Sattler, Magnus

Magnus Sattler OSB

Magnus Sattler

Oberer (1858–1870) bzw. Prior (1873–1901) des Klosters Andechs, Chronist

* 14. Juni 1827 Hinang, Altstädten
† 28. Mai 1901 Andechs

Magnus Sattler, Taufname Johann Anton, wurde 1827 in Hinang bei Altstädten als ältester der sechs Söhne des Schumachermeisters und Kleinbauern Joh. Roman Sattler und seiner zweiten Frau Anna Brigitta gb. Zängerle geboren und am selben Tag in Altstädten getauft. Mit fast zehn Jahren kam er zu seinem Onkel, dem Schlossermeister Anton Sattler nach Markdorf, um dort die Volksschule zu besuchen und das Schlosserhandwerk zu erlernen, was aber der Ortspfarrer, der seine Begabung erkannt hatte, verhinderte.

1840 wurde er in die Lateinschule des Kemptener Gymnasiums aufgenommen, das er 1847 mit der Reifeprüfung absolvierte. Nach vier Semestern Theologiestudium (u.a. Hebräisch bei Daniel Haneberg, dem späteren Abt und Bischof), kam er im Herbst 1849 an das Priesterseminar nach Dillingen, wo er sein Studium fortsetzte. Am 28. Mai 1851 wurde er dort von Bischof Petrus v. Richarz zum Priester geweiht und feierte am 31. August 1851 in Altstädten seine Primiz. Zunächst Hilfspriester in Murnau, dann Kaplan in Pfronten, später in Waal bei Pfaffenhofen, bat er 1853 seinen Landsmann Paulus Birker um Aufnahme in die Benediktinerabtei St. Bonifaz in München.

Da er den rigorosen Anforderungen des Abtes Birker nicht gewachsen war, verließ er das Kloster jedoch wieder und nahm eine Stelle als Hilfspriester in Rettenbach bei Ottobeuren an. Im September 1855 absolvierte er die Pfarrkonkursprüfung und wechselte am 6. Oktober als Kaplan nach Roggenburg. Am 25. Februar 1856 trat er erneut in St. Bonifaz ein, dessen Abt Paulus Birker 1854 zurückgetreten und von Abt Bonifaz Haneberg abgelöst worden war. Am 5. März 1857 legte er die Profess ab und erhielt den Ordensnamen Magnus.

Anfangs in der Pfarrseelsorge in der großen Pfarrei St. Bonifaz und als Präfekt an der kgl. Erziehungsanstalt Hollandeum (heute Albertinum) eingesetzt, wurde er am 1. Oktober 1858 von Abt Bonifaz zum Superior von Andechs und Pfarrvikar in Erling eingesetzt. Nach genau zwölf Jahren, am 1. Oktober 1858 wurde er als Subprior und Pfarrvikar nach St. Bonifaz zurückgerufen. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Teilung der großen Pfarrei und dem Neubau einer neuen Pfarrkirche im Münchner Westend beteiligt (St. Benedikt).

Von dem zum Nachfolger des zum Bischof ernannten Abtes Haneberg gewählten Abt Benedikt Zenetti wieder nach Andechs geschickt, übernahm Sattler dort am 8. September 1873 mit dem Titel eines Priors wieder die Leitung des Superiorats Andechs und damit für weitere 27 Jahre die Wirtschaftsführung der Abtei, die Pfarrei Erling und die Wallfahrt auf den heiligen Berg. Dazu kam noch die Verantwortung für die von Abt Haneberg begründete Erziehungsanstalt St. Nikolaus in Andechs.

Als Leiter des Ökonomiebetriebs lag Sattlers besonderer Ehrgeiz im Ausbau der Landwirtschaft, die mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurde. Er verdoppelte den Viehbestand und erweiterte den Grundbesitz. Er richtete ein Photoatelier ein und betrieb eine Nadlerwerkstatt, die Devotionalien zum Verkauf im Klosterladen herstellte. 1891 wurde Andechs in Andechs eine Telefonverbindung zwischen Ökonomiehof und Klosterküche eingerichtet. 1893 wurde ein großer Faßstadel über einem neuen Lagerkeller. Ein Jahr später ließ Pater Magnus das Sudhaus erneuern und trieb den Umbau der Brauerei voran. Auch ein eigenes Maschinenhaus wurde gebaut, das bis 1953 der Stromherstellung diente. Im Jahr 1900 wurde darin eine der frühesten Kühlmaschinen der Fa. Linde darin aufgestellt, die 70 Jahre ihren Zweck erfüllte.

