Rehlingen, Johanna Franziska

Johanna Franziska von Rehlingen OSB

Johanna Franziska von Rehlingen

75. Äbtissin des Benediktinerinnestiftes Nonnberg 1657–1693

* 27. Dez. 1624 Salzburg
† 29. April 1693 ebenda

Johanna Franziska, Freiin von Rehlingen, stammte aus einem Zweig der von Augsburg nach Salzburg gekommenen Patrizierfamilie von Rehlingen (Rehling, Rehlinger) und war eine Tochter des hochfürstlich-salzburgischen Hofrats Friedrich II. von Rehlingen (1581/82–1632), des Errichters der Vierzehn-Nothelfer-Kapelle in St. Peter, und seiner Frau Maria von Haunsperg (* 1590). Ihr Bruder Raimund von Rehlingen war Abt des stiftes Admont, ihre Schwester Benedicta Katharina (c1622–1706) war Subpriorin in Nonnberg.

Die teilweise im Stift Nonnberg erzogene Frau Johanna Franziska wurde am 23. April 1657 unter 25 Frauen zur Nachfolgerin der verstorbenen Gräfin Lodron gewählt, am 9. Juni von Fürsterzbischof Guidobald Graf von Thun und Hohenstein (1616–1668) bestätigt und am Tag darauf benediziert.

Bestrebt, den klösterlichen Geist und die Ordensdisziplin zu verbessern, führte sie – unterstützt von der Priorin Josepha Gräfin von Thun, der älteren Schwester des Fürstbischofs Guidobald, und mit dessen Erlaubnis – verschiedene Andachtsübungen ein: die Gelübdserneuerung am Neujahrstag, die Prozession am ersten Sonntag im Monat, die zehnstündige Anbetung im Chor am Sonntag Quinquagesima, am Palmsonntag und am Fronleichnamsfest, den Segen nach der täglichen Frühmesse usw. Die Einzelkommunion wurde beschränkt und dafür der gemeinschaftliche Kommunionempfang verstärkt. Damit auch die Kranken an der Messe teilnehmen konnten, ließ sie in den Krankenzimmern bei der Johanneskapelle und beim Kapitel ein Fenster brechen.

Das ganze Kloster stellte sie unter den Schutz der Gottesmutter Maria und führte 1666 am zweiten Samstag im Oktober ein feierliches Hochamt zu ihren Ehren ein (sog. Leibeigenschaftsfest). Seit dieser Zeit führen alle Chorfrauen und Schwestern den Vornamen Maria. Als am 15. September 1670 im Laboratorium auf der Festung Hohensalzburg ein Brand ausbrach, der auch das Stift am Nonnberg bedrohte, gelobte sie öffentlich auf den Knien im Garten, am Florianstag (4. Mai) jährlich ein feierliches Hochamt halten zu lassen (das noch heute stattfindet). 1675 ließ sie die Heilige Stiege bauen. Fürsterzbischof Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg gestattete ihr, dort neunmal im Jahr eine Heilige Messe zu feiern. Zur Meinradi-Kapelle steuerte der Fürsterzbischof 1678 selbst 100 Gulden bei.

Im Oktober 1682 nahm das Stift Nonnberg an den achttägigen Feierlichkeiten zum 1100-jährigen Jubiläum der Gründung des Erzstiftes Salzburg teil. Bei dieser Gelegenheit hielt Abt Alfons Stadelmayer von Weingarten, ehemals Rektor der Universität und Beichtvater auf dem Nonnberg, am 23. Oktober 1682 ein feierliches Pontifikalamt mit den Reliquien der hl. Erentrud und des hl. Rupert in der Klosterkirche. Der drohenden Türkengefahr im folgenden Jahr (Belagerung Wiens 1683) versuchten die Klosterfrauen durch ein vierzigstündiges Gebet zu begegnen. Sie selbst blieben unbehelligt, mussten aber die Verwüstung der Höfe und Weingärten in Enzersdorf und Brunn hinnehmen. 1684 war die Äbtissin an der Gründung des Klosters Säben in Südtirol beteiligt, erlebte die Erhebung zur Abtei 1700 aber nicht mehr.

Sie starb am 29. April 1693 und wurde am 4. Mai in Gegenwart des Erzbischofs Johann Ernst von Thun beerdigt.

gge, Nov. 2019


D:

Abbatissa: el. 23. April 1657, conf. 9. Juni 1657, ben. 10. Juni 1657.

L:

Esterl, Franz: Chronik des adeligen Benediktiner-Frauen-Stiftes Nonnberg in Salzburg. Salzburg: Duyle, 1841, S. 133ff. · Reichlin von Meldegg, Regintrudis: Stift Nonnberg zu Salzburg im Wandel der Zeiten, Salzburg 1953, S. 50f.


Zitierempfehlung: Rehlingen, Johanna Franziska, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 12.11.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Rehlingen,_Johanna_Franziska

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