Ildefons Schober
Gründerabt von Seckau, 3. Erzabt von Beuron; Generalsuperior der Kongregation von St. Ottilien 1896–1902
* 23. Feb. 1849 Pfullendorf
† 28. Feb. 1918 Beuron
Friedrich Schober, Sohn eines Webers, studierte nach dem Abitur zunächst Theologie in Freiburg, trat aber dann 1870 in die gerade aufblühende Abtei Beuron ein. 1872 legte er die Profess ab und wurde nach Beendigung des Theologiestudiums in Mainz 1874 zum Priester geweiht. Nach der Auflösung des Klosters Beuron im Zuge des preußischen Kulturkampfs 1874 fanden die Beuroner Mönche ein vorübergehendes Exil im Servitenkloster Volders in Tirol, wo Schober als Brüderinstruktor und Prokurator wirkte. Im Januar 1880 zur Übernahme des Klosters Emaus nach Prag entsandt, leistete er auch dort als Prior, Cellerar (Wirtschaftsverwalter) und zeitweiliger Reisebegleiter des Abtes Maurus Wolter wichtige Dienste. Während dieser Zeit schrieb er auch als Ghost Writer des Pfarrers Sebastian Kneipp, der ihm diktierte, dessen Buch Meine Wasserkur nieder.
Abt in Seckau
Nach der Wiederbesiedlung des von Kaiser Joseph II. 1782 aufgehobenen steiermärkischen Stifts Seckau durch die Beuroner Mönche 1883, mit deren Sondierung Schober betraut war, ernannte Erzabt Maurus Schober zeitweilig zum Oberen dort und 1887 schließlich, als er selbst wieder nach Deutschland zurückkehren konnte, zum Abt. Am 3. Juli 1887 empfing Schober in der Abteikirche Seckau durch Fürstbischof Johannes Zwerger die Benediktion. Die Festpredigt hielt der Prior Willibrord Benzler.
Schober leitete den inneren und äußeren Aufbau der wegen des geringen Grundbesitzes fast mittellosen Abtei, ließ Restaurierungsarbeiten durchführen und die Gebäude modernisieren. Vor allem die Rettung der desolaten Abteikirche, deren Nordturm 1886 schon eingestürzt war und deren Südturm daraufhin hatte abgetragen werden müssen, ist dem umsichtigen Wirken Ildefons Schobers zu verdanken. 1887 wurde die Oblatenschule (das heutige Gymnasium) für den Nachwuchs der Beuroner Kongregation eröffnet. Auch eine Sängerknabenschule wurde eingerichtet. Außerdem gründete Schober u.a eine Mädchenrealschule mit Öffentlichkeitsrecht, die von den Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul geleitet wurde, und eine Raiffeisenkasse. Während Schobers bis 1908 dauernder Amtszeit hatte die Abtei mit ca. 100 Mönchen ihren Personalhöchststand (1902).
Einsätze im Auftrag des Gesamtordens
Während seiner Zeit in Seckau unternahm Schober in den Jahren 1895 bis 1899 drei mehrmonatige Visitationsreisen zu den vorübergehend der Kongregation angeschlossenen Klöstern Cucujaes und Singeverga in Portugal. Dort lernte er 1895 die 1975 seliggesprochene deutsche Oberin des Klosters vom Guten Hirten Maria von Droste-Vischering kennen, deren geistlicher Ratgeber und »Seelenführer« er in den folgenden Jahren wurde. Zwischen beiden entwickelte sich ein reger Briefverkehr, der wichtige Einblicke ins Marias religiöses Leben erlaubt.
Nachdem die schon lange schwelende Krise der von dem ehemaligen Beuroner Professen Andreas Amrhein gegründeten »St.-Benediktus-Missions-Gesellschaft St. Ottilien« 1895/96 durch den Rücktritt des nervlich zerrütteten Amrhein als Generalsuperior ihren Höhepunkt erreicht hatte, wurde Schober mit der Visitation der Ottilianer Klöster beauftragt. Im September 1896 von Abtprimas Hildebrand de Hemptinne auf einstimmige Bitte des Ottilianer Konvents für drei Jahre zum Generalsuperior der Missionsbenediktiner von Sankt Ottilien bestellt und danach noch einmal für drei Jahre bestätigt, gelang es ihm, die Krise zu überwinden und St. Ottilien wieder auf eigene Füße zu stellen. Nachdem er 1902 die Erhebung St. Ottiliens zur Abtei und des afrikanischen Missionsgebietes zum Apostolischen Vikariat eingeleitet und im August 1902 noch ein Generalkapitel einberufen hatte, zog er sich wieder aus der Leitung des Missionsklosters zurück. Zu seinem Nachfolger wurde am 18. Dezember 1902 der Ottilianer Subprior P. Norbert Weber gewählt. Erster Apostolischer Vikar wurde P. Cassian Spiß.
Erzabt in Beuron
Am 19. September 1908 als dienstältester Abt der Kongregation zum Nachfolger des verstorbenen Placidus Wolter gewählt, unternahm Schober zahlreiche Visitationsreisen zu den Klöstern der Kongregation. 1912 übernahm er das griechische Kolleg St. Atanasio in Rom, gründete in Beuron das Institut für Palimpsestphotographie und setzte eine Kommission ein, die an der Reform des monastischen Breviers von 1915 arbeitete.
Obwohl er schon 1913 wegen seiner Arterienverkalkung einen totalen Zusammenbruch erlitten hatte, gönnte sich Schober keine Erholung, sondern visitierte 1915 sämtliche Klöster der Kongregation in Deutschland und Österreich. Körperlich und geistig erschöpft und kaum noch regierungsfähig trat er nach einem Schlaganfall 1917 von seinem Amt zurück und starb, nach einem weiteren Schlaganfall, im Februar des folgenden Jahres. Er wurde in der Beuroner Krypta unter der Gnadenkapelle beigesetzt.
Zu Schobers Nachfolger wurde mit dem noch nicht 30-jährigen Raphael Walzer einer der jüngsten Mönche der Abtei gewählt.
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D:
Friedrich; * 23. Feb. 1849 (Pfullendorf); † 28. Feb. 1918 (Beuron); Prof.: 1. April 1872; Sac.: 28. Mai 1974; Abbas: ben. 3. Juli 1887, res. 18. Dez. 1917; Dev.: Funda nos in pace – Gründe uns in Frieden.
L:
Recheis, Athanas: Ildephons Schober – Erster Abt von Seckau. In: Faszinierende Gestalten der Kirche Österreichs, Bd. 7. Wien 2003, S. 293ff. · Buschmann, Johanna: "Funda nos in pace" : Abt Ildefons Schober und die Gründung von St. Ottilien. In: Beständigkeit und Sendung. St. Ottilien, 2003. S. 77–102. · Buschmann, Johanna: Schober, Ildefons OSB. In: Württembergische Biographien 1 (2006) 247–248. · Siebler, Clemens: Schober, Friedrich (Ildefons), OSB, Erzabt von Beuron. In: Badische Biographien. N.F. 5 (2005) 252–254.
A:
Ehrendoktor der Theologie, Universität Freiburg (1911).
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