Lodron, Johanna

Johanna von Lodron OSB

Johanna von Lodron

74. Äbtissin des Benediktinerinnenstifts Nonnberg in Salzburg 1638–1657

* 24. Juni 1594
† 24. Feb. 1657 Salzburg

Johanna von Lodron, geborene Freiin (1630 Reichsgräfin) von Wolkenstein und Rodenegg, war eine Halbschwester des Salzburger Domherrn Veit von Wolkenstein-Rodeneck. Am 14. Juni 1620 hatte sie den 71-jährigen verwitweten Grafen Nikolaus Lodron, Landeshauptmann in Tirol und Vater des Fürsterzbischofs Paris Graf Lodron, geheiratet. Bald Witwe geworden, trat sie 1623 mit Genehmigung ihres Stiefsohnes, der sie bis zu ihrem Lebensende finanziell unterstützte, in das Benediktinerinnenstift Nonnberg ein. Am 30. Juni 1625 legte sie die Gelübde ab und erhielt am selben Tag gemeinsam mit anderen Chorfrauen von Erzbischof Lodron die Jungfrauenweihe.

Bald wurde ihr als Kaplanin oder Schaffnerin die innere Ökonomie des Stiftes anvertraut. Am 25. März 1632 wurde sie Priorin und, nach der Resignation ihrer Vorgängerin Eva Maria Fleisch von Lerchenberg, am 16. Dezember 1638 zur Äbtissin gewählt. Zwar genehmigte Erzbischof Lodron die Wahl noch am selben Tag schriftlich, doch erhielt sie ungeachtet der wiederholten Bittes des Konvents aus unbekannten Gründen niemals die förmliche Konformation und Benediktion, weshalb sie bis zu ihrem Lebensende nicht die Pontifikalien gebrauchte und nur als „postulierte Äbtissin“ unterzeichnete.

Die im Zuge der Gegenreformation eingeführten strengen Vorschriften ihrer Vorgängerin milderte Äbtissin Johanna von Lodron etwas. Während ihrer Regierungszeit legten 13 Frauen und acht Laienschwestern die Gelübde ab. Auf Wunsch des Erzbischofs, der dort ein Kollegiatstift gründen wollte, musste sie 1639 das seit 450 Jahren bestehende Patronatsrecht (das Recht, den Pfarrer einzusetzen) in Tittmaning (Bayern) aufgeben. In weiteren Fällen konnte sie trotz des Dreißigjährigen Krieges die Rechte des Klosters und seine Einkünfte vermehren. Auch das (angefochtene) Recht der freien Ausfuhr von Wein und Getreide aus Salzburg konnte sie mit Hilfe ihres Halbbruders Graf Sigismund von Wolkenstein erhalten. 1641 wurde der 1638 auf Wunsch des Erzbischofs begonnene Bau der großen Zisterne fertiggestellt, 1644 der abgebrannte Amtshof in Wölbling wiederhergestellt. 1655 erbte die Nonnberger Priorin Sidonia von Schnepf soviel Wein, dass der Keller erweitert werden musste.

Als sich 1648 wegen des Krieges Tausende von Bayern, darunter auch der 75-jährige Kurfürst Maximilian mit seinem Hofstaat, vor den Schweden und Franzosen nach Salzburg flüchteten, besuchte die Kurfürstin Maria Anna, geborene Erzherzogin von Österreich und Tochter Kaiser Ferdinands II., mehrmals das Stift, speiste mit den Frauen und ließ in aller Stille das Altöttinger Gnadenbild für eine Nacht zur Verehrung dorthin bringen.

1856 schwer erkrankt, starb Äbtissin Johanna am 24. Februar 1657, an der Wassersucht. Obwohl sie sich diese Ehre verbeten hatte, wurde sie wie ihre Vorgängerinnen feierlich begraben.

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D:

Prof.: 30. Juni 1625; Abbatissa: 16. Dez. 1638.

L:

Esterl, Franz: Chronik des adeligen Benediktiner-Frauen-Stiftes Nonnberg in Salzburg. Salzburg: Duyle, 1841, S. 127–133 · Reichlin von Meldegg, Regintrudis: Stift Nonnberg zu Salzburg im Wandel der Zeiten, Salzburg 1953, S. 49–50.


Zitierempfehlung: Lodron, Johanna, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 27.11.2016, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Lodron,_Johanna

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