Zedinek, Wilhelm: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Zedinek trat nach Abitur und Kriegsdienst, den er als Leutnant 1918 beendete, in die Benediktinerabtei Stift Göttweig ein. Er studierte Philosophie und Theologie in Klosterneuburg, Rom und Innsbruck und wurde 1922 zum Priester geweiht. Danach war er auf versch. Seelsorgsstellen tätig.
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Wilhelm Zedinek, Taufname Felix, wurde als Sohn des aus Böhmen stammenden Beamten Johann Franz Zedinek und seiner Ehefrau Anna geb. Landgraf in Wien geboren. Nach der Matura am Elisabeth-Gymnasium in Wien-Margareten 1916, absolvierte er die Offiziersschule in Troppau in Schlesien und leistete von 1917 bis Kriegende 1918 als Leutnant der Reserve Kriegsdienst und wurde mehrfach ausgezeichnet.
  
1949 wurde er zum 62. Abt von Göttweig gewählt. 1964 wurde er zum Administrator des Stiftes Lambach eingesetzt, wo ihm die Konsolidierung der desolaten wirtschaftlichen Verhältnisse gelang.
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Nachdem er schon während des Krieges ein Studium an der Hochschule für Bodenkultur in Wien begonnen hatte, trat er Ende Dezember 1918 als Novize in die Benediktinerabtei Göttweig ein. Er studierte Philosophie und Theologie im Stift Klosterneuburg (1918–1919), Rom (Sant’Anselmo, 1919–1920) und Innsbruck (1920–1922) und wurde am 3. Dezember 1922 in Innsbruck zum Priester geweiht. Danach war er als Kooperator, Provisor bzw. Pfarrvikar auf verschiedenen Seelsorgestellen tätig, zuletzt Pfarrer in Rohrbach und Rabenstein.
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Am 5. August 1949 zum 62. Abt von Göttweig gewählt, wurde er am 10. August von Bischof Memelauer benediziert. Auf den neuen Abt warteten schwierige Aufgaben, dern größte die Sicherung des wegen der Klosteraufhebung und des Krieges zurückgegangenen Nachwuchses war. Dazu starben in Zedineks ersten fünf Regierungsjahren noch zehn Mitglieder des auf die Hälfte seiner Stärke geschrumpften und überalterten Konvents. Erst 1953 gab es wieder eine feierliche Profess. Für die Versorgung der Stiftspfarren konnte er Weltgeistliche gewinnen, kleinere Seelsorgestellen mussten unbesetzt bleiben.
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Eine weitere Aufgabe war die Wiedergewinnung des während der NS-Zeit enteigneten Stiftseigentums. In zwölf Rückstellungsprozessen konnte ein großer Teil der Kunstschätze wiedergewonnen werden. Daneben kümmerte sich Abt Wilhelm um die Wiederaufstellung und Neuordnung der sammlungen und gründete ein Sängerknabeninstitut. Die Wirtschaftsbetriebe wurden völlig neu organisiert und modernisiert. Außerdem wurden Renovierungen an den Stiftsgebäuden und in den Stiftspfarren durchgeführt, auch die Außenrenovierung des Stiftes eingeleitet. 1954 wurden neue Glocken für den Nordturm angeschaftt, 1960 die seit 1917 fehlende Prälatenglocke ersetzt. Zei neu Pfarrhöfe (St. Veit und Rohrbach) wurden neu gebaut. Ab 1960 gab es auch wieder Ausstellungen im Graphischen Kabinett, Konzerte und Gottesdienste mit Musikbegleitung. 1965 wurde die Verehrung des hl. Altmann wiederbelebt und die Reliquien in die neu errichtete Altmannikapelle in der Krypta übertragen.
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1964 wurde Abt Wilhelm durch päpstliches Reskript vom 27. Juli zum Apostolischen Administrator des Stiftes Lambach bestellt 8bis 1. Dez. 1966), wo ihm die Konsolidierung der desolaten wirtschaftlichen Verhältnisse gelang.
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Um die Stadt Passau machte er sich verdient, weil er von 1955 bis 1959 die von den Russen beschlagnahmten Weinberge des Passauer Heiliggeiststiftes als Treuhänder in seine Obhut nahm und damit vor der endgültigen Enteignung bewahrte. Dafür wurde er 1965 mit der Bürgermedaille der Stadt Passau ausgezeichnet. Mit dem Passauer Bischof [[Landersdorfer, Simon Konrad|Simon Konrad Landersdorfer]] war er gut befreundet.
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Wilhelm Zedinek feierte am 19. Juli 1968 mit großer Festlichkeit seinen 90. Gebrutstag. Er starb am 23. November 1971 und wurde am 27. November auf dem Stiftsfriedhof begraben. Sein Nachfolger wurde [[Ramoser, Benedikt|Benedikt Ramoser]].
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{{autor|gge, April 2010, rev. Mai 2018}}
 
