Scherer, Anna

Maria Anna Scherer OSB

Anna Scherer

86. Äbtissin des Stiftes Nonnberg in Salzburg 1890–1921

* 25. Sep. 1846 Innsbruck
† 25. Aug. 1921 Salzburg

Maria Anna Scherer wurde am 25. September 1846 als Tochter des vermögenden Fabrikanten Johann Scherer und seiner Frau Anna in Innsbruck geboren. Der Bruder ihres Vaters war als P. Augustin Scherer (1818–1878) Benediktiner im Kloster St. Georgenberg-Fiecht. Mit ihren zahlreichen Geschwistern erhielt sie eine christliche Erziehung. Ihr Bruder Franz wurde als P. Raimund Klotz (1849–1888) Guardian des Kapuzinerklosters in Klausen/Südtirol.

Nachdem sie auf Wunsch der Äbtissin Michaela Müller die Befähigung zum Lehramt erworben hatte, trat sie am 7. April 1869 in die Benediktinerinnenabtei St. Erentrud auf dem Nonnberg in Salzburg ein, wurde am 10. September 1870 eingekleidet und legte am 16. Mai 1872 die Profess ab. Danach unterrichtete sie an der Schule und war von 1877 bis 1878 und wieder von 1889 bis 1890 Vorsteherin des Instituts (Pensionats). Am 29. April 1890 wurde sie zur Äbtissin gewählt (Nachfolgerin der verstorbenen Magdalena Klotz), am 3. Mai 1890 bestätigt und am 18. Mai 1890 von Weihbischof Johann Haller benediziert. Sie war die fünfte Tirolerin auf dem Nonnberger Äbtissinnenstuhl.

Maria Anna Scherers dreißigjährige Regierung war eine der längsten und ereignisreichsten in der Geschichte des Nonnbergs. Während ihrer Amtszeit wurden 1895 bis 1897 unter der Leitung des Dombaumeisters Wessiken die Stiftskirche und Kloster incl. der Schule renoviert. Begonnen wurde mit der Neueindeckung der Turmkuppel, es folgten die Umgestaltung des Nonnenchores, der Einbau einer neuen Orgel 1897, einer neuen Turmuhr usw. Noch vor den entsprechenden Dekreten Papst Pius’ X. führte sie die tägliche Kommunion für die Nonnen ein und ließ, in dem Bestreben, den Choralgesang zu erleichtern, die aus dem 17. Jahrhundert stammenden, großformatigen Antiphonarien durch die handlicheren Solesmenser Ausgaben ersetzen. 1906 wurde im ganzen Haus elektrische Beleuchtung eingeführt.

Nachdem im November 1906 ein Feuer einen Teil der Ökonomiegebäude im Nonntal vernichtet hatte, ließ die Äbtissin den Meierhof (Erentrudishof) in Morzg, einen der ersten Biobauernhöfe des Landes Salzburg, neu errichten, den die Chorfrauen und Konverschwestern während des Ersten Weltkriegs in eigene Bewirschaftung übernahmen. In der Überzeugung, dass Grundbesitz das sicherste Fundament des Klostervermögens sei, konnte sie durch einige günstige Ankäufe den Grundbesitz des Klosters arrondieren.

Eine große Belastung waren die mit der schon von ihrer Vorgängerin projektierten und von ihr ausgeführten Errichtung des Priorats St. Hemma in Gurk (1890) verbundenen Schwierigkeiten, die bis zu ihrem Lebensende nicht zufriedenstellend gelöst werden konnten (das Priorat wurde 1924 von ihrer Nachfolgerin zugunsten der Neugründung St. Erentraud in Kellenried bei Ravensburg aufgegeben). Neunmal unternahm sie persönlich die (damals) beschwerliche Reise dorthin.

In den Kriegsjahren hatten die Nonnen sehr zu leiden. Alle Metalle wie die Kupferdächer, die Zinnpfeifen der Orgel und die Glocken mussten abgeliefert werden. Zu ihrem 70. Geburtstag am 25. September 1916 besuchte Abtprimas Fidelis von Stotzingen das Stift. Am 29. April 1917 feierte Anna Scherer in aller Stille ihr silbernes Regierungsjubiläum. Im September 1918 wurde sie von der Kaiserin mit dem Elisabeth-Orden II. Klasse ausgezeichnet.

Schon länger an einem Gallen- und Leberleiden erkrankt, begab Anna Scherer sich 1921 zur lebensrettenden Operation in das St. Johannisspital Salzburg, wo sie noch in derselben Nacht starb (25. August 1921). Am 27. August wurde sie in der Äbtissinengruft unter der Stiftskirche bestattet. Zu ihrer Nachfolgerin wurde am 12. September 1921 die Novizenmeisterin Virgilia Lütz gewählt.

gge, Nov. 2016


D:

Vest.: 10. Sep. 1870; Prof.: 16. Mai 1872; Abbatissa: el. 29. April 1890, ben. 18. Mai 1890.

L:

Nachruf in Studien und Mitteilungen aus dem Benediktinerorden 41 (1922), S. 208–211 · Reichlin von Meldegg, Regintrudis: Stift Nonnberg zu Salzburg im Wandel der Zeiten, Salzburg 1953, 78–80.


Zitierempfehlung: Scherer, Anna, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 22.06.2021, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Scherer,_Anna

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