Schmid, Theobald

Theobald Schmid OSB

Theobald Schmid

Abt des Klosters San Jose de Avila in Caracas 1965–1979

* 03. Sep. 1926 Anhausen, Lkrs. Neuwied
† 23. April 2018 St. Ottilien

Theobald Schmid, Taufname Johann (Johannes vom Kreuz), wurde am 3. September 1926 in Anhausen als fünftes Kind der Eheleute Sebastian und Johanna Schmid geboren. Von 1933 bis 1939 besuchte er die Volksschule in seinem Heimatort und kam dann, das St. Ottilien wegen der politischen Situation keine Schüler mehr in das Seminar aufnehmen durfte, an das Bonifatius-Kolleg in Dillingen, dem von St. Ottilien geführten Jungeninternat. Von dort aus besuchte er ab April 1939 die Oberschule Dillingen. Nach der Beschlagnahme des Kollegs im April 1941 durch die Geheime Staatspolizei kehrte er in sein Elternhaus zurück und fuhr ab September 1941 mit dem Zug zur „Oberschule vor dem Klinkertor“ nach Augsburg, bis er am 21. Februar 1942 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Bis August 1944 versah er den Militärdienst in Dänemark, wurde dann aber in Richtung Westen versetzt und geriet am 18. November 1944 in amerikanische Gefangenschaft, aus der er im September 1945 entlassen wurde.

Im Oktober 1945 setzte er im Seminar St. Ottilien die Schulausbildung fort und trat nach dem Abitur (Mai 1947) im August 1947 in das Noviziat der Erzabtei ein. Am 10. August 1948 legte er die Profess ab. Es folgte ein zweijähriges Studium der Philosophie an der Hochschule St. Ottilien und das Studium der Theologie in München. Am 9. August 1953 wurde er in St. Ottilien zum Priester geweiht und feierte in seinem Geburtsort Anhausen die Primiz.

Nach einem Sprachkurs in Spanien wurde er von Erzabt Chrysostomus Schmid am 22. Oktober 1955 als Missionar nach Venezuela ausgesandt,wo die Klostergemeinschaft St. José del Avila am Rande der Hauptstadt Caracas neben einer Pfarrei auch eine Schule mit zugehörigem Jungeninternat im etwa 100 Kilometer entfernten Maracay hatte, wo P. Theobald als Lehrer eingesetzt wurde. Nachdem 1961 bei Bogotá in Kolumbien eine kleine Niederlassung mit einer Pfarrei in El Rosal gegründet worden war, kam Erzabt Suso Brechter im Frühjahr 1963 zur Visitation, erhob die Niederlassung zum einfachen Priorat und setzte P. Theobald als Prior ein.

Seine erste Aufgabe dort war der Bau einer großen Schreinerei, die neben dem landwirtschaftlichen Betrieb den Grundstock für die Ausbildung junger Brüder bilden sollte. In diese Aufbauarbeit hinein kam 1964 die Nachricht von der Erhebung von San José del Avila zur Abtei. Als einziger Vertreter von El Rosal reiste Prior P. Theobald zur Abtswahl am 8. März 1965 nach Caracas und wurde zum ersten Abt gewählt. Die Abtbenediktion spendete ihn am 21. März 1965 in Caracas José Humberto Kardinal Quintero.

Abt Theobalds Amtszeit war von größeren Umwälzungen begleitet: Die Hauptstadt Caracas wuchs zu einer Großstadt mit sozialen Brennpunkten heran. Nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils mussten nicht nur das klösterliche Chorgebet erneuert, sondern auch die neuen Riten in der Landessprache eingeführt werden, um die Gläubigen zur aktiven Teilnahme zu gewinnen. Da die klösterliche Situation nicht leicht war, versuchte Abt Theobald die Gemeinschaft zu stabilisieren, die Ausbildung der Novizen zu intensivieren, die Abtei auf eine breitere wirtschaftliche Grundlage zu stellen und ihre Hauptaufgaben in Schule und Pfarrseelsorge neu auszurichten.

Ab 1970 wurde etwa die Internatsschule in eine Tagesschule umgewandelt und das pädagogische Konzept auch auf lernschwache Kinder ausgerichtet. 1971 wurden auf dem Abteigelände Werkhallen errichtet, die zusätzliche Mieteinnahmen einbrachten. Für die an die Abtei angeschlossene Pfarrei San Benito stellte Abt Theobald ein Seelsorgeteam aus Mönchen und Katecheten auf: Neben der pastoralen Arbeit mit Studenten förderte das Team den Religionsunterricht an Grundschulen, die Katechese in Kindergärten, Sozialarbeit in den Armenvierteln, ambulante medizinische Versorgung und die Ausgabe von Gebrauchtkleidern an Bedürftige. Als von 1974 bis 1976 eine Stadtautobahn gebaut wurde, die sehr nahe am Abteigelände vorbeiführte, und die venezolanische Bischofskonferenz sich nicht bereit erklärte, das Grundstück, auf dem die Klostergebäude standen, der Abtei zu übergeben, beschäftigte sich die Gemeinschaft intensiv mit ihrer Zukunft. Nicht nur aufgrund der räumlichen Enge bilanzierte die Kommunität im Vorfeld der Visitation des Jahres 1979 vor allem über das, was bisher erreicht wurde. Als Ergebnis dieses Prozesses reichte Abt Theobald im November 1979 während der Visitation seine Resignation bei Erzabt Notker Wolf ein, der das Rücktrittsgesuch annahm. Das Kloster wurde am 22. September 1990 nach Güigüe am Valenciasee verlegt.

Nach einer Sabbatzeit in Chile und der Rückkehr nach Deutschland trat Abt em. Theobald 1981 eine Seelsorgestelle am deutschsprachigen Zentrum St. Michael in Palma de Mallorca an, die er bis 1998 versah. Im selben Jahr noch ging er als Schwesternseelsorger in die Gemeinschaft St. Benedikt nach Tutzing. In dieser Zeit war er in der Diözese Augsburg als Firmspender eingesetzt. Im März 2015 aus Altersgründen und wegen seiner fortschreitenden Krebserkrankung in die Krankenstation von St. Ottilien umgezogen, starb er dort am 23. April 2018 und wurde am 27. April 2018 auf dem Klosterfriedhof beerdigt.

gge, Okt. 2019


D:

Prof.: 10. Aug. 1948; Sac.: 9. Aug. 1953; Abbas: el. 8. März 1965, ben. 21. März 1965; res. Nov. 1979; Dev.: Lex tua in corde meo – Dein Gesetz ist in meinem Herzen.

L:

Nachruf/Parte.


Zitierempfehlung: Schmid, Theobald, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 27.10.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Schmid,_Theobald

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