Schiring, Anselm: Unterschied zwischen den Versionen

(Die Seite wurde neu angelegt: „right|'''Anselm Schiring''' OSB {{Biodaten| |NAME=Anselm Schiring |TAUFNAME= |GEBURTSDATUM=30. Juni 1617 |GEBURTSORT=Markdorf (Bodensee) |S…“)
 
Zeile 13: Zeile 13:
 
}}
 
}}
  
Anselm Schiring (Schyring, Schirer), Taufname Johann Jakob, wurde 1617 in Markdorf am Bodensee im Bistum Konstanz geboren. Nach Besuch des Gymnasiums in Ottobeuren trat er 1635 in die Benediktinerabtei Göttweig in Niederösterreich ein. Am 2. September 1636 legte er unter dem Ordensnamen Anselm vor Abt [[Corner, Gregor|Gregor Corner]] (1587–1648) die Profess ab, der ihn zum Theologiestudium nach Wien sandte. 1639 Subdiakon und 1641 Diakon, weihte ihn Fürstbischof Philipp Friedrich von Breuner (1597–1669) am 14. März (26. April?) 1642 in Wien zum Priester. 1645 ernannte ihn Abt Gregor zum Subprior in Göttweig und Hofmeister in Stein, 1648 zum Prior. 1653 übernahm er die Pfarrei Mautern, 1654 Kleinzell. Schon damals hatte er den Ruf als frommer und demütiger, aufgeschlossener und menschenfreundlicher Priester und als geschickter und weitblickender Organisator.
+
Anselm Schiring (Schyring, Schirer), Taufname Johann Jakob, wurde 1617 in Markdorf am Bodensee im Bistum Konstanz geboren. Nach Besuch des Gymnasiums in Ottobeuren trat er 1635 in die Benediktinerabtei Göttweig in Niederösterreich ein. Am 2. September 1636 legte er vor Abt [[Corner, Gregor|Gregor Corner]] (1587–1648) die Profess ab, der ihn zum Theologiestudium nach Wien sandte. 1639 Subdiakon und 1641 Diakon, weihte ihn Fürstbischof Philipp Friedrich von Breuner (1597–1669) am 14. März 1642 in Wien zum Priester (Primiz am 26. April 1642). 1645 ernannte ihn Abt Gregor zum Subprior in Göttweig und Hofmeister in Stein, 1648 zum Prior. 1653 übernahm er die Pfarrei Mautern, 1654 Kleinzell. Schon damals hatte er den Ruf als frommer und demütiger, aufgeschlossener und menschenfreundlicher Priester und als geschickter und weitblickender Organisator.
  
Wohl deshalb wählte ihn der Konvent von Klein-Mariazell (ursprünglich „Mariazell in Österreich“) am 21. März 1654 zum Abt. Der Passauer Bischof Leopold Wilhelm von Österreich (1614–1662) bestätigte Anselm Schiring am 6. Juni 1654, kurze Zeit später auch der Landesherr, so dass er noch im gleichen Monat benediziert werden konnte.
+
Wohl deshalb wählte (postulierte) ihn der Konvent von Klein-Mariazell (ursprünglich „Mariazell in Österreich“) am 21. März 1654 zum Abt. Der Passauer Bischof Leopold Wilhelm von Österreich (1614–1662) bestätigte Anselm Schiring am 6. Juni 1654, kurze Zeit später auch der Landesherr, so dass er noch im gleichen Monat benediziert werden konnte.
  
Tatkräftig stellte sich der junge Abt der neuen Aufgabe. Er sanierte das in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Kloster erfolgreich und führte es auch zu neuer geistlicher Blüte. Zum Theologiestudium richtete er im eigenen Konvent eine Hauslehranstalt ein. Ab 1657 erneuerte er die mittelalterliche Tradition einer Gebetsverbrüderung, der u. a. die Zisterzienserklöster Heiligenkreuz und Lilienfeld angehörten. Als großer Verehrer der Gottesmutter ließ er einen Altar zur Unbefleckten Empfängnis Mariens errichten. Sein wissenschaftliches Interesse zeigte sich in der Anlage eines Verzeichnisses der Äbte und eines Bibliothekskataloges. Mit dem Universalgelehrten P. [[Bucelinus, Gabriel|Gabriel (Jakob) Bucelinus]] OSB (1599–1681) von Weingarten stand er in regem Austausch.
+
Tatkräftig stellte sich der junge Abt der neuen Aufgabe. Er sanierte das in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Kloster erfolgreich und führte es auch zu neuer geistlicher Blüte. Zum Theologiestudium richtete er im eigenen Konvent eine Hauslehranstalt ein. Ab 1657 erneuerte er die mittelalterliche Tradition einer Gebetsverbrüderung, der u. a. die Zisterzienserklöster Heiligenkreuz und Lilienfeld angehörten. Als großer Verehrer der Gottesmutter ließ er einen Altar zur Unbefleckten Empfängnis Mariens errichten. Sein wissenschaftliches Interesse zeigte sich in der Anlage eines Verzeichnisses der Äbte und eines Bibliothekskataloges. Mit dem Universalgelehrten P. [[Bucelinus, Gabriel|Gabriel Bucelinus]] OSB (1599–1681) von Weingarten stand er in regem Austausch.
  
