Ohlmeyer, Albert: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach dem Abitur (Jahrgangsbester) am katholischen Gymnasium ''Paulinum'' in Münster 1924 begann Heribert Ohlmeyer zunächst mit dem Theologiestudium in Münster, trat dann aber am 30. September 1924 in die Benediktinerabtei Gerleve bei Coesfeld ein, wo er 1925 als fr. Albert<ref>Zu Ehren des im Vorjahr als Abt nach Grüssau berufenen P. [[Schmitt, Albert|Albert Schmitt]].</ref>die zeitliche  Profess ablegte. Nach dem Noviziat studierte er zwei Jahre Philosophie an der im Oktober 1925 eröffneten Philosophischen Schule in Gerleve und von Oktober 1927 an Theologie in Rom (Sant’Anselmo). Die Priesterweihe erhielt er am 25. Juli 1930 durch Bischof Johannes Poggenburg von Münster in der Gerlever Abteikirche.
 
Nach dem Abitur (Jahrgangsbester) am katholischen Gymnasium ''Paulinum'' in Münster 1924 begann Heribert Ohlmeyer zunächst mit dem Theologiestudium in Münster, trat dann aber am 30. September 1924 in die Benediktinerabtei Gerleve bei Coesfeld ein, wo er 1925 als fr. Albert<ref>Zu Ehren des im Vorjahr als Abt nach Grüssau berufenen P. [[Schmitt, Albert|Albert Schmitt]].</ref>die zeitliche  Profess ablegte. Nach dem Noviziat studierte er zwei Jahre Philosophie an der im Oktober 1925 eröffneten Philosophischen Schule in Gerleve und von Oktober 1927 an Theologie in Rom (Sant’Anselmo). Die Priesterweihe erhielt er am 25. Juli 1930 durch Bischof Johannes Poggenburg von Münster in der Gerlever Abteikirche.
  
Mit einer Arbeit über ''Die Daseinsweise der eucharistischen Gestalten nach der Konsekration gemäß der Lehre Alberts des Großen im 4. Buch seines Sentenzenkommentars'' in Rom zum Doktor der Theologie promoviert, kehrte er nach Gerleve zurück, wo er seine Forschungen fortsetzte und in der Universitätsbibliothek Gießen ein unbekanntes vollständiges Manuskript der ''Summa theologica'' Alberts des Großen wiederentdeckte und in den folgenden Jahren für den Druck vorbereitete (erschienen 1958 im Rahmen der Werkausgabe).
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Mit einer Arbeit über ''Die Daseinsweise der eucharistischen Gestalten nach der Konsekration gemäß der Lehre Alberts des Großen im 4. Buch seines Sentenzenkommentars'' in Rom zum Doktor der Theologie promoviert, kehrte er nach Gerleve zurück, wo er seine Forschungen fortsetzte. In der Universitätsbibliothek Gießen entdeckte er ein unbekanntes vollständiges Manuskript der ''Summa theologica'' Alberts des Großen wieder und bereitete es in den folgenden Jahren für den Druck vor (erschienen 1958 im Rahmen der Werkausgabe).
  
 
Im Kloster war P. Albert Ohlmeyer zunächst Gehilfe des Novizenmeisters und sehr bald als Cellerar Verwalter des Klostervermögens. Gleichzeitig leitete er den Gerlever Jungmännerverein, bis dieser – wie alle Jungmännervereine – von den Nationalsozialiosten aufgehoben wurde. Dazu kamen Exeritienkurse im „Haus Ludgerirast“. In dieser Zeit begann Ohlmeyer mit den ''Bibelwerkbriefen'' auch mit seiner schriftstellewrischen Tätigkeit. Im September 1938 wurde er von Abt [[Molitor, Raphael|Raphael Molitor]] als Cellerar abgelöst und zum Subprior berufen. Außerdem betreute er als Instruktor auch die Laienbrüder.
 
