Pacher, Benedikt: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Benedikt Pacher wurde am Michaelstag 1711 in Reichling als Sohn einfacher Bauersleute geboren<ref>Das Elternhaus steht noch in Reichling, Abt-Pacher-Str. Nr. 1.</ref> und auf den Tagesheiligen Michael getauft. Er machte 1731 Profess in Ettal. 1735 absolvierte er das dritte theologische Studienjahr an der Benediktineruniversität Salzburg und feierte am 1. Oktober 1737 seine Primiz. Er war Inspektor der Stiftswaldungen und Küchenmeister und wurde am 9. November 1739 im ersten Wahlgang zum Abt gewählt.
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Benedikt Pacher wurde am Michaelstag 1711 in Reichling als Sohn einfacher Bauersleute geboren<ref>Das Elternhaus steht noch in Reichling, Abt-Pacher-Str. Nr. 1.</ref> und auf den Tagesheiligen Michael getauft. Er machte 1731 Profess in Ettal. 1735 absolvierte er das dritte theologische Studienjahr an der Benediktineruniversität Salzburg und feierte am 1. Oktober 1737 seine Primiz. Er war Inspektor der Stiftswaldungen und Küchenmeister und wurde am 9. November 1739 im ersten Wahlgang zum Abt gewählt, 28 Jahre alt.
  
Er war Abt zur Zeit des Klosterbrandes 1744, der Kloster und Kirche in Schutt und Asche legte; auch die kostbare Bibliothek ging zugrunde. Abt Pacher ließ das Kloster wiederaufbauen und restaurierte die Kirche in den Formen des Hochbarocks.  
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Pacher war Abt zur Zeit des Klosterbrandes 1744, der Kloster und Kirche in Schutt und Asche legte; auch die kostbare Bibliothek ging zugrunde.<ref>Pachers Schreiben, das er fünf Tage nach der Katastrophe an den bayerischen Kurfürsten, Kaiser Karl Albrecht, schickte, um ihm die Notlage Ettals darzulegen, und ein ähnliches Schreiben Pachers an Bischof Johannes Theodor von Freising gehören zu den fünf bis heute erhaltenen Augenzeugenberichten über die Brandkatastrophe.</ref> Weit über die Hälfte des Klosterguts wurde ein Raub der Flammen. Das Konventgebäude wurde unbewohnbar, so dass ein Teil der Mönche in die Räume der Ritterakademie umzog (die deswegen aufgegeben wurde), ein anderer Teil fand Aufnahme in benachbaren Klöstern, vor allem in Benediktbeuern. Der 33jährige Pacher machte sich sehr bald an den Wiederaufbau des zerstörten Klosters und der Kirche in den Formen des Hochbarocks. Jedoch fehlten die Mittel und auch der durch den Dreißigjährigen Krieg wirtschaftlich ausgeblutete Kurfürsten konnte nur wenig beisteuern. Abt Benedikt sandte daher P. [[Gondola, Joseph Franz|Franziskus von Gondola]] auf eine Kollektenreise im ganzen deutschsprachigen Raum. Insgesamt erhielt Gondola von 1.680 in einer Liste verzeichneten Wohltätern 24.977 Gulden und 47 Kreuzer (inklusive der Kollekten in den Diözesen Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim), die wesentlich zum Wiederaufbau des Klosters beitrugen.
  
Nachdem es schon 1749 Beschwerden von Konventualen gegen den angeblich unmoralischen Lebenswandel des Abtes gegeben hatte und 1750 die erste Visitation des Freisinger Generalvikars gegen Abt Benedikt stattgefunden hatte, eskalierte die Lage in den folgenden Jahren so sehr, dass der Abt am 10. Mai 1759 für drei Jahre von der Klosterleitung suspendiert wurde. Er ging als Gast in das Stift St. Peter in Salzburg, wo er schließlich ’freiwillig’ resignierte und bis zu seinem Tod in stiller Zurückgezogenheit lebte. Am 1. September 1783 feierte er  seine Jubelprofess und am 9. November 1789 seine Sekundiz. Er überlebte zwei seiner Nachfolger und starb hochgeachtet am 17. Juni 1796.
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Nachdem es schon 1749 Beschwerden von Konventualen gegen den angeblich unmoralischen Lebenswandel Pachers gegeben hatte und 1750 die erste Visitation des Freisinger Generalvikars gegen ihn stattgefunden hatte, eskalierte die Lage in den folgenden Jahren so sehr, dass der Abt am 10. Mai 1759 für drei Jahre von der Klosterleitung suspendiert wurde. Er ging als Gast in das Stift St. Peter in Salzburg, wo er schließlich ’freiwillig’ resignierte und bis zu seinem Tod in stiller Zurückgezogenheit lebte. Am 1. September 1783 feierte er  seine Jubelprofess und am 9. November 1789 seine Sekundiz. Er überlebte zwei seiner Nachfolger und starb hochgeachtet am 17. Juni 1796.
  
