Peichl, Hermann

Hermann Peichl OSB

Hermann Peichl

70. Abt des Schottenstiftes in Wien 1930–1966

* 09. Aug. 1887 Nieder Johnsdorf, Bezirk Landskron, Böhmen
† 15. April 1966 Wien

Hermann Peichl, Taufname Richard, wurde 1887 als Bauernsohn in Nieder Johnsdorf [Dolnj Třessnowec] im Bistum Königgrätz geboren. Er besuchte das Gymnasium in Landskron [Lanškroun] und trat am 14. September 1907 als Novize in das Schottenstift in Wien ein. 1908 begann er das Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Wien. Nach der er feierlichen Profess am 8. November 1911 wurde er am 25. Juli 1912 zum Priester geweiht.

Danach war er Kaplan in den Stiftspfarren und wurde 1918 Kurat an der Stiftspfarre. Während dieser Zeit schrieb er seine Dissertation im Fach Kirchengeschichte. Doktorvater war sein Mitbruder und Universitätsprofessor Cölestin Wolfsgruber. 1921 wurde Peichl von der Universität Wien zum Doktor der Theologie promoviert. Im Schuljahr 1920/21 begann er seine Tätigkeit als Religionsprofessor am Stiftsgymnasium, die er bis 1938 und wieder von 1945 bis 1961, also weit über das gesetzliche Pensionsalter hinaus, ausübte. Von 1922 bis 1930 war er auch an der Privat-Lehrerinnen-Bildungsanstalt bei St. Ursula (Ursulinen) als Religionslehrer tätig und von 1924 bis 1930 Spiritual der Junioren.

Nach einer Visitation des Schottenstiftes wurde Peichl am 22. April 1930 von Papst Pius XI. zum Abtkoadjutor mit dem Recht der Nachfolge ernannt. Verbunden war damit der Auftrag für eine Reform des Stiftes. Die Benediktion erfolgte am 24. April 1930 durch den Wiener Weihbischof Franz Kamprath. Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch des obersteirischen Benediktinerstifts St. Lambrecht mit dem dazugehörenden Priorat Mariazell 1931 wurde Peichl 1936 als Administrator mit dem Wiederaufbau betraut. Dies geschah u. a. durch einen „Freiwilligen Arbeitsdienst“, der Aufforstungsarbeiten durchführte.

1934 wurde Peichl zum Mitglied des Staatsrates ernannt, dem er vom 1. November 1934 bis zum 12. März 1938 angehörte. Da das Schottenstift über ausgedehnten Grundbesitz verfügte und seit 1807 Mitglied der Land- und Forstgesellschaft war, betrachtete diese Peichl als ihren Repräsentanten in diesem Gremium. 1936 bis 1938 organisierte er Speisungen für Verarmte aus dem Mittelstand (St.-Elisabeth-Tisch, St.-Benedikt-Tisch). Nach der förmlichen Resignation seines Vorgängers Amand Oppitz wurde Peichl 1938 Abt des Schottenstiftes. Nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 wurde das Stiftsgymnasium verstaatlicht. Es wurde erst 1945 wieder errichtet.

Peichl starb 1966 und wurde in der Gruft der Schottenkirche beigesetzt. Sein Nachfolger wurde Bonifaz Sellinger.

gge, Nov. 2018


D:

Vest.: 14. Sep. 1907; Prof.: 8. Nov. 1911; Sac.: 25. Juli 1912; Abbas: nom. 22. April 1930, ben. 24. April 1930.

W:

Maria im Lichte der Glaubenswissenschaft (1955) · Der Tag des Herren. Die Heiligung des Sonntags im Wandel (1958) · Das Leben. Lese- und Arbeitsbuch zum Unterricht in der katholischen Glaubenslehre für die 6. Klasse der österreichischen Mittelschulen (6. Aufl. 1960).

L:

Ekkart Sauser: PEICHL, Hermann. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 20, Bautz, Nordhausen 2002 · Wissenschaft Dienst Glauben. Wissenschaft im Dienste des Glaubens. Festschrift für Abt Dr. Hermann Peichl O. S. B., dargeboten zum 35. Abtjubiläum. Hg. v. Josef Kisser, Ferdinand Krones und Ulrich Schöndorfer. Wien 1965 · Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 174f.

Normdaten:

GND: 106536915

Zitierempfehlung: Peichl, Hermann, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 18.11.2018, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Peichl,_Hermann

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