 
Anselm Schiring genoss großes Ansehen über Klein-Mariazell hinaus. So assistierte er bei der Weihe der Zisterzienseräbte [http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Scheffer,_Klemens Klemens Scheffer] (1629–1693) in Heiligenkreuz 1658 und [http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Asam,_Kaspar Kaspar Asam] (1632–1676) in Säusenstein 1673. Vor 1669 amtierte er als Raitherr (zuständig für Rechnungskontrolle und Überprüfung der Steuererhebungen), von 1669 bis 1673 als Verordneter des niederösterreichischen Prälatenstandes. Kaiser Leopold I. beehrte ihn 1675, 1676 und zuletzt 1679 mit insgesamt vier Besuchen. Er bezeichnete den Geistlichen als Heiligen.
 
Anselm Schiring genoss großes Ansehen über Klein-Mariazell hinaus. So assistierte er bei der Weihe der Zisterzienseräbte [http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Scheffer,_Klemens Klemens Scheffer] (1629–1693) in Heiligenkreuz 1658 und [http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Asam,_Kaspar Kaspar Asam] (1632–1676) in Säusenstein 1673. Vor 1669 amtierte er als Raitherr (zuständig für Rechnungskontrolle und Überprüfung der Steuererhebungen), von 1669 bis 1673 als Verordneter des niederösterreichischen Prälatenstandes. Kaiser Leopold I. beehrte ihn 1675, 1676 und zuletzt 1679 mit insgesamt vier Besuchen. Er bezeichnete den Geistlichen als Heiligen.

Version vom 30. Dezember 2021, 14:44 Uhr

Anselm Schiring OSB

Anselm Schiring

Abt von Klein-Mariazell, Niederösterreich, 1654–1679

* 30. Juni 1617 Markdorf (Bodensee)
† 15. Nov. 1679 Klein-Mariazell

Anselm Schiring (Schyring, Schirer), Taufname Johann Jakob, wurde 1617 in Markdorf am Bodensee im Bistum Konstanz geboren. Nach Besuch des Gymnasiums in Ottobeuren trat er 1635 in die Benediktinerabtei Göttweig in Niederösterreich ein. Am 2. September 1636 legte er vor Abt Gregor Corner (1587–1648) die Profess ab, der ihn zum Theologiestudium nach Wien sandte. 1639 Subdiakon und 1641 Diakon, weihte ihn Fürstbischof Philipp Friedrich von Breuner (1597–1669) am 14. März 1642 in Wien zum Priester (Primiz am 26. April 1642). 1645 ernannte ihn Abt Gregor zum Subprior in Göttweig und Hofmeister in Stein, 1648 zum Prior. 1653 übernahm er die Pfarrei Mautern, 1654 Kleinzell. Schon damals hatte er den Ruf als frommer und demütiger, aufgeschlossener und menschenfreundlicher Priester und als geschickter und weitblickender Organisator.

Wohl deshalb wählte (postulierte) ihn der Konvent von Klein-Mariazell (ursprünglich „Mariazell in Österreich“) am 21. März 1654 zum Abt. Der Passauer Bischof Leopold Wilhelm von Österreich (1614–1662) bestätigte Anselm Schiring am 6. Juni 1654, kurze Zeit später auch der Landesherr, so dass er noch im gleichen Monat benediziert werden konnte.