Im Kloster war P. Albert Ohlmeyer zunächst Gehilfe des Novizenmeisters und sehr bald als Cellerar Verwalter des Klostervermögens. Gleichzeitig leitete er den Gerlever Jungmännerverein, bis dieser – wie alle Jungmännervereine – von den Nationalsozialiosten aufgehoben wurde. Dazu kamen Exeritienkurse im „Haus Ludgerirast“. In dieser Zeit begann Ohlmeyer mit den ''Bibelwerkbriefen'' auch mit seiner schriftstellewrischen Tätigkeit. Im September 1938 wurde er von Abt [[Molitor, Raphael|Raphael Molitor]] als Cellerar abgelöst und zum Subprior berufen. Außerdem betreute er als Instruktor auch die Laienbrüder.
  
Als die Abtei Gerleve am 13. Juli 1941 von den Nationalsozialisten aufgehoben und die Mönche aus Westfalen und dem Rheinland ausgewiesen wurden, ging Ohlmeyer zunächst als Pfarrvikar nach Oesede, im Januar 1942 dann auf Wunsch des Abtes auf das Gut Waldhof bei Voxtrup. Dort verbrachte er, im März/April 1942 kurzzeitig von der Gestapo verhaftet, die restlichen Kriegsjahre und kehrte nach Kriegsende wieder nach Gerleve zurück.
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Als die Abtei Gerleve am 13. Juli 1941 von den Nationalsozialisten aufgehoben und die Mönche aus Westfalen und dem Rheinland ausgewiesen wurden, ging Ohlmeyer zunächst als Pfarrvikar nach Oesede, im Januar 1942 dann auf Wunsch des Abtes auf das Gut Waldhof bei Voxtrup. Dort verbrachte er, im März/April 1942 kurzzeitig von der Gestapo verhaftet, die restlichen Kriegsjahre. Nch Kriegsende kehrte er nach Gerleve zurück und übernahm wieder das Amt des Cellerars.
  
Nach dem Tod des Abtes Raphael Molitor († 14. Okt. 1948) ernannte ihn dessen Nachfolger [[Buddenborg, Pius|Pius Buddenborg]], sein ehemaliger Mitstudent in Rom, zum Prior. Wenig später erfolgte seine einstimmige und vom Abtpräses [[Durst, Bernhard|Bernhard Durst]] aus Neresheim unterstützte Wahl (Postulation) zum Abt der seit der Resignation des Abtes [[Neipperg, Adalbert|Adalbert von Neipperg]] 1934<ref>ermordet am 23. Dezember 1948 im Kriegsgefangenenlager Werschetz</ref> vakanten Abtei Neuburg bei Heidelberg am 29. Dezember 1948. Die Amtseinsetzung nahm in Vertretung des Abtpräses Abt [[Schmitt, Albert|Albert Schmitt]] von Grüssau/Bad Wimpfen vor, die feierliche Benediktion erteilte ihm am 15. Januar 1949 Erzbischof Wendelin Rauch von Freiburg.
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Nach dem Tod des Abtes Raphael Molitor († 14. Okt. 1948) ernannte ihn dessen Nachfolger [[Buddenborg, Pius|Pius Buddenborg]], sein ehemaliger Mitstudent in Rom, zum Prior. Wenige Wochen später erfolgte seine einstimmige und vom Abtpräses [[Durst, Bernhard|Bernhard Durst]] aus Neresheim unterstützte Wahl (Postulation) zum Abt der seit der Resignation des Abtes [[Neipperg, Adalbert|Adalbert von Neipperg]] 1934<ref>ermordet am 23. Dezember 1948 im Kriegsgefangenenlager Werschetz</ref> vakanten Abtei Neuburg bei Heidelberg am 29. Dezember 1948. Die Amtseinsetzung nahm in Vertretung des Abtpräses Abt [[Schmitt, Albert|Albert Schmitt]] von Grüssau/Bad Wimpfen vor, die feierliche Benediktion erteilte ihm am 15. Januar 1949 Erzbischof Wendelin Rauch von Freiburg.
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Das bis heute sichtbarste Ergebnis seiner Tätigkeit als Abt war die Modernisierung und Vergößerung der Abteigebäude. 1958 wurde mit der Neugestaltung der Abteikirche begonnen, die um eine Apsis erweitert und u.a. mit einer neuen Orgel, einem neuen Hochaltar und einem neuen Chorgestühl ausgestattet wurde. Sie wurde am 13. Oktober 1960 von Bischof Augustin Olbert neu geweiht. Das Gästehauses ''St. Maurus'' als Studentenwohnheim und das Wohnheim ''St. Hildegard'' für Studentinnen, dessen Leitung später Ohlmeyers verwitwete Schwester Hildegard übernahm, waren schon 1950 bzw. 1954 erbaut worden. In den Sechziger Jahren kamen ein neues Pfortenhaus, ein Küchentrakt und ein neuer Zellenbau für die Mönche dazu.
  