1864 war Prior Sattler an der Neugestaltung der heiligen Kapelle, 1888 an ihrer Einrichtung mit Werken stilloser Schreinergotik beteiligt. 1874 ließ er die Schmerzhafte Kapelle, 1876 die Josefskapelle und 1878 den übrigen Innenraum der Kirche restaurieren. Die Pfarrkirche in Erling musste vor dem drohenden Verfall gerettet werden und wurde im Herbst 1880 und im Spätherbst 1891 saniert. 1870 ließ er die heutige vom Fridhof umschlossene Friedenskapelle auf einem Hügel an der Straße nach Straubing erbauen, die Bischof Haneberg am 10. September 1871 konsekrierte.

Neben seinen Verpflichtungen als Hausoberer, Cellerar und Seelsorger in Pfarrei und Wallfahrt, widmete Sattler seine freien Stunden (und wohl auch Nächte) seinen historischen Forschungen und Arbeiten. 1868 erschien sein erstes Werk Ein Mönchsleben aus der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts über P. Placidus Scharl (1731–1814). 1877 veröffentlichte er im Selbstverlag des Klosters (Druck Ludwig Auer, Donauwörth) die 871 Seiten umfassende Chronik von Andechs, die jedoch historisch-kritischen Ansprüchen schon damals nicht genügte. Auszüge daraus waren schon vorher separat als Broschüre (Das Büchlein vom heiligen Berge Andechs) veröffentlicht worden, die 13 Auflagen erlebte. Dazu kam 1882 das Heft Andachtsübungen für Wallfahrer. 1881 veröffentlichte er zum 25-jährigen Bestehen der Erziehungsanstalt die Broschüre Die St.-Nikolausanstalt in Andechs. Die Ergebnisse seiner Forschungen über die Benediktineruniversität Salzburg teilte er zunächst teilweise in den Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige mit, veröffentlichte sie aber auch im Ganzen unter dem Titel Collectaneen-Blätter zur Geschichte der ehemaligen Benedictiner-Universität Salzburg. 1896 veröffentlichte Sattler die Lebensbeschreibung des Freisinger Professors Magnus Jocham, dessen Nachlass nach seinem Tod 1893 nach Andechs gekommen war, als Memoiren eines Obskuranten. Dazu kommen noch mehrere kleinere Beiträge und unveröffentlichte längere und kürzere Manuskripte, u.a. die umfangreiche Abhandlung Die Begründung des Christentums in Augsburg und das Totenbuch (Nekrolog) der Klöster Wessobrunn (754–1731) und Andechs (1455–1803).

Zum 40-jährigen Priesterjubiläum 1891 verlieh die Gemeinde Erling Sattler das Ehrenbürgerrecht. Der Titel eines geistlichen Rats blieb ihm jedoch ebenso versagt wie die Ehrendoktorwürde der Universität München, für die er vorgeschlagen war. Am 15. Januar wurde er auf seinem Posten als Prior und Cellerar durch den (in wirtschaftlichen Dingen völlig unerfahrenen) P. Augustin Engle abgelöst. Er starb am 28. Mai 1901, dem Tag seiner Goldenen Priesterweihe, und wurde in Andechs begraben.

gge, März 2020


D:

Prof.: 5. März 1857; Sac.: 28. Mai 1851.

W:

Ein Mönchsleben aus der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts: nach dem Tagebuche des Placidus Scharl. Regensburg: Manz, 1868 · Chronik von Andechs. Buchhandlung des kath. Erziehungsvereins (L. Auer), 1877 · Collectaneen-Blätter zur Geschichte der ehemaligen Benedictiner-Universität Salzburg. Kempten, Jos. Kösel, 1890 · Memoiren eines Obskuranten. Eine Selbstbiographie von Magnus Jocham. Kempten: Jos. Kösel, 1896.

L:

Mathäser, Willibald: P. Magnus Sattler (1827–1901), ein Benediktiner des 19. Jahrhunderts, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 91 (1980), S. 211–31 · Stöcker, Coelestin: P. Magnus Sattler OSB : der erste Prior des wiederbegründeten Klosters Andechs, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 115 (2004), S. 501–509 · Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880–1980. St. Ottilien: EOS, 1985–1987 (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige ; 29. Ergänzungsband, I–II).

Normdaten:

GND: 143345079

Zitierempfehlung: Sattler, Magnus, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 15.03.2020, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Sattler,_Magnus

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