Dungel, Adalbert

Adalbert Dungel OSB

Adalbert Dungel

58. Abt des Stiftes Göttweig 1886–1923

* 20. Juni 1842 Luggau, Mähren
† 10. Juli 1923 Göttweig

Alois Dungel trat nach dem Besuch des Gymnasiums in Znaim in das Benediktinerstift Göttweig ein und erhielt den Klosternamen Adalbert. Nach der Priesterweihe war er Kurat an der Stiftspfarre (1866), Aushilfspriester (Subsidiarius) in Tulln (1868) und 1869–1877 Professor für Moraltheologie an der Hauslehranstalt. 1870 wurde er Archivar, 1877 Wald- und Baumeister des Stiftes. In diesem Amt legte er den Grundstein für eine moderne Forstwirtschaft. Einige der von ihm 1880 in Paudorf am Rande des Dunkelsteiner Waldes (»Adalbertrast«) gepflanzten Mammutbäume (Wellingtonia gigantea) stehen dort heute noch.

1886 zum Abt gewählt, führte Dungel in Göttweig die von seinem Vorgänger Rudolf Gusenbauer geschlossene theologische Hauslehranstalt wieder ein, deren Direktor er bis zur endgültigen Schließung 1901 war. Er erreichte zudem, dass auch die Stifte Melk und Admont ihre Kleriker zum Studium dorthin schickten.

Von 1902 bis 1908 und von 1909 bis 1915 saß Abt Dungel als Abgeordneter des Großgrundbesitzes im niederösterreichischen Landtag. 1897 bis 1907 war er Mitglied im Reichsrat und von 1889 bis 1921, nach der Wiederbegründung der österreichischen Benediktinerkongregation v. d. Unbefleckten Empfängnis, deren erster gewählter Präses.

Dungel war außerdem Archäologe, Archivar und Konservator für Kunst- und historische Denkmäler für die Viertel ober dem Wienerwald und ober dem Manhartsberg. Auf dem Gebiet der Altertumsforschung erwarb er sich durch seine Teilnahme an Ausgrabungen früh- und römerzeitlicher Bodenfunde und seine Publikationen darüber einen bedeutenden Ruf. 1876 erhielt er die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft, 1886 wurde er für seine archäologischen Arbeiten zum Ritter des Franz Joseph-Ordens ernannt (1898 Komturkreuz mit Stern).

Das Stift wurde anläßlich seines 25-jährigen Abtsjubiläums 1911 von außen renoviert und die Wirtschaftsgebäude an der Westseite erbaut. Außerdem ließ Dungel zwei neue Pfarrhöfe (Rohrbach und Purk) und ein neues Forstmeisterhaus in Kleinwien errichten. Obwohl der Stift in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg alle Kapitalien verloren hatte, konnte 1921 eine neue pneumatische Orgel in der Stiftskirche und im Stift das erste elektrische Licht installiert werden.

Abt Adalbert lebte zuletzt wegen seines Alters zurückgezogen und überließ die Leitung des Stifts seinem Prior, Hartmann Strohsacker (später ebenfalls Abt). 1922 wurde deshalb Adalbert Fuchs zum Abtkoadjutor mit dem Recht der Nachfolge gewählt. Am 10. Juli 1923 wurde Dungel tot im Priestergarten des Stifts aufgefunden und auf dem Stiftsfriedhof beigesetzt.

Dungel war Inhaber mehrerer hoher staatlicher und wissenschaftlicher Auszeichnungen und mehrfacher Ehrenbürger. Er war außerdem Mitglied mehrerer wissenschaftlicher und caritativer Gesellschaften. 1899 erhielt er vom hl. Stuhl die Cappa Magna und 1906 den violetten Pileolus. Mehrere Komponisten widmeten ihm musikalische Werke.

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D:

Vest.: 8. Sep. 1861; Prof.: 9. Okt. 1862, 15. Okt. 1865; Sac.: 25. Juli 1866; Primiz: 12. Aug. 1866 (Luggau); Abbas: el. 29. Sep. 1886, ben. 30. Sep. 1886 (Göttweig); Dev.: Crux sacra sit mihi lux – Das heilige Kreuz soll mir Licht sein.

A:

Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft (1876), Ritter (1886) und Komturkreuz mit Stern (1898) des Franz-Joseph-Ordens, Cappa Magna (1899), Orden der Eisernen Krone 2. Klasse, Ehrenbürger der Gemeinden Steinawg, Paudorf, Höbenbach, Tiefenfucha, Elsarn, Voitsau und Luggau (1904), violetter Pileolus (1906).

W:

Die Lorcher Fälschungen. Ein neuer Versuch, das Entstehen der Lorcher Fabel zu erklären. Aus dem literarischen Nachlasse Friedrich Blumbergers. In: AÖG 46, 1871, S. 235–296. · Über die Tumuli bei Kilb und Mank in Niederösterreich. In: Mittheilungen der Antropologischen Gesellschaft in Wien, Band XV., 1885.

L:

ÖBL 1815–1950, Bd. 1 (Lfg. 3), S. 205. · Lashofer, Clemens: Professbuch des Benediktinerstiftes Göttweig. Zur 900-Jahr-Feier der Gründung des Klosters. (=StMBO, 26. Ergänzungsband). St. Ottilien: EOS, 1983, S. 345ff.

Normdaten:

GND: 143828975

Zitierempfehlung: Dungel, Adalbert, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 11.10.2011, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Dungel,_Adalbert

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