Morasch, Michaela

Michaela Morasch OSB

Michaela Morasch

letzte Äbtissin des Klosters St. Walburg in Eichstätt vor der Säkularisation 1799–1806

* 16. Feb. 1758 Wolnzach
† 23. Mai 1826 Eichstätt

Maria Anna Michaela Morasch, Taufname Maria Anna Juliana, wurde 1758 als zweites Kind und einzige Tochter des wohlhabenden Kaufmanns Johann Michael Morasch und seiner zweiten Frau Maria Katharina Baumstängl geboren. Sie erhielt eine gute, auch musikalische, Erziehung und Ausbildung und begleitete den Vater auf dessen Geschäftsreisen, wodurch sie sich Kenntnisse in Buchführung und Geschäftsangelegenheiten erwarb. Im September 1777 folgte sie einer ebenfalls aus Wolnzach stammenden Freudnin in die Benediktinerinnenabtei St. Walburg in Eichstätt, wo sie am 18. Oktober 1778 in die Hände des Eichstätter Weihbischofs Freiherrn von Kageneck die Profess ablegte. Bis 1798 versah sie dort das Amt der Kastnerin. Bei der auf Anordnung von Fürstbischof Josef Graf Stubenberg wegen der unsicheren politischen Situation vorgezogenen Äbtissinnenwahl wurde sie am 30. Januar 1799 einstimmig im ersten Wahlgang zur Äbtissin gewählt, am 4. Februar bestätigt und am 5. Juni von Weihbischof Felix Graf Stubenberg (Bruder des Fürstbischofs) benediziert.

Äbtissin Michaelas Regierungszeit war überschattet von den Koalitionskriegen und der Säkularisation des Klosters. Am 21. Juli 1800 musste sie sich auf Befehl des Fürstbischofs vor den nach Eichstätt vorrückenden französischen Revolutionstruppen für mehrere Monate in das neutrale (preußisch-ansbachische) Cronheim bei Gunzenhausen in Sicherheit bringen. Trotz der hohen finanziellen Belastungen durch ständige Einquartierungen von Freund und Feind und die von Eichstätt, Bayern und den Franzosen verlangten Kriegssteuern, konnte sie die Schulden tilgen und auch eine neue Bibliothek aufbauen. Wegen eines Vermächtnisses für die Bibliothek führte sie später erfolgreich einen Prozess gegen den St. Emmeramer Abt Cölestin Steiglehner. Großen Wert legte sie auf die musikalische Gestaltung der Gottesdienste und Klosterfeiern.

Unter der Regierung des Kurfürsten Ferdinand von Toskana konnte sie durch geschicktes Agieren und strikte Verweigerung die Eröffnung einer Elementarschule verhinden und nach der Inbesitznahme des Klosters durch bayerische regierungskommissare 1802 (endgültig 1806) bestmögliche Bedingungen für die Klosterfrauen erreichen und die Vertreibung des Konvents 1806 verhindern. In den folgenden Jahren hielt sie die Klosterfrauen zusammen und versuchte, bei der bayerischen Regierung eine Erhöhung ihrer kargen Pensionen und Alterszulagen zu erlangen. Das Interesse König Ludwigs I. an einer Wiederherstellung des Klosters 1825 wurde ihr noch zugetragen, es ist aber nicht bekannt, ob und wie sie darauf reagiert hat.

Michaela Morasch brach am Morgen des 23. Mai 1826 auf dem Weg zur Chorkapelle zusammen und starb unerwartet an Herzversagen. Ihre Grabstätte ist unbekannt. Ihre Aufzeichnungen sind ein wertvoller Beitrag zur Zeitgeschichte.

gge, Jan. 2019


D:

Vest.: 13. Okt. 1777; Prof.: 18. Okt. 1778; Abbatissa: el. 30. Jan. 1799, ben. 5. Juni 1799.

L:

Zunker, Maria Magdalena: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Eichstätt 2. Germania Sacra Dritte Folge, Band 15. Berlin: DeGruyter, Nov. 2018 · Dies.: Michaela Morasch (1758–1826): Äbtissin von St. Walburg in Eichstätt, in: Zwölf Frauengestalten aus dem Bistum Eichstätt: vom 8. bis zum 20. Jahrhundert, herausgegeben von Barbara Bagorski und Ludwig Brandl. Regensburg: Schnell und Steiner, 2008, S. 155–179 · Ried, Karl: Michaela Morasch, Äbtissin von St. Walburg, in: Zum 900jährigen Jubiläum der Abtei St. Walburg in Eichstätt. Historische Beiträge, herausgegeben von Karl Ried, Paderborn: Schöningh, 1935, S. 75–87 · Weinschenk, Hiltraut: Äbtissin Michaela Morasch von Sankt St. Walburg in Eichstätt, gestorben gest. am 23. Mai 1826. Ein Erinnerungsblatt zu ihrem 100. Todestag, in: Benediktinische Monatschrift zur Pflege religiösen und geistigen Lebens 8 (1926), S. 197–206 · Brentano-Mezzegra, Jakob von: Trauerrede über den Hintritt der hochwürdigen, hochwohlgebornen Frau Frau Maria Anna Michaela, gebornen Morasch, würdigsten Äbtissin in dem jungfräulichen Stifte Ordinis S. P. Benedicti zur heiligen Walburg in Eichstätt, Eichstätt 1826.


Zitierempfehlung: Morasch, Michaela, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 16.12.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Morasch,_Michaela

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