Molitor, Gregor

Gregor Molitor OSB

Gregor Molitor

Organist, Kantor und Prior der Erzabtei Beuron

* 18. Juli 1867 Sigmaringen
† 28. Mai. 1926 Beuron

Gregor Molitor, Taufname Ferdinand, wurde 1867 in Sigmaringen geboren, wo sein Vater Johann Baptist Molitor (1834–1900) zu dieser Zeit Chordirigent an der katholischen Stadtpfarrkirche St. Johann und Gymnasialmusiklehrer war. Die Mutter, Maria Glas, starb 1884. Von den vier Geschwistern wurden alle drei Brüder Benediktiner. Fidelis Molitor wurde als P. Raphael 1906 Abt in Gerleve.

Ferdinand Molitor besuchte das Gymnasium in Sigmaringen und ab 1982 in Konstanz, erhielt Musik- und Orgelunterricht von seinem Vater und nahm Studien u. a. an der Konstanzer Münsterorgel vor. Nach dem Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger in einem Konstanzer Regiment 1886 trat er am 11. September 1887 in die Benediktiner-Erzabtei St. Martin in Beuron ein, wo er am 1. November 1887 als Fr. Gregor eingekleidet wurde. Nach den philosophischen und theologischen Studien an der Hauslehranstalt, wurde er am 1. Mai 1892 zum Priester geweiht. Danach war er Kantor, Zelator, Novizenmeister, Lektor für Philosophie, Rektor der Hochschule und von 1904 bis 1909 Prior der Erzabtei.

1894 übernahm er das Organistenamt im Kloster Beuron und war wesentlich an Planung und Bau der neuen elektrischen Hauptorgel 1901 und der Elektrifizierung der Chororgel von Branmann beteiligt, die beide von einem Hauptspieltisch spielbar gemacht wurden. Bei der Orgelweihe beider Orgeln am 5. Dezember 1901 spielte Molitor mit seinem Bruder Raphael Werke des kurz zurvor verstorbenen Komponisten Josef Gabriel Rheinberger. 1908 wurde die Hauptorgel mit Molitors Beteiligung umgebaut und vergrößert.

Nach dem Bau der neuen Orgel widmete sich Molitor der Komposition und Aufführung verschiedener Orgelwerke und Kantaten. Er gründete eine eigene kirchenmusikalische Schule für Orgel und Choral, das Gregoriushaus, das er gemeinsam mit Musikdirektor Ernest von Werra aus Konstanz (1907–1913), seinem Schwager, leitete. Auißerdem begründete er den Verlag der Kirchenmusikalischen Gesellschaft St. Gregor (1907–1920) und übernahm 1910 die Redaktion der kirchenmusikalischen Zeitschrift für die Erzdiözese Freiburg Der Katholische Kirchensänger, die er aber schon im folgenden Jahr aus gesundheitlichen Gründen niederlegen musste.

Da sich seine Rückenmarkserkrankung von 1912 an stetig verschlimmerte, begab er sich 1915 zu einem Erholungsaufenthalt zu seiner Schwester Rosalie von Werra (1869–1957) in Leuk in der Schweiz. Hier entstand das Beuroner Orgelbuch. 1920 folgte ein Aufenthalt im Krankenhaus St. Josef in Freiburg. 1926 kehrte er nach Beuron zurück, wo er am 28. Mai 1926 starb.

Gregor Molitor komponierte neben Orgelmusik vor allem geistliche Werke, u.a. die Oratorien St. Benedikt und Marias Heimgang und mehrere Messen und Marienlieder. Er verfasste verschiedene Schriften zum gregorianischen Choral und gab das Lehrbuch zur diatonisch-rythmischen Begleitung des Chorals (Leipzig: Breitkopf & Härtel 1913) heraus.

gge, April 2018


D:

Vest.: 1. Nov. 1887; Prof.: 1. Nov. 1888; Sac.: 1. Mai 1892.

W:

40 geistliche Lieder zum Gebrauch beim Gottesdienste u. a. Anlässen für vierstimmigen Frauenchor komponiert. Beuron, Hohenzollern: Verlag der Beuroner Kunstschule, 1926 · Die diatonisch-rhythmische Harmonisation der gregorianischen Choralmelodien. Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1913 · Beuroner Orgelbuch, Orgelstücke verschiedener Form zum Gebrauch beim Gottesdienste und anderen Anlässen, 4 Bände. Beuron, Hohenzollern: Verlag der Kirchenmusikalischen St. Gregor, 1918.

L:

Böser, Fidelis: P. Gregor Molitor OSB, in: Der Katholische Kirchenmusiker, 6 (1925), S. 98–101 (Verzeichnis seiner Werke) · Ders.: P. Gregor Molitor †, in: Musica Divina, Zeitschrift für Kirchenmusik, hg. von der Schola Austriaca (1926), S. 125–126 · Ders.: P. Gregor Molitor †, in: Musica Sacra 56 (1926) XIV, S. 266–268 (Abdruck aus „Der Katholische Kirchensänger“, 26. Jg., Nr. 8) · Piller, Alfons: Der Komponist und Orgelvirtuose Pater Gregor Molitor OSB (1867–1926) der Erzabtei St. Martin von Beuron/Sigmaringen, in: Musik und Gottesdienst, Zeitschrift für evangelische Kirchenmusik, Reinhardt erlag, Heft 2/2005 · Kaffanke, Jakobus: „Molitor, Gregor“, in: Württembergische Biographien II, Stuttgart: Kohlhammer, 2011, S. 191–192 · Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880-1980. St. Ottilien: EOS, 1985–1987.

Normdaten:

GND: 117120650

Zitierempfehlung: Molitor, Gregor, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 29.04.2018, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Molitor,_Gregor

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