 
Abt Dr. Albert Ohlmeyer war auch Prior der Südwestprovinz des Ritterordens vom Heiligen Grab.
 
Abt Dr. Albert Ohlmeyer war auch Prior der Südwestprovinz des Ritterordens vom Heiligen Grab.

Version vom 20. Oktober 2016, 11:37 Uhr

Albert Ohlmeyer OSB

Albert Ohlmeyer

Abt der Abtei Neuburg bei Heidelberg 1949–1976

* 31. Okt. 1905 Münster
05. Dez. 1998

Heribert Theodor Ohlmeyer wurde am 31. Oktober 1905 in Münster als ältestes Kind des Postbeamten Heinrich Ohlmeyer und seiner Frau Anna geb. Golze geboren. Sein jüngerer Bruder Paul Ohlmeyer (1908–1977) wurde später Professor für Physiologische Chemie an der Universität Tübingen und Direktor des Leibniz-Kollegs.

Nach dem Abitur (Jahrgangsbester) am katholischen Gymnasium Paulinum in Münster 1924 begann Heribert Ohlmeyer zunächst mit dem Theologiestudium in Münster, trat dann aber am 30. September 1924 in die Benediktinerabtei Gerleve bei Coesfeld ein, wo er 1925 als fr. Albert[1]die zeitliche Profess ablegte. Nach dem Noviziat studierte er zwei Jahre Philosophie an der im Oktober 1925 eröffneten Philosophischen Schule in Gerleve und von Oktober 1927 an Theologie in Rom (Sant’Anselmo). Die Priesterweihe erhielt er am 25. Juli 1930 durch Bischof Johannes Poggenburg von Münster in der Gerlever Abteikirche.

Mit einer Arbeit über Die Daseinsweise der eucharistischen Gestalten nach der Konsekration gemäß der Lehre Alberts des Großen im 4. Buch seines Sentenzenkommentars in Rom zum Doktor der Theologie promoviert, kehrte er nach Gerleve zurück, wo er seine Forschungen fortsetzte. In der Universitätsbibliothek Gießen entdeckte er ein unbekanntes vollständiges Manuskript der Summa theologica Alberts des Großen wieder und bereitete es in den folgenden Jahren für den Druck vor (erschienen 1958 im Rahmen der Werkausgabe).

Im Kloster war P. Albert Ohlmeyer zunächst Gehilfe des Novizenmeisters und sehr bald als Cellerar Verwalter des Klostervermögens. Gleichzeitig leitete er den Gerlever Jungmännerverein, bis dieser – wie alle Jungmännervereine – von den Nationalsozialiosten aufgehoben wurde. Dazu kamen Exeritienkurse im „Haus Ludgerirast“. In dieser Zeit begann Ohlmeyer mit den Bibelwerkbriefen auch mit seiner schriftstellewrischen Tätigkeit. Im September 1938 wurde er von Abt Raphael Molitor als Cellerar abgelöst und zum Subprior berufen. Außerdem betreute er als Instruktor auch die Laienbrüder.

