Rottler, Berthold

Berthold Rottler OSB, 1823

Berthold Rottler

letzter Fürstabt von St. Blasien 1801–1806, Abt von St. Paul im Lavanttal 1809–1826

* 16. Okt. 1748 Obereschach bei Villingen
† 16. Okt. 1826 St. Paul im Lavanttal, Kärnten

Ferdinand Rottler wurde 1748 im damals dem Johanniterorden gehörenden Obereschach bei Villingen geboren. Er trat 1771 in die Reichsabtei St. Blasien im Schwarzwald ein und erhielt bei der Profess den Ordensnamen Berthold. 1774 zum Priester geweiht, lehrte er Theologie am Hausstudium in St. Blasien und studierte gleichzeitig Geschichte in Freiburg im Breisgau. 1784 wurde er in Salzburg zum Doktor der Philosophie promoviert und lehrte dann sieben Jahre Diplomatik, Numismatik, Heraldik und Altertumskunde an der Freiburger Universität. In sein Kloster zurückberufen, war er dort zunächst Archivar, bis ihm die Stiftspropstei Klingnau im Aargau (Schweiz) übertragen wurde, die er sechs Jahre lang, von 1795 bis 1801, verwaltete. Wieder in St. Blasien, wurde er dort im Oktober 1801 Statthalter und geheimer Rat und am 19. November 1801 zum Abt gewählt.

1806 wurde das fürstliche Reichsstift St. Blasien im bis 1805 habsburgischen, jetzt badischen Breisgau aufgehoben. Vergeblich war Abt Rottler noch im März 1806 gemeinsam mit Ignaz Speckle, dem Abt des benachbarten Klosters St. Peter, zur Landesregierung nach Karlsruhe gereist. Einen großen Teil der Kunstschätze und Bücher hatte er schon kurz nach seinem Amtsantritt nach Klingnau gerettet; die Gebeine mehrerer früher Habsburger aus der Gruft des Klosters St. Blasien wurden 1808 nachgeholt.

Kaiser Franz I. berief den ehemaligen Fürstabt mit einer Anzahl ausreisewilliger Konventualen[1] nach Österreich, zunächst im Oktober 1807 in das aufgehobene Kollegiatstift Spital am Pyrhn in Oberösterreich und 1809, als sich Spital als ungeeignet erwies, in das alte Stift St. Paul in Kärnten. Als Gegenleistung übernahm Abt Berthold außer vier Pfarreien die Verpflichtung, das Lyceum und das Gymnasium in Klagenfurt mit Lehrkräften zu besetzen und in St. Paul ein Gymnasium mit einem Konvikt zu errichten, außerdem hatte er nach Erfordernis auch für andere öffentliche Lehranstalten und insbesondere für die Salzburger Universität „taugliche Lehramtssubjekte zu liefern“. Noch im selben Jahr (1809) errichtete Abt Rottler ein Hausgymnasium im Kloster, erließ 1812 neue, dem Lehrberuf der Konventualen angepasste Statuten und eröffnete 1817 ein Konvikt. Selbst ein gelehrter Mann, förderte er die Wissenschaft und die Bildung seiner Mönche, unter denen besonders die Historiker Ambros Eichhorn und Trudpert Neugart herausragten.

Kaiser Franz I. übergibt Fürstabt Berthold Rottler das Stift St. Paul im Lavanttal

Wirtschaftlich sollte die Lage der Abtei noch über viele Jahrzehnte prekär bleiben. Die übernommenen Gebäude waren halbverfallen, ihre Wiederherstellung erforderte bedeutende Summen. Die Übergabe der vom Kaiser versprochenen Dotationen (die Güter St. Paul und Kolnitz im Lavanttal, Eberndorf mit Wasserhofen im Fauntal, Törtschach am Wörthersee und das Viktringhofer Weingut mit Lembach bei Marburg [Maribor]), zog sich über Jahre hin; auch die Geldentwertung von 1811 trug das ihre zu der Misere bei. Zur Vermehrung des Weinbergbesitzes kaufte der Abt noch Weingärten in Pickern [Pekre] aus der Pensionspauschale, die die großherzoglich badische Regierung den ausgewanderten Blasianern gezahlt hatte.

Als Mitglied des Prälatenstandes von Kärnten wurde Abt Rottler 1812 zum ständischen Ausschussrat gewählt und vom Kaiser zum kaiserlichen Rat ernannt. Er starb, nachdem er am 25. Juli 1824 seine Sekundiz (goldenes Priesterjubiläum) gefeiert hatte, am 16. Oktober 1826, seinem 78. Geburtstag. Literarische Arbeiten größeren Umfangs hinterließ er keine. Handschriftlich sind von ihm geistliche Ansprachen an seine Kapitularen und ein Tagebuch der Jahre 1805 bis 1806 erhalten. Zu seinem Nachfolger wurde der 1803 in St. Blasien eingetretene und 1809 in St. Paul zum Priester geweihte P. Meinrad Aman gewählt.

gge, Mai 2013

  1. Von den etwa 100 Klosterangehörigen gingen zu Abt Rottlers Enttäuschung nur 40 mit nach Österreich (Franz Hilger: Von 100 Mönchen zogen nur 40 fort. Badische Zeitung, 29. Januar 2009).

D:

Prof.: 28. Nov. 1772; Sac.: 24. Sep. 1774; Abbas: 19. Nov. 1801.

L:

Gut, Johannes: Fürstabt Berthold III. Rottler von St. Blasien und Abt von St. Paul. In: Schatzhaus Kärntens. Landesausstellung St. Paul 1991. 900 Jahre Benediktinerstift. Band I: Katalog. Klagenfurt: Universitätsverlag Carinthia, 1991 (online) · ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 44, 1987), S. 297 · ADB 29 (1889), S. 394–395 (Digitalisat) · Sitar, Gerfried: Fürstabt Berthold Rottler (1748–1826), Dissertation, Salzburg 1996. · Brunner, Sebastian: Ein Benediktinerbuch. Würzburg, Woerl, o.J. (1880), S. 319–320.

Normdaten:

GND: 138051976

Zitierempfehlung: Rottler, Berthold, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 15.04.2018, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Rottler,_Berthold

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