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{{sub2|'''Genealogie:''' ''V.:'' Johann Franz Zedinek, Beamter; ''M.:'' Anna geb, Landgraf.}}
 
{{sub2|'''Daten:''' ''Vest.:'' 28. Dez. 1918; ''Prof.:'' 31. Dez. 1919, 2. Okt. 1922; ''Sac.:'' 3. Dez. 1922 (Innsbruck); ''Abbas.:'' 5. Aug. 1949, ben. 10. Aug. 1949 (Bf. Memelauer); ''Dev.:'' Da robur, fer auxilium.}}
 
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{{sub2|TITLE=L|DATA=[[Lashofer, Clemens]] Anton: Professbuch des Benediktinerstiftes Göttweig, Göttweig 1983, S. 388–390 (Nr. 1484) · Franz Mader, Stadtarchiv Passau: Tausend Passauer. Passau 1995, S. 261}}
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{{page.name: ZEDINEK, Wilhelm (Felix) OSB (1898–1971) – Biographia Benedictina}}

Aktuelle Version vom 1. Mai 2018, 14:17 Uhr

Wilhelm Zedinek OSB

Wilhelm Zedinek

62. Abt des Stiftes Göttweig

* 19. Juni 1898 Wien
† 23. Nov. 1971 Göttweig

Wilhelm Zedinek, Taufname Felix, wurde als Sohn des aus Böhmen stammenden Beamten Johann Franz Zedinek und seiner Ehefrau Anna geb. Landgraf in Wien geboren. Nach der Matura am Elisabeth-Gymnasium in Wien-Margareten 1916, absolvierte er die Offiziersschule in Troppau in Schlesien und leistete von 1917 bis Kriegende 1918 als Leutnant der Reserve Kriegsdienst und wurde mehrfach ausgezeichnet.

Nachdem er schon während des Krieges ein Studium an der Hochschule für Bodenkultur in Wien begonnen hatte, trat er Ende Dezember 1918 als Novize in die Benediktinerabtei Göttweig ein. Er studierte Philosophie und Theologie im Stift Klosterneuburg (1918–1919), Rom (Sant’Anselmo, 1919–1920) und Innsbruck (1920–1922) und wurde am 3. Dezember 1922 in Innsbruck zum Priester geweiht. Danach war er als Kooperator, Provisor bzw. Pfarrvikar auf verschiedenen Seelsorgestellen tätig, zuletzt Pfarrer in Rohrbach und Rabenstein.

Am 5. August 1949 zum 62. Abt von Göttweig gewählt, wurde er am 10. August von Bischof Memelauer benediziert. Auf den neuen Abt warteten schwierige Aufgaben, dern größte die Sicherung des wegen der Klosteraufhebung und des Krieges zurückgegangenen Nachwuchses war. Dazu starben in Zedineks ersten fünf Regierungsjahren noch zehn Mitglieder des auf die Hälfte seiner Stärke geschrumpften und überalterten Konvents. Erst 1953 gab es wieder eine feierliche Profess. Für die Versorgung der Stiftspfarren konnte er Weltgeistliche gewinnen, kleinere Seelsorgestellen mussten unbesetzt bleiben.