Tatkräftig stellte sich der junge Abt der neuen Aufgabe. Er sanierte das in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Kloster erfolgreich und führte es auch zu neuer geistlicher Blüte. Zum Theologiestudium richtete er im eigenen Konvent eine Hauslehranstalt ein. Ab 1657 erneuerte er die mittelalterliche Tradition einer Gebetsverbrüderung, der u. a. die Zisterzienserklöster Heiligenkreuz und Lilienfeld angehörten. Als großer Verehrer der Gottesmutter ließ er einen Altar zur Unbefleckten Empfängnis Mariens errichten. Sein wissenschaftliches Interesse zeigte sich in der Anlage eines Verzeichnisses der Äbte und eines Bibliothekskataloges. Mit dem Universalgelehrten P. Gabriel Bucelinus OSB (1599–1681) von Weingarten stand er in regem Austausch.

Anselm Schiring genoss großes Ansehen über Klein-Mariazell hinaus. So assistierte er bei der Weihe der Zisterzienseräbte Klemens Scheffer (1629–1693) in Heiligenkreuz 1658 und Kaspar Asam (1632–1676) in Säusenstein 1673. Vor 1669 amtierte er als Raitherr (zuständig für Rechnungskontrolle und Überprüfung der Steuererhebungen), von 1669 bis 1673 als Verordneter des niederösterreichischen Prälatenstandes. Kaiser Leopold I. beehrte ihn 1675, 1676 und zuletzt 1679 mit insgesamt vier Besuchen. Er bezeichnete den Geistlichen als Heiligen.

62-jährig starb Abt Anselm am 15. Dezember 1679. Die Leichenpredigt für den „Edelstein der Äbte“ hielt der Augustiner Abraham a Sancta Clara.

Winfried Schwab OSB


D:

Prof.: 2. Sep. 1636; Sac.: 14. März (26. April?) 1642; Abbas: el. 21. März 1654.

W:

Catalogus abbatum monasterii Cellae Mariae in Austria inferiore ordinis S. Benedicti, in quo praeter temporum seriem breviter annotantur, quae sub cuiusque abbatis regimine memoria contigerunt digna, ex antiquis archivi monumentis ac litteris excerptus et complicatus per Anselmum SCHIRING eiusdem loci abbatem anno redempti orbis 1659, Hs., Klein-Mariazell 1659 (verschollen); Kopien: StB Göttweig, Codex 875, ca. 1715; StA Klosterneuburg, Slg. Freisleben, K. 1/1 · Accuratus catalogus bibliothecae Mariacellensis, Hs., Klein-Mariazell 1676 (verschollen).

A:

Stift Göttweig in Niederösterreich, Sign. PA XXXII, 363; RAR 1638, 1642, 1645 · Erzdiözese Wien, Sign. Matr. Ord. II 78; Pfarrakten Klein-Mariazell, Kloster, Sign. Fasz. 11, 12 · Niederösterreichisches Landesarchiv St. Pölten, Abt. Ständisches Archiv, Sign. HS 66: Series der Verordneten.

L:

Abraham a Sancta Clara: Zeugnuß und Verzeichnuß eines lobwürdigsten Tugend-Wandels so in der traurigen Leich-Besingnus des weyland verstorbnen Herm Abbts Anselmi zu Maria Zell in Oesterreich unter der Ennß in einer schuldigsten Lob-Red vorgestellt 1688, in: Ders.: Geistlicher Kramer-Laden voller apostolischen Wahren und Wahrheiten. Das ist ein reicher Vorrath allerley Predigen welche an vielen Orten meistens aber zu Wien in Oesterreich gehalten worden, Würzburg l7l0, S. 560–590 · Eigner, Otto: Geschichte des aufgehobenen Benedictinerstiftes Mariazell in Österreich. Mit Benutzung des Ignaz Franz Keiblinger’schen Nachlasses, Wien 1900, S. 212–224 · Lashofer, Clemens Anton: Profeßbuch des Benediktinerstiftes Göttweig (StMBO Erg. 26), St. Ottilien 1983, S. 156, Nr. 959 · Aigner, Thomas: Mariazell in Österreich. Eine Klostergemeinschaft zwischen Reformation und Aufklärung (Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 2), St. Pölten 1998, S. 22–23, 49–50, 61–63, 79–80, 82–86, 193–201, 317–318, 368 · Maier, Peter: Mariazell, in: Ulrich Faust, Waltraud Krassnig (Hrsg.), Germania Benedictina, 3/2. Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, St. Ottilien 2001, S. 395–448.


Zitierempfehlung: Schiring, Anselm, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 30.12.2021, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Schiring,_Anselm

Vorlage:Page.name: SCHIRING, Anselm OSB (1617–1679) – Biographia Benedictina