Kraus, Lambert

Lambert Kraus OSB

Lambert Kraus

Abt des Benediktinerklosters Metten 1770–1790; Komponist

* 17. Sep. 1728 Pfreimd, Oberpfalz
† 27. Nov. 1790 Metten

Lambert Kraus, Taufname Philipp Josef Anton, wurde am 17. September 1728 in Pfreimd in der Oberpfalz, der Hauptstadt der ehemaligen Landgrafschaft Leuchtenberg, als Sohn des Johann Georg Kraus, Stadtschreiber in Pfreimd, später Richter und Verwalter des Grafen von Königsfeld in Offenberg bei Metten, und seiner Frau Maria Anna Theresia geboren.

Nach den Gymnasialstudien in Straubing und Landshut, wo der als Exeget und lateinischer Schriftsteller bekannte Ignaz Weitenauer SJ sein Lehrer war, trat er 1747 in die Abtei Metten ein, wo er am 29. September 1748 als fr. Lambertus die Profess ablegte und das Amt des Regens chori übernahm. Philosophie und theologie studierte er am Hausstudium und wurde am 21. Oktober 1752 Priester. Abt Adalbert Tobiaschu übertrug ihm mehrere Ämter: stellvertretender Direktor und 1754 Direktor des Klosterseminars, Lehrer der Sängerknaben, Präses der Bruderschaften, Stiftsprediger, Novizenmeister. 1759 wurde er Prior (als solcher dreimal bestätigt), 1766 Pfarrvikar in Stephansposching und am 9. Oktober 1770 – dem Tag der Resignation des Abtes Adalbert – zum Abt gewählt. Die Wahlkommission bestand geistlicherseits aus dem Regensburger Weihbischof von Bernklau und dem Domherrn Graf von Preising, weltlicherseits aus dem Freiherrn von Prugglach und dem Kanonikus Praun. Schon am 10. Oktober feierlich bestätigt, wurde Abt Lambert am 14. Oktober unter Assistenz der Äbte von Gotteszell OCist (Josef Michl) und Oberaltaich (Johann Evangelist Schifferl) benediziert.

Abt Lamberts Wahl war nicht unumstritten. Es heißt, er soll durch eine Intrige, die seinen Vorgänger zum Rücktritt gezwungen hatte, ins Amt gekommen sein. Unbestreitbar ist, dass es Parteien im Konvent gab und der Wahlakt nicht ohne Widerspruch vor sich ging, da ein Teil der Wähler den Prior Kolumban Staudinger durchzusetzen versuchte. Nach längeren Diskussionen über die Gültigkeit der Wahl Lamberts, kam man auf Geheiß der kurfürstlichen Kommissare überein, dass der gewählte Abt jährlich dem Kapitel Rechenschaft über seine Verwaltung ablegen sollte (man bezweifelte zu Recht sein wirtschaftliches Geschick) – ein Versprechen, das zwar gegeben, aber nicht gehalten wurde.

Abt Lambert repräsentiert den Typus des prachtliebenden, feinsinnigen und gelehrten (Physik, Latein) Prälaten. Noch als Prior hatte er ein Caeremoniale monastico benedictinum in usum FF Mettensium (Straubing 1765) herausgebracht und auf Anordnung Abt Adalberts die Ganzkörperreliquien der Katakombenheiligen Fortunat und Felician und des seligen Utto nebst beiden Faldistorien kostbar fassen. Für seine 1764 im Druck erschienene Trauerrede zum Begräbnis des Abtes Ignaz Lanz von Niederaltach rühmt ihn P. Johann Baptist Lackner im Memoriale, S. 129, als „Cicero von Metten“. Er war ein bedeutender Musiker und Physiker, der die Elektrizität zu medizinischen Zwecken anwendete. Sein besonderes Interesse galt der Singschule und der Musikpflege im Kloster. Selbst ein begabter Komponist und Musiker, veröffentlichte er mehrere Sinfonien. Zu seinen ungedruckten Kompositionen gehören ein Requiem und eine Sammlung von Instrumentalquartetten.

Als Bauherr richtete er den Gaststock (das spätere zweite Seminar) glänzend ein, ließ die Prälatur verschönern und den Prälaturgarten (Hopfengarten) mit einer Mauer umgeben. Er ließ das Sommerrefektorium (die spätere Abtswohnung) errichten und die Straße zum Donauufer anlegen. Für die Kirche schaffte er eine Glocke von 822 Zentner an und ließ das Wasser des Uttobrunnens in das Kloster leiten. Dazu hatte er 400 steinerne Deiche herstellen lassen.

Durch eine wenig effektive Wirtschaftsführung und seine Bautätigkeit, seine Prachtliebe und übergroße Gastfreundschaft verschuldete er das Kloster jedoch so sehr, dass sein Nachfolger Cölestin Stöckl bis 1802 brauchte, um den Schuldenberg unter großen Mühen abzutragen. Außerdem war Abt Lambert Kraus Abgeordneter des Prälatenstandes im kurfürstlichen Regierungsbezirk Straubing.

Er starb am 27. November 1790 in Metten und wurde am 30. November bestattet.

gge, Dez. 2019


D:

Vest.: 20. Sep. 1747; Prof.: 29. Sep. 1748; Prim.: 21. Okt. 1752; Abbas: el. 9. Okt. 1770, ben. 14. Okt. 1770.

W:

VIII Missae solemnes. Opus I, Augsburg 1760 · XII Symphoniae. Opus II, Augsburg 1762 · VIII Lytaniae Lauretanae unacum VIII Tantum ergo. Opus III, Augsburg 1764 · Caeremoniale Monastico-Benedictinum in usum Monasterii Mettensis. Pars 1–4, Straubing 1765 · Die bestrafte Trunkenheit. Ein Fastnachtspiel, Straubing 1759 · Titus Manlius, Torquati filius oder schwer bestrafter kindlicher Ungehorsam. Ein Trauerspiel, Straubing 1770 · Höchst belohnter kindlicher Gehorsam. Ein Singspiel, Straubing · Leichenrede auf Abt Ignaz Lanz von Niederaltaich vom 26. Juli 1764, Straubing 1764.

L:

Fink, Wilhelm: Entwicklungsgeschichte der Benedictinerabtei Metten. Teil 1: Das Profeßbuch der Abtei (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benedictinerordens und seiner Zweige, Ergänzungsheft 1/1), München 1926, 52f. · Gandershofer, Maurus: Die Verdienste der Benediktiner von Metten um die Pflege der Wissenschaften und Künste, Landshut 1841 · Münster, Robert und August Scharnagl: Vor zweihundert Jahren starb Abt Lambert Kraus (1729–1790), in: Alt und Jung Metten 57/1 (1990/91) 39f. · Sänftl, Bonifaz: Trauerrede auf das hochselige Ableiben des Hochwürdigen, und Hochedelgebohrnen Herrn, Herrn Lambert, I würdigisten Abtes des uralten kaiserlichen Benediktinerstiftes Metten und einer hochlöbl. Landschaft in Baiern Landsteurers gehalten bey der letzten Leichbesingniß den 30 Christmonaths 1790, Straubing.


Zitierempfehlung: Kraus, Lambert, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 3.12.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Kraus,_Lambert

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