Pitschmann, Benedikt

Benedikt Pitschmann OSB

Benedikt Pitschmann

Archivar des Stiftes Kremsmünster, Gymnasialprofessor

* 24. Feb. 1932 Mannersdorf NÖ
† 21. Jan. 2019 Wels OÖ

Benedikt Pitschmann, Taufname Leo, wurde am 24. Februar 1932 in Mannersdorf am Leithagebirge in Niederösterreich, nahe an der Grenze zum Burgenland, als erster von vier Brüdern der Eltern Josef und Margarete Pitschmann geboren. Er besuchte von 1942 bis 1944 das staatliche Gymnasium in Wien III., von April bis Dezember 1944 war er Gastschüler an der Oberschule für Jungen in Bruck an der Leitha und von 1946 bis 1952 Schüler am Stiftsgymnasium Kremsmünster, nachdem seine Familie nach Pettenbach übersiedelt war. Am 17. August 1952 trat er in das Kloster ein und erhielt den Ordensnamen Benedikt. Nach der einfachen Profess am 18. August 1953 folgte das Philosophiestudium im Stift und anschließend studierte er von 1954 bis 1958 an der Ordenshochschule Sant’Anselmo in Rom Theologie. Die feierliche Profess legte er am 18. August 1956 ab und wurde am 31. Juli 1957 mit seinen vier Noviziatskollegen in Kremsmünster zum Priester geweiht. Die Primiz feierte er am 11. August 1957 in Pettenbach.

Zur Vorbereitung auf eine künftige Lehrtätigkeit am Stiftsgymnasium studierte er von 1958 bis 1965 Geschichte und ab 1963 auch Deutsch in Wien. Er vertiefte sich besonders in die historischen Studien und absolvierte in den Jahren 1959 bis 1962 als außerordentliches Mitglied den 49. Kurs des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung[1]. Mit einer Studie über Abt Bonifaz Negele von Kremsmünster wurde er 1963 zum Dr. phil. promoviert; die Dissertation blieb ungedruckt.

Er unterrichtete dann im Stiftsgymnasium ab 1965 Deutsch, von 1966 bis 1994 Geschichte und Stenographie bis 1978. Präfekt im Internat war er von 1965 bis 1972 und Leiter der Stiftsbuchhandlung von 1972 bis 1974. Viele Jahre betreute er die Briefmarkensammlung und war Kustos der Münzsammlung. 1968 wurde er zum Adjunkten des Stiftsarchivars P. Dr. Willibrord Neumüller (1909–1978) bestellt und hatte von 1978 bis 2007 selbst die Leitung des Stiftsarchivs inne. Er war Mitglied des Institutes für Österreichische Geschichtsforschung und a.o. Mitglied der historischen Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie. Neben vielen Artikeln im Jahresbericht des Gymnasiums verfasste er jahrzehntelang die Klosterchronik und mehrere teils umfangeiche historische Abhandlungen über die Geschichte des Stifts Kremsmünster und seines Umfelds. Bemerkenswert sind auch vier Beiträge zu Geschichte und Gegenwart der Kirche in Russland und benachbarter Regionen, die in den Jahren des politischen Umbruchs erschienen sind (1988–1991).

Pitschmanns erste Publikation, der Beitrag Die Franzosen in Kremsmünster (1800–1801)[2] erschien 1867 in den Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Eine andere größere Publikation im selben Periodikum ist die Edition aus dem Clm 2296 der Bayerischen Staatsbibliothek München Aus dem Tagebuch eines Flüchtlings des Dreißigjährigen Krieges. Abt Karl Stengel von Anhausen in Kremsmünster, die er anlässlich des 1200-Jahr-Jubiläums seines Klosters veröffentlichte. Daneben finden sich weitere Fachbeiträge und Nachrufe, die er für diese Zeitschrift verfasst hat. Zusammen mit seinem Mitbruder P. Dr. Theodorich Pichler (1915–1991) bearbeitete er für die Benediktiner-Bibliographie den Beitrag zu Kremsmünster. Für das ebenfalls von der Bayerischen Benediktinerakademie getragene Projekt der Germania Benedictina, hat er den umfangreichen Artikel zum Stift Kremsmünster verfasst. Auch zum Österreichische biographische Lexikon 1815–1950 (ÖBL), steuerte er von 1972 bis 2001 einige Artikel bei. Viele seiner Veröffentlichungen sind im Jahresbericht des Stiftsgymnasiums Kremsmünster oder in regionalen Periodika erschienen.

Seinen Lebensabend verbrachte er gesundheitlich angeschlagen und sehr zurückgezogen in der Krankenabteilung der Abtei Kremsmünster. Nachdem sich sein Zustand zusehends verschlechterte, waren längere Aufenthalte im Krankenhaus Wels notwendig, wo er schließlich am Montag, dem 21. Jänner 2019, im 87. Lebensjahr verstarb. Begraben wurde er am 29. Januar 2019 auf dem Konventfriedhof in Kremsmünster.

Die Diözese Linz ehrte ihn 1974 mit der Verleihung des Titels eines Geistlichen Rates und 1996 mit dem eines Konsistorialrates. Seine Tätigkeit als Gymnasiallehrer wurde 1991 durch Titel Oberstudienrat gewürdigt. Weitere Würdigungen waren das Goldene Ehrenzeichen des Verbandes Österreichischer Philatelisten-Vereine (2002) und die Silberne Ehrennadel der Marktgemeinde Pettenbach (2005).

gge, Okt. 2019

  1. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung (MIÖG) 70 (1962), S. 517
  2. Es handelt sich dabei um die 1962 bei Professor Alphons Lhotsky (1903–1968) vorgelegte Hausarbeit zum Ausbildungskurs des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung.

D:

Prof.: 18. Aug. 1953, 18. Aug. 1956; Sac.: 31. Juli 1957; Prim.: 11. Aug. 1957.

W:

Abt Bonifaz Negele von Kremsmünster (1639–1644). Ein Beitrag zur Kirchengeschichte des 17. Jahrhunderts. (Dissertation Universität Wien 1963) · Die Franzosen in Kremsmünster (1800–1801), in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 78 (1967), S. 168–274) · Aus dem Tagebuch eines Flüchtlings des Dreißigjährigen Krieges. Abt Karl Stengel von Anhausen in Kremsmünster, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 88 [1977], S. 53–145 Kremsmünster in: Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880–1980, Bd. 1, St. Ottilien 1985 (= SMGB.E 29/1), S. 188–219) · Stift Kremsmünster, in: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, bearbeitet von Ulrich Faust und Waltraud Krassnig, Band 2, St. Ottilien 2001 (= Germania Benedictina 3/2), S. 163–252.

L:

Parte der Abtei Kremsmünster · Nachruf von Stephan Haering für die Bayerische Benediktinerakademie · Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880-1980. St. Ottilien: EOS, 1985–1987. 2 Bände. (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige ; 29. Ergänzungsband, I–II) · Kellner, Altmann: Profeßbuch des Stiftes Kremsmünster. Kremsmünster, 1968, S. 564–565.


Zitierempfehlung: Pitschmann, Benedikt, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 28.10.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Pitschmann,_Benedikt

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