Coëtlosquet, Edouard

Édouard du Coëtlosquet OSB

Édouard du Coëtlosquet

1. Abt des Klosters Glanfeuil 1895–1906

* 07. Okt. 1851 Metz, Lothringen
† 20. Nov. 1940 Solesmes

Édouard (sein Taufname) du Coëtlosquet stammte aus einer ursprünglich bretonischen Familie, die mit dem General Jean-Baptiste-Gilles, baron du Coëtlosquet († 1813 in Metz), in den Jahren vor der französischen Revolution nach Metz gekommen war. Er wurde am 7. Oktober 1851 als Sohn von Jean-Baptiste Maurice, baron du Coëtlosquet, und seiner Frau Marie-Sophie de Maillier[1] in Metz geboren, besuchte das Jesuitenkolleg Saint-Clément in Metz und erwarb 1867 ein baccalauréat ès lettres und 1868 ein baccalauréat ès sciences. Im selben Jahr begann er mit dem Jurastudium in Paris und setzte es 1869 in Nancy fort.

Er hatte gerade seine Prüfungen bestanden, als am 15. Juli 1870 der Deutsch-Französische Krieg ausbrach. Am 8. Dezember 1870 schloss er sich in Metz den Francs-Tireurs an. Nach der Kapitulation der Stadt unter Marschall Bazaine am 27. Oktober 1870 entkam er, schloss sich den Volontaires del’Ouest in Poitiers an und diente bis zum 1. April im Bataillon der ehemals päpstlichen Zuaven unter General de Charette. Demobilisiert kehrte er nach Metz zurück, wo die Familie Coëtlosquet in der Rue des Parmentiers wohnte, weil der Familiensitz Château de Mercy während der Belagerung von Metz niedergebrannt war.

Edourd nahm sein Studium an der Universität Nancy wieder auf; 1872 verteidigte er eine Dissertation zum römischen und französischem Recht und erwarb eine Lizentiat in Jura. Als die Bewohner Elsaß-Lothringens nach dem Frieden von Frankfurt 1871/72 vor die Wahl der Staatsangehörigkeit gestellt waren, entschied sich Édouard, der noch nicht volljährig war, mit seinem Vater für Frankreich und ging nach Paris, wo er sich an der École des sciences politiques einschrieb. Nach einem Besuch in der Benediktinerabtei Saint-Pierre de Solesmes reifte in ihm der Entschluss zu einem gottgeweihten Leben. Ermutigt von Papst Pius IX., der ihn in Rom empfangen hatte, und Bischof Dupont des Loges von Metz trat er im Dezember 1875 in das Noviziat ein. Am 15. August 1877 legte er die einfache und am 24. Oktober 1880 die feierliche Profess ab und wurde am 20. Dezember 1879 zum Priester geweiht.

Der Vertreibung der Mönche durch die antiklerikale Regierung 1880 leistete er zwar entschlossen Widerstand, indem er die Klostertore verbarrikadierte und sich weigerte, das Kloster zu verlassen, musste sich dem Unvermeidlichen aber schließlich doch fügen und sich von den Gendarmen hinaustragen lassen. Die Mönche mit ihrem Abt Charles Couturier kamen in Privathäusern unter, aber ihre Gemeinschaft überlebte. Von 1884 bis 1892 war er Novizenmeister in der spanischen Abtei Santo Domingo de Silos und wurde im März 1893 Subprior in Solesmes. Am 30. Mai 1894 wurde er Prior im vom Solesmes aus wiederhergestellten Kloster Saint-Maur de Glanfeuil (Saint-Maur-sur-Loire) und dort mit Datum 17. Januar 1895 zum Abt ernannt, nachdem der Hl. Stuhl das Kloster wieder zur Abtei erhoben und den Abttitel wiederhergestellt hatte. Die Benediktion folgte am 21. April 1895.

Als die laizistische Staatsgewalt mit dem Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat 1901 (Combes-Gesetz) die Mönche nicht nur aus dem Kloster, sondern auch aus dem Land vertrieb, ging er mit dem Konvent ins Exil nach Baronville bei Beauraing in Belgien, wo er das Anwesen des Grafen van Liedekerke de Pailhe pachten konnte. 1904 suchte Dom Édouard eine größere Liegenschaft, wo er eine Kapelle bauen konnte, die den Bedürfnissen eines Klosters angemessen war. Auf Anraten von P. Louis Poisat, einem Jesuiten, den er noch aus der Schulzeit am Kolleg Saint-Clément in Metz kannte, nahm er Kontakt mit Émile Prüm auf, dem Bürgermeister von Clervaux. Prüm bot ihm ein geeignetes Gelände an, aber die Mönche verfügten nicht über die finanziellen Mittel, um es nihilo eine neue Abtei zu errichten.

Am 8. Dezember 1906 legte Dom Édouard sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder (Nachfolger: Paul Renaudin), mobilisierte aber 1909/10 seine Familie, ihre Beziehungen und ihr Vermögen einschließlich des Wendelschen Erbes[2], um den Neubau der Abtei Saint-Maurice de Clervaux/Clerf zu ermöglichen. Er starb am 20. November 1940 (Jouffroy abweichend: 1941) in Solesmes. Seine sterblichen Überreste wurden am 24. Juli 1962 nach Clervaux umgebettet.

Er wurde am 8. November 1828 zum Ehrenmitglied der Académie nationale de Metz gewählt und war Ehrendomherr der Kathedralen in Metz und Luxemburg, außerdem Kommandeur des Ordens vom Heiligen Grab.

gge, Okt. 2019

  1. Der Abgeordnete Charles Paul, comte du Coëtlosquet (1794–1852) war sein Onkel. Ein jüngerer Bruder Dom Édouards, Jean-Baptiste Maurice Stanislas du Coëtlosquet, geboren im Château de Mercy am 23 November 1860, trat ebenfalls in Solesmes ein und wurde später Prior in Clervaux, wo er am 14. Januar 1925 starb.
  2. Der Baron du Coëtlosquet, Dom Édouards Vater, war einer der Hauptaktionäre der Wendelschen Stahlwerke in Hayange gewesen und in erster Ehe mit Anne Caroline de Wendel (1812–1837) verheiratet gewesen. Aus dieser Ehe stammte Dom Édouards Halbbruder Maurice Du Coëtlosquet (1836–1904), der das Château de Mercy wiederherstellte.

D:

Prof.: 15. Aug. 1877, 24. Okt. 1880; Sac.: 20. Dez. 1879; Abbas: nom. 17. Jan. 1895, ben. 21. April 1895, res. 8. Dez. 1906.

L:

Les bénédictins français aux XIXe et XXe siècles, in: Revue Mabillon, S. 165 · Jouffroy, Christian: La famille du Coëtlosquet,mécènes et bienfaiteurs, de Metz à Clervaux, in: Colloques 50 ans de la section arts et lettres de l’Institut Grand-Ducal, Académie Nationale de Metz, 2013, S. 317–328 · Hamant, Mgr. Notice sur le livre de famille des Coëtlosquet, in: Mémoires de l’Académie Nationale de Metz, Lettres, Sciences, Arts et Agriculture. CIXe année - 4ème série - Tome IX (1928), S. 81–85‎.


Zitierempfehlung: Coëtlosquet, Edouard, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 6.10.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Co%C3%ABtlosquet,_Edouard

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