Sauer, Bonifaz

Bonifaz Sauer OSB

Bonifatius Sauer

Missionsbenediktiner von St. Ottilien; Begründer der dtsch. Benediktinermission in Korea; Abt der Territorialabtei Tŏkwon; Missionsbischof; Märtyrer.

* 10. Jan. 1877 Oberufhausen, Lkr. Fulda
07. Feb. 1950 Pjöngjang, Korea

Bonifatius Sauer, Taufname Joseph, wurde 1877 in Oberrufhausen ( heute Eiterfeld) als Sohn des Landwirts Johann Nikolaus Sauer und dessen Ehefrau Franziska in einfachen Verhältnissen geboren. Trotz seiner Begabung musste er nach einer schweren Erkrankung des Vaters das Königliche Domgymnasium Fulda mit der mittleren Reife verlassen und zu Hause mithelfen. Spätere Versuche, die Gymnasialstudien wieder aufzunehmen, führten ihn nach Münnerstadt, Warburg und schließlich Innsbruck.

1899 trat er in die Missionsbenediktinerkongregation von St. Ottilien ein und legte 1900 die Profess ab. Im Herbst 1900 machte er in Münster sein Abitur und wird noch im selben Jahr im Jahresbericht des königlich bayerischen Lyceums Dillingen als Philosophiestudent genannt. Danach erscheint er nicht mehr, wurde aber schon am 26. Juli 1903 in Dillingen zum Priester geweiht. Bald danach wurde er Leiter des von den Missionsbenediktinern in Dillingen gegründeten St. Bonifatiuskollegs. Als dieses 1906 zum Priorat erhoben wurde, wurde Sauer sein erster Prior.

1909 übernahmen die Missionsbenediktiner auf Anfrage des Apostolischen Vikars in Seoul, Bischof Gustave Mutel MEP, in Korea missionarische Aufgaben. Bonifatius Sauer und Dominikus Enshoff reisten im Februar 1909 (Aussendung am 11. Jan. 1909) als Vorhut nach Seoul, um am Nordostrand der Hauptstadt eine Missionsstation nebst einer Handwerksschule zu errichten, die am 6. Dezember 1909 eröffnet wurde. Eine Woche später, am 13. Dezember, wurde das neue Kloster St. Benedikt zum Konventualpriorat erhoben und Sauer zum erste Prior bestellt.

Bereits drei Jahre nach seiner Gründung wurde das Kloster, das neben einem Lehrerseminar auch eine Gewerbeschule umfasste, zur Abtei erhoben und Sauer am 15. Mai 1913 zu dessen erstem Abt gewählt. Am 8. Juli 1913 erhielt er in seinem Heimatkloster St. Ottilien von Bischof Maximilian von Lingg die Benediktion. Nachdem die beiden Nordostprovinzen Koreas zum Apostolischen Vikariat Wonsan erhoben worden waren, wurde Sauer vom Papst mit dem Titularsitz Appiaria zu dessen erstem Apostolischen Vikar bestellt. Am 1. Mai 1921 empfing er von Bischof Mutel in der Myeongdong-Kathedrale in Seoul die Bischofsweihe. 1927 verlegte er die Abtei nach Tŏkwon, einem kleinen Ort in der Nähe der nordkoreanischen Hafenstadt Wonsan. Am 12. Januar 1940 wurde er zum Abt von Tokwon gewählt und von Papst Pius XII. zum Vikar des Apostolischen Vikariats Hamhŭng ernannt.

Mit der Proklamation der Republik Korea im Süden (15. Aug. 1948) und der Gründung der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik im Norden (2. Sep. 1948) brach der kommunistische Sturm über Korea herein. In der Nacht vom 9. auf den 10. Mai 1949 wurden die Mönche der Abtei Tokwon von nordkoreanischen Soldaten verhaftet und später in Pjöngjang wegen »antikommunistischer Sabotage« vor Gericht gestellt und zu jahrelanger Zwangsarbeit verurteilt.

Abtbischof Sauer starb nach neunmonatiger Kerkerhaft in Pjöngjang an Entkräftung und Unterernährung, ebenso P. Rupert Klingseis vier Wochen später. Acht Patres und Brüder wurden im Oktober 1950 hingerichtet, die übrigen in ein Konzentrationslager verschleppt, wo sechs Patres, zehn Brüder und zwei Tutzinger Schwestern an Hunger und Kälte starben. Die Überlebenden konnten im Januar 1954 nach Europa heimkehren.

Der Seligsprechungsprozess für »Abtbischof Bonifaz Sauer, P. Benedikt Kim und Gefährten«, so die offizielle Bezeichnung der Gruppe, wurde im Mai 2007 von Abtbischof Simon Ri eingeleitet.

gge, März 2010, rev. Feb. 2022


D:

Prof.: 4. Feb. 1900; Sac.: 26. Jun. 1903; Abbas (Seoul): nom. 15. Mai 1913, ben. 8. Juni 1913 (St. Ottilien); Ep.: Apostol. Vikar von Wonsan 25. Aug. 1920, cons. 1. Mai 1921; nom. Abt v. Tŏkwon u. Apostol. Vikar v. Hamhŭng 12. Jan. 1940; Dev.: Cruce et regula.

L:

Heckelsmüller, Konrad: † Abtbischof Bonifatius Sauer, in: Benediktinische Monatsschrift, Jg. 25 (1949), S. 466–467 · Moll, Helmut (Hrsg. im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz): Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Paderborn u. a. 1999, 7. überarbeitete und aktualisierte Auflage 2019, ISBN 978-3-506-78012-6, Band II, S. 1657–1660 · Sieber, Gottfried: Bonifaz Sauer (1877–1950), Abt und Bischof in Korea (1921–1950), in: Beständigkeit und Sendung, hrsg. von Godfrey Sieber und Cyrill Schäfer. St. Ottilien: EOS, 2003, S. 351–356.


Zitierempfehlung: Sauer, Bonifaz, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 8.02.2022, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Sauer,_Bonifaz

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