taufname Johann Ferdinand, war ein Sohn des Dr. Ferdinand Cajetan von Kleimayrn, salzburgischer Pfleger, Landrichter und Propst in Zell am Ziller, und seiner Frau Anna Rosalia Pürchner. Sein älterer Bruder war der fürstbischöflich-salzburgische Gerichtspräsident Franz Thaddäus von Kleinmayrn (1733–1805). Ein weiterer Bruder Rupert (1746–1814) war Pfleger von Wartenfels im Thalgau und Verfasser der von Franz Martin edierten Familienchronik; ein anderer Bruder, Vitalis (1747–1828) war k. k. Feldmarschallleutnant. Die ursprünglich aus Schwaben stammende Familie war 1703 von Kaiser Leopold geadelt worden.

Da in seiner Wunschabtei Niederaltaich kein Platz für ihn frei gewesen war, wandte sich Joh. Ferdinand an die Abtei Wessobrunn, die vom Schuljahr 1747/48 an seine Gymnasialbildung in Salzburg (teil-)finanzierte. Nach dem Kommunnoviziat in Scheyern, wo er auch Philosophie studierte, legte er am 12. November 1752 die Profess ab. Das Theologiestudium begann er am Kommunstudium in Rott am Inn und setzte es auf Wunsch des Kardinals Tamburini am Collegium S. Callisto in Rom fort. In Rom wurde er zum Subdiakon geweiht und verteidigte 1757 sechs dem Kardinal Tamburini gewidmete Thesen. Nachdem er sein Studium in Theologie und Kirchenrecht in Salzburg beendet hatte, wurde er 1758 in Augsburg zum Priester geweiht und feierte am 4. Oktober 1758 in seinem Heimatort Zell seine Primiz.

Von 1759 bis 1761 unterrichtete Kleinmayrn die jüngeren Mönche in Wessobrunn. 1761 wird er als Monitor des Konvents genannt. 1761 wurde er Professor für Kirchenrecht und Griechisch am Kommunstudium der bayerischen Benediktiner in Benediktbeuern, 1765 dessen Leiter. Nach der von Martin herausgegebenen Familienchronik war er dort wegen seiner Strenge gefürchtet. In der Taufmatrikel von Stadl/Pflugdorf ist er 1762 als Expositus in Vilgersthofen bezeugt. 1765 gab er für das Studium commune einen eigenen Lehrplan heraus, in den er seine erfahrungen aus Rom eingearbeitet hatte. Nach der Auflösung des Kommunstudiums war er von 1770 bis 1772 Pfarrer in Iffeldorf und 1772/73 Oberer der Benediktinermission in Schwarzach im Pongau, wo er die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse verbesserte.

Während dieser ganzen Zeit war die Verbindung zur Universität Salzburg nicht abgerissen, wo er am 3. November 1773 zum Doktor iuris utriusque promoviert und drei Tage später zum Professor für Kirchenrecht und Geistlichen Rat bestellt wurde. Dreimal (1775/76, 1779/80 und 1783/84) war er Dekan der Juristischen Fakultät und wurde am 21. Januar 1788 zum Rektor der Universität Salzburg gewählt. Obwohl er in Salzburg hochgeachtet war – wenn ihn auch der Erzbischof als Pedanten bezeichnete – wurde er wegen seiner konservativen Haltung und seiner Engstirnigkeit 1781 nicht zum Abt des Klosters Wessobrunn gewählt[1] 1785 hielt er die Trauerrede auf den verstorbenen Salzburger Abt Beda Seeauer. Das Lehramt des Kirchenrechts trat er am Ende des Schuljahrs 1789 an P. Korbinian Gärtner ab, blieb aber Rektor der Universität.

Da ihn die fortschrittlicheren Professorenkollegen als „zu päpstlich“ ablehnten, kam es bei der Rektorenwahl am 7. Mai 1792 zu einem Stimmenpatt zwischen Kleinmayrn und dem Gegenkandidaten P. Augustin Schelle OSB aus der Benediktinerabtei Tegernsee. Kleinmayrn verzichtete daraufhin, zog sich nach Wessobrunn zurück und verzichtete auch auf die ehrenvolle Stelle als Superior in Maria Plain. Am 26. Juli 1792 ging er als Superior nach Vilgersthofen, wo er die Wallfahrt betreute, bis er am 24. Februar 1798 wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten um seine Entlastung bat.

Stattdessen wurde er am 17. April trotz seines relativ hohen Alters (62) im zweiten Wahlgang zum Abt gewählt. Skrutatoren waren die Äbte Gregor Rottenkolber von Tegernsee und Gregor Rauch von Andechs; den Wahlvorsitz hatte der Präses der bayerischen Benediktinerkongregation, Karl Klocker von Benediktbeuern. Am 13. Mai 1798 erteilte ihm der Augsburger Fürstbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen persönich die Abtweihe (Benediktion).

Kleinmayrns kurze Regierungszeit war überschattet von den Vorboten der Säkularisation und den Koalitionskriegen. Hohe Kosten verursachten die Einquartierungen kaiserlicher Truppen im Kloster. 1800 floh er auf Drängen seines Konvents nach Salzburg, wurde aber schon bals nach München zu Verhandlungen der bayerischen Landschaft gerufen, obwohl er kein Abgeordneter war. Nach wessobrunn zurückgekehrt, feierte er dort im Oktober 1802 seine Goldene Profess und erneuerte seine Gelübde in die Hände des Präses Karl Klocker.

Nach der Aufhebung des Klosters am 19. März 1803 zog er sich im Oktober d.J. nach Landshut zurück, wo er am 25. Mai 1810 an der Brustwassersucht starb und begraben wurde. Seine umfangreiche Privatbibliothek, die er aus dem Kloster mitgenommen hatte, hatte er testamentarisch dem Schulfonds vermacht, einige Klosterpretiosen aus seinem Besitz an ehemalige Konventualen. Sein Grabstein (östlich der Friedhofskirche) und sein Porträt (im Pfarrhaus) sind erhalten. An seinem Sterbehaus erinnert eine Gedenktafel an ihn.

gge, Sep. 2019

  1. Gewählt wurde Joseph Leonardi.

D:

Prof.: 12. Nov. 1752; Prim.: 4. Okt. 1758; Abbas: el. 17. April 1798, ben. 13. Mai 1798.

W:

Vetus et nova disciplina de proprio ordinandorum episcopo. Tegernsee 1763 · Iohannes Damascenus Kleienmaiern ... praelectionum suarum ex universo iure canonico rationem reddit Benedictoburae, Tegernsee 1767 · Exercitatio Academica De Conciliis Apostolorum, Salzburg 1778 · Meine Gedanken von den Gränzen der gesetzgebenden Gewalt und Gerichtsbarkeit der Kirche, Frankfurt und Leipzig 1782.

L:

Schulte, von: Kleinmayrn, Johann Damascen von, in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 105 · Zauner, Judas Thaddäus: Judas Thaddäus Zauner's biographische Nachrichten von den Salzburgischen Rechtslehrern von der Stiftung der Universität an bis auf gegenwärtige Zeiten, Waisenhausbuchhandlung, Salzburg 1789, S. 141–144 · Flachenecker, Helmut: Die Benediktinerabtei Wessobrunn, in Germania Sacra, N.F., 39, Berlin/New York 2001, bes. S. 434–440.

Normdaten:

GND: 101080484

Zitierempfehlung: Kleinmayrn, Johann Damaszen, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 28.09.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Kleinmayrn,_Johann_Damaszen

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