Die 1796 von Ettal verschickte Totenrotel verschweigt die Absetzung und verschleiert die Abdankung und den Rückzug Pachers nach Salzburg als Sehnsucht nach Ruhe vor den „verborgenen Dornen“ der äbtlichen Regierung.
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Die von Ettal verschickte Totenrotel verschweigt die Absetzung und verschleiert die Abdankung und den Rückzug Pachers nach Salzburg als Sehnsucht nach Ruhe vor den „verborgenen Dornen“ der äbtlichen Regierung.
  
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Aktuelle Version vom 6. November 2019, 10:14 Uhr

Benedikt Pacher

Benedikt Pacher

Abt des Klosters Ettal 1739–1759

* 29. Sep. 1711 Reichling, Oberbayern
† 17. Juni 1796 Salzburg

Benedikt Pacher wurde am Michaelstag 1711 in Reichling als Sohn einfacher Bauersleute geboren[1] und auf den Tagesheiligen Michael getauft. Er machte 1731 Profess in Ettal. 1735 absolvierte er das dritte theologische Studienjahr an der Benediktineruniversität Salzburg und feierte am 1. Oktober 1737 seine Primiz. Er war Inspektor der Stiftswaldungen und Küchenmeister und wurde am 9. November 1739 im ersten Wahlgang zum Abt gewählt, 28 Jahre alt.

Pacher war Abt zur Zeit des Klosterbrandes 1744, der Kloster und Kirche in Schutt und Asche legte; auch die kostbare Bibliothek ging zugrunde.[2] Weit über die Hälfte des Klosterguts wurde ein Raub der Flammen. Das Konventgebäude wurde unbewohnbar, so dass ein Teil der Mönche in die Räume der Ritterakademie umzog (die deswegen aufgegeben wurde), ein anderer Teil fand Aufnahme in benachbaren Klöstern, vor allem in Benediktbeuern. Der 33jährige Pacher machte sich sehr bald an den Wiederaufbau des zerstörten Klosters und der Kirche in den Formen des Hochbarocks. Jedoch fehlten die Mittel und auch der durch den Dreißigjährigen Krieg wirtschaftlich ausgeblutete Kurfürsten konnte nur wenig beisteuern. Abt Benedikt sandte daher P. Franziskus von Gondola auf eine Kollektenreise im ganzen deutschsprachigen Raum. Insgesamt erhielt Gondola von 1.680 in einer Liste verzeichneten Wohltätern 24.977 Gulden und 47 Kreuzer (inklusive der Kollekten in den Diözesen Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim), die wesentlich zum Wiederaufbau des Klosters beitrugen.

Nachdem es schon 1749 Beschwerden von Konventualen gegen den angeblich unmoralischen Lebenswandel Pachers gegeben hatte und 1750 die erste Visitation des Freisinger Generalvikars gegen ihn stattgefunden hatte, eskalierte die Lage in den folgenden Jahren so sehr, dass der Abt am 10. Mai 1759 für drei Jahre von der Klosterleitung suspendiert wurde. Er ging als Gast in das Stift St. Peter in Salzburg, wo er schließlich ’freiwillig’ resignierte und bis zu seinem Tod in stiller Zurückgezogenheit lebte. Am 1. September 1783 feierte er seine Jubelprofess und am 9. November 1789 seine Sekundiz. Er überlebte zwei seiner Nachfolger und starb hochgeachtet am 17. Juni 1796.

Die von Ettal verschickte Totenrotel verschweigt die Absetzung und verschleiert die Abdankung und den Rückzug Pachers nach Salzburg als Sehnsucht nach Ruhe vor den „verborgenen Dornen“ der äbtlichen Regierung.

gge, Okt. 2011, rev. Mai 2018, Nov. 2019

  1. Das Elternhaus steht noch in Reichling, Abt-Pacher-Str. Nr. 1.
  2. Pachers Schreiben, das er fünf Tage nach der Katastrophe an den bayerischen Kurfürsten, Kaiser Karl Albrecht, schickte, um ihm die Notlage Ettals darzulegen, und ein ähnliches Schreiben Pachers an Bischof Johannes Theodor von Freising gehören zu den fünf bis heute erhaltenen Augenzeugenberichten über die Brandkatastrophe.

D:

Prof.: 1731; Prim.: 1. Okt. 1737; Abbas: el. 9. Nov. 1739, res. 1759.

L:

Lindner, Album Ettalense, S.254. · Lindner, Monasticon metropolis Salzburgensis antiquae, S.183 · Lindner, August: Die Schriftsteller und die um Wissenschaft und Kunst verdienten Mitglieder des Benediktinerordens im heutigen Königreich Bayern. Regensburg, 1880, S. 281 · Schaller, Stephan: Ferdinand Rosner: Benediktiner von Ettal (1709—1778). Kallmünz: Lassleben, 1984.


Zitierempfehlung: Pacher, Benedikt, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 6.11.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Pacher,_Benedikt

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