Paul Renaudin
2. Abt von Glanfeuil und Gründerabt von Clervaux 1907–1919
* 18. April 1864 Mont-Saint-Jean, Dép. Sarthe, Frankreich
† 3. Aug. 1947 Bourguillon (Bürglen), Fribourg, Schweiz
Paul Renaudin stammte aus einer Familie, die seit dem 15. Jahrhundert in der Provinz Maine ansässig war und aus der mehrere Offiziere und Juristen hervorgegangen sind. 1864 in Mont-Saint-Jean geboren, besuchte er das kirchliche collège ecclésiastique in Précigné und erwarb 1882 an der Universität Rennes ein Bakkalaureat. Drei Jahre später, 1885, trat er als Novize in die 1880 von der kirchenfeindlichen Regierung aus dem Kloster vertriebene und in der Umgebung untergekommene Benediktinergemeinschaft von Solesmes ein. Im April 1887 legte er die Profess ab und wurde am Fest Christi Himmelfahrt 1891 in der Kirche der Benediktinerinnen von Sainte-Cécile (eine Viertelstunde von Solesmes entfernt) zum Priester geweiht. 1894 gehört er zu der Gruppe von Mönchen, die unter der Führung des Priors und späteren Abtes Edouard de Coëtlosquet die Abtei Saint-Maur de Glanfeuil (Saint-Maur-sur-Loire) wiederbesiedelten. Dort blieb er bis zur erneuten Vertreibung der Mönche durch das Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat 1901.
In Glanfeuil war Dom Renaudin in verschiedenen Funktionen tätig: als Bibliothekar, Zeremoniär und Archivar. 1899 veröffentlichte er sein erstes Buch, La Vie de Mère Eugénie Milleret de Brou, fondatrice des Dames de l’Assomption, dem im Laufe der Jahre weitere folgten. Im selben Jahr hielt er auf dem Eucharistischen Kongress in Angers einen Vortrag und nahm im nächsten Jahr am 1. Internationalen Marianischen Kongress in Lyon teil. Als er 1902 den 2. Marianischen Kongress in Fribourg in der Schweiz organisierte, befand er sich schon nicht mehr in Saint-Maur. Durch die Combes-Gesetze zur Trennung von Kirche und Staat von dort vertrieben, fanden die Mönche in Belgien ein Exil, in Baronville bei Givet, wo sie bis 1910 blieben. Nachdem Dom Edouard 1906 krankheitshalber als Abt resigniert hatte, wurde Prior (seit dem 20. Jan. 1904) Renaudin am 25. Januar 1907 einstimmig zum Nachfolger gewählt und am 8. April von Bischof Thomas Louis Heylen OPraem von Namur benediziert.
Für die Gemeinschaft in Baronville stellte sich die Frage des weitern Verbleibs. Der Pachtvertrag für das zum Kloster umfunktionierte schlossartige Herrenhaus lief 1910 aus und konnte nicht verlängert werden. Aber Ende 1908 versprach die Vicomtesse Marie du Coëtlosquet, Witwe des Vicomte Maurice du Coëtlosquet, des älteren Bruders Dom Edouards, der Gemeinschaft die Mittel für den Bau eines neuen Klosters. Man entschied sich daher für einen Neubau im Großherzogtum Luxemburg, wo es 1908 keine Benediktiner mehr gab, und baute in Clerf ein neues Kloster, Saint-Maurice de Clervaux, in neo-romanischem Stil. Architekt war der Niederländer Johannes Franziskus Klomp (1865–1946), der zur selben Zeit auch die Kirche in Clerf entwarf. Am 3. Mai 1909 wurde Renaudin dort Abt.
1913 ließ sich der an einer Augenkrankheit leidende Renaudin in Angers und Paris behandeln, um eine drohende Erblindung zu verhindern, arbeitete aber unermüdlich weiter an der Vorbereitung des im selben Jahr in Trier tagenden Marianischen Kongresses. Da ihm die deutsche Besatzung während des Ersten Weltkriegs den Grenzübertritt nach Frankreich verweigerte, reiste er Ende Januar 1916 zur weiteren Behandlung in die Schweiz, wo er bei dem Pfarrer von Bourguillon unterkam. Da seine Erkrankung immer weiter fortschritt und er fast vollständig erblindet war, ging er im Juli 1919 endgültig nach Fribourg und erklärte Ende Oktober d.J. seinen Rücktritt (Nachfolger: Joseph Alardo).
In den folgenden Jahren erschienen noch mehrere Schriften zur Himmelfahrt Mariens und anderen Themen, die er zum Teil noch in Clervaux, zum größeren Teil aber trotz seiner Erblindung in Fribourg zusammengestellt hatte. 1944 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Fribourg.
Er starb am 3. August 1947 und wurde auf dem Klosterfriedhof Clervaux bestattet.
gge, Sep. 2019
D:
Vest.: 1885; Prof.: 21. April 1887, 2. Mai 1890; Sac.: 7. Mai 1891; Abbas:el. 25. Jan. 1907, ben. 8. April 1907, 11. Nov. 1919.
W:
L’assomption de la très sainte Vierge (exposé et histoire d–une croyance catholique), Paris, Bloud, 1907 · Un Bénédictin du XVIIe siècle, dom de Laveyne, fondateur de la Congrégation des sœurs de la Charité de Nevers, Lyon, Impr. E. Vitte, 1898 · Les Coptes jacobites et l’Église romaine, Arras, Sueur-Charruey, 1895 · La Définibilité de l’Assomption de la très sainte Vierge (étude theologique), Paris, 1902 · La Doctrine de l’Assomption de la T.S. Vierge; sa définibilité comme dogme de foi divine, Paris, P.Téqui, 1912 · La T.R. mère Marie-Eugénie de Jésus, fondatrice et première supérieure générale des Religieuses de l’Assomption, Lyon, Impr. E. Vitte, 1900 · La Littérature chrétienne de l’Égypte, Lyon, Impr. E. Vitte, 1899 · La doctrine de l’Assomption, sa définibilité comme dogme, Téqui, 1913 · Le Rôle de l'ordre de saint Benoît dans l’Église et la société civile, Clervaux, Abbaye Saint-Maurice de Clervaux, 1925 · Saint Benoît dans l’histoire, Paris, Baston, Berche et Pagès, 1924.
L:
Barrault, Serge: Les 80 ans de Dom Paul Renaudin, in: Echos de Saint-Maurice 42, 1947, S. 196–205 · Echos de Saint-Maurice 45, 1947, S. 260–269 (Nachruf) · Les bénédictins français aux XIXe et XXe siècles, in: Revue Mabillon, S. 165.
Vorlage:Page.name: RENAUDIN, Paul OSB (1864–1947)– Biographia Benedictina