Scholliner, Hermann

Hermann Scholliner OSB

Hermann Scholliner

Benediktiner der Abtei Oberaltaich, Theologieprofessor

* 15. Jan. 1722 Freising
† 16. Juli 1795 Welchenberg

Hermann Scholliner, Taufname Sebastian Anton, geboren am 15. Januar 1722 in Freising, wo sein Vater Schullehrer war, absolvierte die Inferiora an der bischöflichen, von Benediktinern besetzten Lateinschule in Freising und trat 1737 in die Abtei Oberaltaich ein. Am 10. Oktober 1738 (Lindner 21. Nov. 1738) legte er die Ordensgelübde ab, studierte dann vier Jahre im Kloster Philosophie, Mathematik, Geschichte, und Theologie, und letztere noch ein Jahr lang in Salzburg, lernte französisch und italienisch, und wurde 1745 zum Priester geweiht (Primiz 19. März 1745 [Lindner]). Seine Oberen schickten ihn dann nach Erfurt, wo er, außer den öffentlichen theologischen, noch Privatkollegien über Mathematik und orientalische Sprachen hörte, und danach von 1747 bis 1750 in Salzburg kanonisches und ziviles Recht studierte.

Von Herbst lehrte er 1750 bis 1751 am Hausstudium Oberaltaich Kirchenrecht, 1752 Theologie, wurde aber noch im selben Jahr Direktor des Studium commune der Bayerischen Benediktinerkongregation, das sich damals teils in Rott am Inn, teils in Priefling befand (1752—1757). Von der Akademie der Wissenschaften in München wurde er 1759 zum Mitglied der historischen Sektion ernannt. Von 1760 bis 1766 lehrte er in Salzburg Dogmatik. Im Herbst 1766 kehrte er nach Oberaltaich zurück.

Eine 1770 unternommene Reise nach Wien gab ihm Gelegenheit, Bibliotheken und Archive kennenzulernen, und mit Gelehrten Bekanntschaft zu machen. Nach seiner Rückkehr wurde er Pfarrer in Bogenberg und 1772 Prior im Kloster. 1773, nach der Aufhebung des Jesuitenordens, übernahm er die zweite Professur der Dogmatik an der Universität Ingolstadt, wo er 1774 zum Dekan der theologischen Fakultät und 1776 zum Rektor Magnificus gewählt wurde, außerdem zum kurfürstlich bayerischen und fürstbischöflich freisingischen wirklichen geistlichen Rat ernannt wurde. 1780 legte er sein Lehramt nieder und kehrte in sein Kloster zurück. Noch im selben Jahr übernahm er die zum Kloster Oberaltaich gehörende Propstei Welchenberg; Beschwerden des Alters und der Wunsch, sich ganz seinen historischen Studien zu widmen mögen ihn 1784 bewogen haben, diese Stellung wieder aufzugeben. Er starb plötzlich am 17. Juli 1795, nach Lindner im Kloster Oberalteich, nach Baader in Welchenburg.

Scholliners Stärke lag auf dem Gebiet der Geschichte und Diplomatik. Seit 1759 war er Mitglied der historischen Sektion des Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Diese beauftragte ihn 1768 mit der Redaktion der Monumenta Boica, die er bis zu seinem Tod 1795 fortführte (Herausgabe der Bände 11 bis 16). 1763 wurde seine Bearbeitung einer Preisfrage über Herzog Arnulf von der Akademie der Wissenschaften mit der goldenen Medaille belohnt, 1781 wurde er von der Akademie für seine Bearbeitung der Preisfrage zu der im Kloster Geisenfeld begrabene Gerbirgis ausgezeichnet.

Scholliner zahlreiche Publikationen beschäftigten sich neben Fragen der dogmatischen Theologie und der Kirchengeschichtsschreibung auch mit Themen der bayerischen Landesgeschichte. Er führte mit in- und ausländischen Gelehrten eine rege Korrespondenz. Seine Münz- und Landkartensammlung und seine Privatbibliothek waren bedeutend. Von seinen Autorenhonoraren und Preisgeldern hatte Scholliner nach und nach eine Summe von 3000 fl. zusammengebracht. Die Zinsen bestimmte er zur Anschaffung wissenschaftlicher Werke für die Oberaltaicher Stiftsbibliothek, was bis zur Auflösung der Abtei auch geschah.

gge


W:

De Disciplina Arcani, Dissertatio Theologico-Historica. Qua contra Dallaeum, Albertinum, Tenzelium, Binghamum, Böhmerum & alios Heterodoxos illius antiquitas & usus vindicatur, Tegernsee 1756. · Praelectiones Theologicae. In XII. Tomos divisae, Augsburg 1765–1768. · Gekrönte Wahrheit bey Erörterung der Frage Wann, wie, und auf was Arthe ist Arnolf der Sohn Luitpolts zum Hertzogthum Bayern gekommen, und worinnen bestunden dessen Land-Fürstliche Gerechtsamen, die Ihme entweder besonders eigen waren, oder die Er mit andern Hertzogen Teutsch-Landts gemein hatte?, Frankfurt 1766. · De non commentitio eo que gemino sed excusato lapsu liberii R. P. dissertatio historico-theologica cum thesibus ex theologia dogmatica, Ingolstadt 1775. · De synodo Nuenheimensi sub Tassilone celebrata a Dingolfingensi diversa Eruditor. disquisitioni coniecturas denuo stabilitas exponit Hermann Scholliner, Nuenhemii 1777. · Untersuchung der Vorältern Otto des Großen gebohrnen Pfalzgrafen von Witelsbach und gemeinschaftlichen Stammvaters der Durchlauchtigsten Churhäuser Bajern und Pfalz, sammt 18. genealogisch- und chronologischen Tafeln, Ingolstadt 1778. · De Patria, Episcopatu, et Martyrio S. Emmerami, Disquisitio critica, Regensburg 1788.

L:

ADB 32 (1891), S. 224–225 [1] · Baader, Clemens Alois: Lexikon verstorbener baierischer Schriftsteller, Bd. M– Z, Augsburg [u.a.] 1824, S. 220–224 [2] · Lindner, August: Die Schriftsteller des Benedictiner-Ordens im heutigen Königreich Württemberg, StMBO III (1882), Bd. II, S. 117–118. [3]

Normdaten:

GND: 11689606X

Zitierempfehlung: Scholliner, Hermann, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 6.07.2013, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Scholliner,_Hermann

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