Kurzeja, Adalbert

Adalbert Kurzeja OSB
Foto: Abtei Maria Laach

Adalbert Kurzeja

47. Abt von Maria Laach 1977–1990

* 24. Nov. 1920 Ratiborhammer
† 12. April 2016 Andernach

Franz Kurzeja wurde 1920 als Sohn eines Metzgers im Fürstbistum Breslau geboren und wuchs dort mit seinen acht Geschwistern auf. Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium in Ratibor 1939 leistete er seinen Arbeitsdienst ab und begann dann ein Theologiestudium an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Breslau, wurde aber noch im selben Jahr zur Wehrmacht eingezogen. Im Zweiten Weltkrieg war er Soldat an der Ostfront und in Italien. 1945 geriet er in britische Kriegsgefangenschaft, während der er sich freiwillig zur Trümmerbeseitigung in der 1943 von den Alliierten zerstörten Erzabtei Montecassino, der Wiege des Benediktinerordens, meldete.

Da infolge der 1945 einsetzenden Vertreibung der Deutschen aus Polen an eine Rückkehr nach Schlesien vorläufig nicht mehr zu denken war, musste Kurzeja sich wie viele andere auch umorientieren. Im Dezember 1946 konnte er seine theologischen Studien an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom wieder aufnehmen, die er 1952 mit dem Lizentiat in Theologie verließ. 1951 war er von Erzbischof Traglia zum Priester geweiht worden.

1952 kehrte er nach Deutschland zurück und trat als Fr. Adalbert in die Benediktinerabtei Maria Laach ein. Er diente dem Kloster zunächst als Bibliothekar, Zeremoniar und Sakristan, bis er an die Universität Trier wechselte, um sich dort liturgischen Forschungen zu widmen. 1967 wurde er mit einer Dissertation über den ältesten Liber Ordinarius der Trierer Domkirche, eine Handschrift des Britischen Museums vom Anfang des 14. Jahrhunderts, zum Doktor der Theologie promoviert. Danach war er mehrere Jahre wissenschaftlicher Assistent an der Trierer Theologischen Fakultät und wurde dann Fachberater des Liturgischen Instituts in Trier. In dieser Funktion war er maßgebend an der deutschen Ausgabe des Missales Papst Pauls VI. beteiligt und arbeitete seit 1975 an den Vorarbeiten für die Herausgabe des deutschen Stundengebetes (Brevier) für die Weltpriester mit. 1977 wählte ihn das Kapitel von Maria als Nachfolger des am 23. Januar d.J. zurückgetretenen Abtes Dr. Urbanus Bomm zum 47. Abt von Maria Laach. Die Abtsbenediktion erfolgte am 20. März 1977 durch den Trierer Bischof Dr. Bernhard Stein. Aus Altersgründen legte Abt Adalbert sein Amt am 4. November 1990 nieder.

Adalbert Kurzeja hatte schon früh Verbindung mit der katholischen Kirche Polens aufgenommen. Schon 1957 reiste er wieder in die schlesische Heimat, danach, besonders nach der Verkündung des Kriegsrechts durch die Kommunisten, noch viele Male auch mit Hilfsgütern und theologischer Literatur. Er veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen zur schlesischen Geschichte, so u.a. über das Benediktinerkloster Grüssau im Riesengebirge und Adolf Kardinal Bertram, gegen dessen bewusst falsche Darstellung durch die polnische Kirche er Stellung bezog. Er warf dem polnischen Klerus nationalistische Gesten und Selbstgerechtigkeit vor und wandte sich jahrelang immer wieder gegen dessen Versuche, die gewaltsame Vertreibung der Deutschen aus Polen theologisch zu begründen. Sein Briefwechsel mit dem Breslauer Administrator und späteren Bischof Boleslaw Kominek war einer der Vorläufer des für die deutsch-polnischen Nachkriegsbeziehungen so bedeutsamen Briefwechsels zwischen polnischem und deutschem Episkopat 1965.

Kurzejas Einsatz wurde vielfach gewürdigt, mit der Kardinal-Bertram-Medaille der Apostolischen Visitatur Breslau, dem Schlesierschild der Landsmannschaft Schlesien 1997, der Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen 2001, der Ehrenbürgerschaft seines Heimatortes Ratiborhammer 2003 und 2015 der Ehrenmedaille der Universität Wroclaw (Breslau).

gge


Daten:

Sac.: 10. Okt. 1951 (Rom); Vest.: 24. Aug. 1952; Prof.: 1954, 1956; Abbas: el. 15. Feb. 1977, ben. 20. März 1977 (Bf. Dr. Bernhard Stein), res. 4. Nov. 1990; Dev.: Confirma fratres tuos – Stärke deine Brüder (Lk 22, 32).

Werke:

Der älteste Liber Ordinarius der Trierer Domkirche. London, Brit. Mus., Harley 2958, Anfang 14. Jh. Ein Beitrag zur Liturgiegeschichte der deutschen Ortskirchen. (= Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 52), Münster: Aschendorff, 1970 ; Kardinal Bertram und das Bistum Kattowitz 1939-1945. In: Oberschlesisches Jahrbuch 12 (1996) 107–120, Berlin: Mann, 1997

Lit.:

Emmanuel von Severus OSB: Mitten unter den Seinen, wie einer, der dient – Bischof Dr. Bernhard Stein weihte den 47. Abt. von Maria Laach. In: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler (HJbKAhrweiler) 35, 1978, S. 8 ; Ders.: Dem 47. Abt. von Maria Laach Dr. Adalbert Kurzeja zum 60. Geburtstag am 24.11.1980. In: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler (HJbKAhrweiler) 38, 1981, S. 17

Normdaten:

GND: 10687604X

Zitierempfehlung: Kurzeja, Adalbert, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 18.04.2016, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Kurzeja,_Adalbert

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