Oberleitner, Gerhard

Gerhard Oberleitner OSB

Gerhard Oberleitner

Abt des Klosters Sankt Mang in Füssen 1696–1714

* 1659 Bad Reichenhall
† 20. März 1714 Füssen

Gerhard Oberleitner, gebürtig aus Bad Reichenhall, wurde am 10. Juli 1696 im Beisein des Generalvikars Joh. Theodor Hauser von Gleichenstorf und der Äbte von Irsee und Ottobeuren zum Abt des St. Magnusstiftes gewählt.

Vom regen wissenschaftlichen Leben des Konvents zur Zeit des Abtes Oberleitner zeugt u.a., dass 1698 im Kloster eine öffentliche Disputation stattfand, bei der die Fratres Cölestin, Augustin und Benedikt unter dem Vorsitz von P. Felix Egger mehrere in Augsburg gedruckte Thesen verteidigten.

Großer Schaden entstand dem Kloster als zur Zeit des spanischen Erbfolgekriegs (1701–1714) der Kirchenschatz und das Archiv nach Reutte in Tirol in Sicherheit gebracht wurden, dort jedoch am 22. Mai 1703 einer Feuersbrunst, die den halben Ort in Schutt und Asche legte, zum Opfer fielen; nur das Archiv wurde mit Mühe gerettet. Ein Übriges taten die von den verschiedenen durchziehenden Kriegsvölkern geforderten Lieferungen und Einquartierungen.

Trotz der finanziell schwierigen Lage nahm Abt Gerhard Ende des 17. Jahrhunderts ein schon von seinem Vorgänger Benedikt Bauer projektiertes enormes Bauvorhaben in Angriff. Er ließ die einsturzgefährdeten mittelalterlichen Klostergebäude und die baufällig gewordene Kirche abreißen und begann 1701 mit dem Bau einer neuen repräsentativen Anlage nach Plänen des Architekten Johann Jakob Herkomer (1652–1717). Die Umgestaltung der mittelalterlichen Basilika in eine nach venezianischen Vorbildern gestaltete Barockkirche sollte zum architektonischen Symbol der Verehrung des hl. Magnus werden.

Am 10. Mai 1701 wurde der Grundstein gelegt, 1711 begann die Ausstattung der Konventsgebäude. Die Einweihung der neuen Kirche am 15. Februar 1717, den Einzug des Konvents am 1. Mai 1718 und die Fertigstellung der Kirche 1727, die sich wegen der enormen Kosten jahrzehntelang hinzog, erlebte Abt Gerhard nicht mehr. Er starb am 20. März 1714 und wurde in der von ihm erbauten Gruft in der St. Magnuskirche beigesetzt.

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L:

Leistle, David: Wissenschaftliche und künstlerische Strebsamkeit im St. Magnusstifte zu Füssen. StMBO 16 (1895) 371–386, 539—555; StMBO 17 (1896) 14–29, [223]–229, 392–398, 639–650; StMBO 18 (1897) 57–68, 281–286, 419–429, 589–598, und StMBO 19 (1898) 56–59, bes. StMBO 18 (1897) 60–64 (auch als Separatdruck, Raigern 1895, Brünn 1898).

Normdaten:


Zitierempfehlung: Oberleitner, Gerhard, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 18.02.2016, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Oberleitner,_Gerhard

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