Lambert Nolle
Benediktiner der Abteien Beuron, Erdington und Weingarten
* 28. April 1864 Frohnstetten, Stetten a. k. M.
† 23. April 1950 Ravensburg-Weingarten
Lambert Nolle, Taufname Josef, wurde 1864 als Sohn eines Landwirts und Bäckereiladeninhabers in Frohnstetten geboren. Wegen seiner Begabung vorzeitig eingeschult, begann er im Alter von 14 Jahren mit den Vorbereitungen auf das Lehrerseminar. Nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung wurde er als Hilfslehrer in Killer bei Hechingen eingesetzt. Von 1882 bis 1885 absolvierte er das Lehrerseminar in Boppard und trat dann seine erste Stelle in Bäratal an.
Seine zweite Stelle in Beuron mit Organistendienst in der Pfarr- und Klosterkirche brachte ihn in Kontakt mit den Benediktinern. Von 1886 an nahm er Lateinunterricht, später auch Altgriechisch, trat in das Noviziat ein und legte am 17. November 1890 die Profess ab, die er 1905 nach Erdington übertrug.
1891 wurde er in das Kloster Erdington bei Birmingham entsandt, wo er neben der englischen Sprache auch Philosophie und Kirchengeschichte studierte. Das Studium der Dogmatik und Moral schloss sich an. Am 15. Juli 1894 wurde er zum Priester geweiht. Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit in der Pfarrei Erdington war er Lektor am bischöflichen Priesterseminar für die Fächer Katechetik und Liturgik und von 1905 bis 1912 Subprior der Abtei Erdington.
Nach Kriegsende 1922 musste er mit den ausgewiesenen deutschen Mönchen unter Abt Ansgar Höckelmann das Vereinigte Königreich verlassen und kam nach Weingarten, wo die Mönche die Gebäude der 1803 säkularisierten Reichsabtei Weingarten übernahmen und die Abtei Weingarten gründeten. Von 1922 bis 1928 lehrte Nolle Philosophie und Dogmatik am Patriarchalseminar in Betschala, Jerusalem, wo er zum Vizerektor bestellt war.
1930 nach England zurückgekehrt, wurde er Religionslehrer und Kaplan an einer Sonderschule. Nach dem Krieg kam er über Rom nach Weingarten zurück, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte und sich vor allem Übersetzungen aus dem Englischen widmete. Er war auch Mitarbeiter der Newman-Arbeitsgemeinschaft.
Lambert Nolle veröffentlichte etwa 30 wissenschaftliche Schriften, insbesondere zur Bibelwissenschaft, Katechese und Liturgik. Seine Annalen von Erdington 1876–1922 (Weingarten 1935) blieben Manuskript.
Er starb am 23. April 1950, wenige Tage vor Vollendung seines 87. Lebensjahres, in Weingarten. In seiner Heimatgemeinde Frohnstetten ist eine Straße nach ihm benannt.
gge, März 2020
D:
Prof.: 17. Nov. 1890; Sac.: 15. Juli 1894.
W:
Die sieben neuen Seligen des Benediktinerordens, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige (StMBO) 16 (1895) S. 474—487 · Unbeachtete Zeugnisse über die Zustände in den englischen Klöstern am Vorabende ihrer Authebung durch Heinrich VIII., ibidem · Aus der St.-Thomas-Abtei Erdington in England, in: StMBO 40 (1920), S. 346–348 · Historische Kommunitäten der Benediktinerinnen in England und ihre Vorfahren im 17. und 18. Jahrhundert, in:StMB0 54 (1926), S. 433—448 · Das Cistercienserinnenkloster Stapehill (Holy Cross) in Dorset (England), in: StMB0 55 (1937), S. 321–328.
L:
Urban, Wolfgang: Lambert (Josef) Nolle (1864 bis 1950), in: Erika Jeuck & Wolfgang Schaffer (Hrsg.): 1200 Jahre (799–1999) Stetten am kalten Markt. Geschichte der Gemeinde und ihrer Ortsteile Frohnstetten, Glashütte, Nusplingen, Storzingen. Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1999, ISBN 3-88294-275-4, S. 478–480 · P. Lambert Nolle O.S.B, zum Gedenken. Katholisches Sonntagsblatt 99 (1951), S. 17, 273 · Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880–1980. St. Ottilien: EOS, 1985–1987. (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige ; 29. Ergänzungsband, I–II).
Vorlage:Page.name: NOLLE, Lambert OSB (1864–1950) – Biographia Benedictina