Korčian, Benedikt

Benedikt Korčian OSB

Benedikt Korčian

Abt des Stiftes Raigern 1883–1912

* 13. Aug. 1840 Deutsch Pruß [Pustiměřské Prusy], Mähren
08. Mai 1912 Raigern [Rajhrad], Mähren

Benedikt Korčian, Taufname Karl, wurde 1840 in Deutsch Pruß in der Hanakei geboren. Er trat nach absolviertem Gymnasium am 17. August 1859 in das Benediktinerstift Raigern ein und legte am 21. März 1865 die Profess ab. Im selben Jahr zum Priester geweiht (2. Juli 1865), wurde er zunächst Kaplan seines Onkels, des späte­ren Domkapitulars Knapp von Olmütz in Ungarisch Brod, dann Kaplan in Domaschov und Raigern, kurze Zeit Stiftspfarrer, dann 1877 Prior. Als solcher wurde er (nach dem Tod des Abtes Günther Kalivoda) am 26. Juni 1883 zum Abt gewählt, dem vierten seit Kaiser Franz I. 1813 die freie Abtwahl gestattet hatte, und am 1. Juli 1883 benediziert.

Er förderte die wissenschaftlichen und kulturellen Bestrebungen der Benediktiner von Rajhrad, durch die das Kloster zu seiner Zeit hohes Ansehen erlangte. Mit großem Aufwand erweiterte er die Klosterbibliothek, deren Bestände im Tausch gegen die 1880 begründete Zeitschrift Studien und Mitteilungen des Benediktiner- und Cisterzienser-Ordens erheblich anwuchsen.[1] Materiell unterstützte er das Benediktinerkolleg Sant’Anselmo in Rom, die Restaurierung des Grabdenkmales des hl. Benedikt von Nursia in Montecassino und die Raigerner Ortsschule, für die er große materielle Opfer brachte.

Mit ihrer Gründung durch Papst Leo XIII. 1889 trat das Stift Raigern der österreichischen Benediktinerkongregation vom hl. Josef bei. Damit hatte Raigern die volle Unabhängigkeit gegenüber der Mutter­abtei Břevnov-Braunau, die der Kongregation von der Unbefleckten Empfäng­nis Mariens beigetreten war, behalten und die Exemtion gegenüber dem Bischof von Brünn erreicht.

Im Kloster wurde eine Reihe von Änderungen vorgenommen, u.a. 1895 an der Fassade der Klosterkirche das Mosaikbild der Unbefleckt Empfangenen Jungfrau Maria angebracht und 1902 die Lourdesgrotte auf dem Klostervorplatz errichtet. 1909/10 wurden zwei pneumatische Orgeln aufgestellt. Erhebliche Mittel wurden für die Modernisierung des Klosters aufgewendet, u.a. 1893 ein kostspieliges Wasserversorgungssystem eingerichtet, um das gesamte Kloster mit Trinkwasser zu versorgen. Dazu kamen eine Blitzableiteranlage und elektrisches Licht.

1884 ließ Abt Benedikt Korčian das Schloss Lesní Hluboké restaurieren, modernisieren und erweitern. In Brünn wurde in den Jahren 1906 und 1907 eine Buchdruckerei gebaut, mit deren Produktion das Stift Raigern Ende des 19. Jahrhunderts zum Verlag für katholische Literatur in Mähren wurde. Sein ganzer Stolz war die klösterliche Gemäldegalerie mit seltenen Werken aus der Zeit der Gotik bis zum 19. Jahrhundert, die er Besuchern gerne vorführte.

Im Interesse des Klo­sters unternahm Abt Benedikt mehrere größere Reisen: 1886 war er in Subiaco und Montecassino; 1893 reiste er nach Rom, um an der Grundsteinlegung der neuen Ordenszentrale Sant’Anselmo teilzunehmen; 1902 wallfahrtete er nach Lourdes und besuchte die Benediktinerabtei Einsiedeln in der Schweiz. Sein Herzleiden führte ihn mehrfach in verschiedene Kurorte wie Bad Reichenhall und Marienbad.

1890 wurde er Konsistorialrat der Diözese Brünn, 1891 Herrenhausmitglied. Von 1890 bis 1906 war er als Vertreter des konservativen Großgrundbesitzes Abgeordneter im mährischen Landtag, von 1896 bis 1902 Landeshauptmann-Stellvertreter von Mähren, von 1883 bis 1900 auch Präsident des mährischen Bienenzuchtvereins in Brünn, um den er sich große Verdienste erwarb. 1898 wurde er vom Kaiser mit dem Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens mit Stern ausgezeichnet.

Abt Korčian starb nach längerem Leiden am 8. Mai 1912 in Raigern an einem Herzinfarkt. Sein Tod brachte dem Kloster und dem Konvent erhebliche Schwierigkeiten, durch die staatliche Inventurkommission und im Hinblick auf die Neu­wahl bei der sich zwei Parteien gegenüberstanden. Staat und Diözese scheinen sich intensiv in die Gespräche vor den Wahlskrutinien eingeschaltet zu haben. , der , äußert sich sehr vorsichtig darüber: „Nach Ebnung von gewissen Schwierigkeiten“, wie der Chronist Maurus Kinter schreibt, wurde am 7. August 1912 der Novizenmeister Prokop Šup zum Abt gewählt.

gge, Nov. 2019

  1. Die Herausgabe der „Studien und Mitteilungen des Benediktinerordens“ wurde 1911 an die Abtei St. Peter in Salzburg abgegeben.

D:

Prof.: 21. März 1865; Sac.: 2. Juli 1865; Abbas: el. 26. Juni 1883, ben. 1. Juli 1883.

L:

Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 4,2 (1883), S. 245, 247 und Jahrgang 33, N. F. 2 (1912), S. 592–594 · Kinter, Maurus: Vitae monachorum qui ab a. 1613 in monasterio O. S. B. Raihradensi in Moravia professi in Domino obierunt, 1908, III, IV, XIII, 168 · ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 17, 1967), S. 123f. (Roth B.) · Meissner, Erhard: Die Benediktinerabtei Raigern im Wandel zweier Jahrhunderte (1813–1950), in: Bohemia : Jahrbuch des Collegium Carolinum, Band 19, München, Wien: R. Oldenbourg, 1978; S. 85–121.

Normdaten:

GND: 101399132X

Zitierempfehlung: Korčian, Benedikt, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 19.11.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Kor%C4%8Dian,_Benedikt

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