Als die Abtei Gerleve am 13. Juli 1941 von den Nationalsozialisten aufgehoben und die Mönche aus Westfalen und dem Rheinland ausgewiesen wurden, ging Ohlmeyer zunächst als Pfarrvikar nach Oesede, im Januar 1942 dann auf Wunsch des Abtes auf das Gut Waldhof bei Voxtrup. Dort verbrachte er, im März/April 1942 kurzzeitig von der Gestapo verhaftet, die restlichen Kriegsjahre. Nch Kriegsende kehrte er nach Gerleve zurück und übernahm wieder das Amt des Cellerars.

Nach dem Tod des Abtes Raphael Molitor († 14. Okt. 1948) ernannte ihn dessen Nachfolger Pius Buddenborg, sein ehemaliger Mitstudent in Rom, zum Prior. Wenige Wochen später erfolgte seine einstimmige und vom Abtpräses Bernhard Durst aus Neresheim unterstützte Wahl (Postulation) zum Abt der seit der Resignation des Abtes Adalbert von Neipperg 1934[2] vakanten Abtei Neuburg bei Heidelberg am 29. Dezember 1948. Die Amtseinsetzung nahm in Vertretung des Abtpräses Abt Albert Schmitt von Grüssau/Bad Wimpfen vor, die feierliche Benediktion erteilte ihm am 15. Januar 1949 Erzbischof Wendelin Rauch von Freiburg.

Das bis heute sichtbarste Ergebnis seiner Tätigkeit als Abt war die Modernisierung und Vergößerung der Abteigebäude. 1958 wurde mit der Neugestaltung der Abteikirche begonnen, die um eine Apsis erweitert und u.a. mit einer neuen Orgel, einem neuen Hochaltar und einem neuen Chorgestühl ausgestattet wurde. Sie wurde am 13. Oktober 1960 von Bischof Augustin Olbert neu geweiht. Das Gästehauses St. Maurus als Studentenwohnheim und das Wohnheim St. Hildegard für Studentinnen, dessen Leitung später Ohlmeyers verwitwete Schwester Hildegard übernahm, waren schon 1950 bzw. 1954 erbaut worden. In den Sechziger Jahren kamen ein neues Pfortenhaus, ein Küchentrakt und ein neuer Zellenbau für die Mönche dazu.

Abt Dr. Albert Ohlmeyer war auch Prior der Südwestprovinz des Ritterordens vom Heiligen Grab.

gge

  1. Zu Ehren des im Vorjahr als Abt nach Grüssau berufenen P. Albert Schmitt.
  2. ermordet am 23. Dezember 1948 im Kriegsgefangenenlager Werschetz

D:

Prof.: 27. Dez. 1925, 22. Juli 1929; Sac.: 25. Juli 1930 (Gerleve); Abbas: el. 29. Dez. 1948; conf. 1. Jan. 1949, ben. 15. Jan. 1949 (Bf. Wendelin Rauch); res. 1. Jan. 1977; Dev.: In visceribus Jesu (Phil 1,8).

W:

Die Benediktinerabtei Neuburg. Das einzige noch bestehende Tochterkloster von Lorsch. In: Beiträge zur Geschichte des Klosters Lorsch (=Geschichtsblätter Kreis Bergstraße, Sonderband 4), bearbeitet von Paul Schnitzer. Lorsch 1978, S. 205–212.

L:

Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880–1980. St. Ottilien: EOS, 1985–1987 · Ohlmeyer Albert: Gedenkblätter meines Lebens Bd. 1 und 2.

A:

Ehrenbürger der Stadt Lorsch (1965).

Normdaten:

GND: 118918095

Zitierempfehlung: Ohlmeyer, Albert, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 20.10.2016, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Ohlmeyer,_Albert

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