Springer, Theodor

Theodor Springer OSB

Theodor Springer

Abt des Stiftes Seitenstetten 1920–1958; Abtpräses 1931–1958

* 19. Mai 1885 Behamberg, NÖ
† 26. März 1958 Seitenstetten

Theodor Springer, Taufname Johann Baptist, geboren als Bauernsohn in Behamberg bei Steyr, trat 1904 in das Stift Seitenstetten ein, wurde nach dem Studium in Rom 1909 zum Priester geweiht und 1914 in Innsbruck zum Dr. phil. promoviert. Danach als Professor für Mathematik und Physik am Stiftsgymnasium tätig, wurde er am 25. August 1920 als Nachfolger seines verstorbenen Bruders Hugo Springer zum Abt von Seitenstetten gewählt und am 11. September von Bischof Rößler von St. Pölten benediziert.

Mit „sanfter Zähigkeit“ (Tisch) führte Abt Theodor das Stift aus der wirtschaftlichen Not der Nachkriegszeit und der Wirtschaftskrise heraus, musste dazu aber die Hälfte der Inkunabeln und die wertvollsten Handschriften der Bibliothek sowie ein Elfenbeinrelief[1] veräußern. 1922 führte er das im 18. Jahrhundert ausgestorbene Institut der Laienbrüder wieder ein (innerhalb von 15 Jahren traten 20 Brüder ein) und setzte behutsam die römischen Reformdekrete von 1924 und 1929 im Stift um, die durch eine strengere Regelobservanz (vita communis) die letzten Reste des Josephinismus beseitigen sollten[2]. Seitenstetten wurde unter Abt Theodor zu einem Musterkloster, dessen Regeldisziplin die Visitation vom September 1931 ausdrücklich lobt (Tisch). Springers Reformen zeigten bald Wirkung: 1938 hatte der Konvent mit 84 Mitgliedern den höchsten Personalstand seiner Geschichte.

Abt Theodor Springers Führungstalent wurde bald auch außerhalb Seitenstettens erkannt. Als 1931 die österreichische Benediktinerkongregation gegründet wurde, wählten die Äbte Theodor Springer zum Präses und erneuerten die Wahl immer wieder, bis zu Springers Tod 1958. In dieser Funktion visitierte er mehrfach die österreichischen Klöster.

Während der Zeit des Nationalsozialismus' und des Zweiten Weltkriegs entging das Stift zwar der Aufhebung, erlitt aber schwere Einbußen, zum einen, weil beinahe zehn Jahre kein Noviziat geführt werden konnte, zum anderen, weil sechs Konventsmitglieder im Krieg fielen. Die Gebäude wurden als Flüchtlingslager, Heimschule und Lazarett verwendet. Die Patres hatten Schulverbot, nur Abt Theodor erteilte Religionsunterricht. Nach dem Krieg wurden Schule und Konvikt wieder eröffnet und die Patres aus den Pfarren zurückgeholt. In langwierigen Verhandlungen wurden verschleppte Kunstgegenstände wieder ins Stift zurückgebracht. Allmählich kam es auch wieder zu Neueintritten.

Abt Theodor Springer starb in der Nacht vom 25. auf den 26. März 1958. Der Mesner Br. Gabriel fand ihn morgens tot in seinem Bett.

gge, Mai 2013, rev. Okt. 2016

  1. Es befindet sich heute im Metropolitan-Museum in New York.
  2. Ansätze dazu hatte es in Seitenstetten auch vorher unter den Äbten Ludwig Ströhmer und Dominik Hönigl schon gegeben.

D:

Prof.: 14. Aug. 1905; Sac.: 26. Juli 1909; Abbas: 25. Aug. 1920; ben. 11. Sep. 1920.

A:

Komturkreuz des Österreichischen Verdienstordens (1936) · Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1954).

W:

Zur Behandlung der Lehre von der Zusammensetzung und der Zerlegung von Kräften auf der Unterstufe der Mittelschulen, in Gymnasium 22 (1915). · Die Benediktinerregel in der Pfarrseelsorge. Benediktinisches Mönchtum in Österreich, Wien 1949, S. 142–164.

L:

ÖBL 1815–1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 52f. (sub verbo Springer, Hugo). · BBKL XXI (2003) Sp. 1349–1351 · Abt Dr. Theodor Springer, ein Lebensbild, Bote aus Seitenstetten 33 (1955), S. 9–33 · Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880–1980. St. Ottilien: EOS, 1985–1987 · Tisch, Jacobus: Die Springer-Äbte: Hugo (Karl) und Theodor (Johannes) Springer und der Konvent des Stifts Seitenstetten, in: Vereins zur Erforschung der Mostviertler Geschichte (VEMOG): Mosaiksteine. Spurensuche in der Mostviertler Geschichte II, 2013, 384ff.

Normdaten:

GND: 120645688

Zitierempfehlung: Springer, Theodor, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 15.01.2021, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Springer,_Theodor

Vorlage:Page.name: SPRINGER, Theodor OSB (1885–1958) – Biographia Benedictina