Eine weitere Aufgabe war die Wiedergewinnung des während der NS-Zeit enteigneten Stiftseigentums. In zwölf Rückstellungsprozessen konnte ein großer Teil der Kunstschätze wiedergewonnen werden. Daneben kümmerte sich Abt Wilhelm um die Wiederaufstellung und Neuordnung der sammlungen und gründete ein Sängerknabeninstitut. Die Wirtschaftsbetriebe wurden völlig neu organisiert und modernisiert. Außerdem wurden Renovierungen an den Stiftsgebäuden und in den Stiftspfarren durchgeführt, auch die Außenrenovierung des Stiftes eingeleitet. 1954 wurden neue Glocken für den Nordturm angeschaftt, 1960 die seit 1917 fehlende Prälatenglocke ersetzt. Zei neu Pfarrhöfe (St. Veit und Rohrbach) wurden neu gebaut. Ab 1960 gab es auch wieder Ausstellungen im Graphischen Kabinett, Konzerte und Gottesdienste mit Musikbegleitung. 1965 wurde die Verehrung des hl. Altmann wiederbelebt und die Reliquien in die neu errichtete Altmannikapelle in der Krypta übertragen.

1964 wurde Abt Wilhelm durch päpstliches Reskript vom 27. Juli zum Apostolischen Administrator des Stiftes Lambach bestellt 8bis 1. Dez. 1966), wo ihm die Konsolidierung der desolaten wirtschaftlichen Verhältnisse gelang.

Um die Stadt Passau machte er sich verdient, weil er von 1955 bis 1959 die von den Russen beschlagnahmten Weinberge des Passauer Heiliggeiststiftes als Treuhänder in seine Obhut nahm und damit vor der endgültigen Enteignung bewahrte. Dafür wurde er 1965 mit der Bürgermedaille der Stadt Passau ausgezeichnet. Mit dem Passauer Bischof Simon Konrad Landersdorfer war er gut befreundet.

Wilhelm Zedinek feierte am 19. Juli 1968 mit großer Festlichkeit seinen 90. Gebrutstag. Er starb am 23. November 1971 und wurde am 27. November auf dem Stiftsfriedhof begraben. Sein Nachfolger wurde Benedikt Ramoser.

gge, April 2010, rev. Mai 2018


D:

Vest.: 28. Dez. 1918; Prof.: 31. Dez. 1919, 2. Okt. 1922; Sac.: 3. Dez. 1922 (Innsbruck); Abbas.: 5. Aug. 1949, ben. 10. Aug. 1949 (Bf. Memelauer); Dev.: Da robur, fer auxilium.

A:

Silberne Tapferkeitsmedaille I. und II. Klasse · Karl-Truppenkreuz · Verwundetenmedaille · Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1958) · Goldenes Komturkreuz für Verdienste um das Land Niederösterreich (1964) · Bürgermedaille der Stadt Passau (1965) · Bayerischer Verdienstorden mit Band (1966) · Josef-Reither-Plakette der niederösterreichischen Landes-Landwirtschaftskammer · Ehrenplakette des Landes Niederösterreich für besondere Verdienste um die Kultur (1968)

W:

Die rechtliche Stellung der klosterlichen Kirchen, insbesonders der Pfarrkirchen in den ehemaligen Diözesan Salzburg und Passau und ihre Entwicklung bis zum Ausgang des Mittelalters. Passau, 1929 · Pyhra als Wallfahrtsort. St. Pölten o.J [ca. 1930] · Abt Gottfried Bessel, in: Biblos 7 (1958), Heft 3, S. 1–7 · Der selige Altmann von Passau und seine Bemühungen um die Klerusreform, in: In unum Congregati 6 (1959), Heft 2 · Der heilige Altmann, Bischof von Passau. Sein Leben und sein Werk. Festschrift zur 900-Jahr-Feier 1965 (darin zwei Aufsätze).

L:

Lashofer, Clemens Anton: Professbuch des Benediktinerstiftes Göttweig, Göttweig 1983, S. 388–390 (Nr. 1484) · Franz Mader, Stadtarchiv Passau: Tausend Passauer. Passau 1995, S. 261


Zitierempfehlung: Zedinek, Wilhelm, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 1.05.2018, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Zedinek,_Wilhelm

Vorlage:Page.name: ZEDINEK, Wilhelm (Felix) OSB (1898–1971) – Biographia Benedictina