Abt von Engelberg 1929–1931; Historiker
* 20. Nov. 1878 Goldach, St. Gallen
† 2. März 1931
Bonaventura Egger, Taufname Josef, heimatberechtigt in Tablat bei St. Gallen, geboren am 20. November 1878 in Goldach, war über seine Mutter ein Neffe des Erzbischofs von Milwaukee, Sebastian Messmer (1847–1930) und ein Vetter des Ständeratspräsidenten Anton Messmer (1858–1937). Er besuchte die Stiftsschule Engelberg und studierte von 1897 an Philosophie und Theologie an der Universität Freiburg im Uechtland. Im Jahr 1900 trat er in das Noviziat des Benediktinerstiftes Engelberg ein und legte am 1. Oktober 1901 die zeitliche Profess ab. Die Priesterweihe erhielt er am 10. Juli 1904. Danach setzte er im Auftrag seines Abtes Leodegar Scherer sein Studium in Fribourg fort und wurde 1905 mit einer Arbeit über die »Geschichte der Cluniazenser-Klöster in der Westschweiz bis zum Auftreten der Cisterzienser« zum Doktor der Theologie promoviert.
Ins Kloster zurückgekehrt, bekleidete er fast alle wichtigen Klosterämter, das des Priors ausgenommen. Von 1907 an als Professor der Philosophie, Theologie und vor allem Geschichte tätig (bis 1912), versah er von 1908 bis 1919 die Ämter des Archivars und Küchenmeisters, nachdem er von 1905 bis 1907 Spiritual im Frauenkloster Appenzell (Leiden Christi) gewesen war. 1919 folgte er dem Rektor der Stiftsschule P. Frowin Durrer im Amt, bis er 1925 von Abt Basilius Fellmann zum Großkellner (Wirtschaftsverwalter) bestellt wurde. In dieser Position leitete er die umfangreichen Neubauten an Kloster und Schule und war die rechte Hand des alternden Abtes. Nach dessen Tod wurde er am 10. Dezember 1929 unter dem Vorsitz des Abtpräses Ignaz Staub von Einsiedeln zum Abt des Klosters Engelberg gewählt. Die Benediktion erhielt er am 15. Dezember durch Weihbischof Antonius Gisler von Chur, Weiheassistenten waren die Äbte Ignaz Staub von Einsiedeln und Beda Hophan von Disentis. Er starb, nach eineinhalbjähriger Regierung, am 2. März 1931, nach kurzer schwerer Krankheit, im Alter von erst 52 Jahren.
Neben seinen Aufgaben im Kloster widmete sich Bonaventura Egger der Geschichtsforschung. In dieser Richtung war seine Dissertation über die Westschweizer Cluniazenserklöster richtunggebend. Außer der Klostergeschichte galt sein Interesse der Schweizer Ordens- und Kirchengeschichte. Der Allgemeinen Geschichtforschenden Gesellschaft gehörte er seit 1912 an. Daneben leitete er viele Jahre als Redakteur die Mittelschule des Schweizerischen Katholischen Lehrervereins und die Kollegiumszeitschrift Titlisgrüße, die beide ihre Gründung seiner Initiative verdanken. Er verfasste außerdem viele Berichte über sein Kloster für die Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige und die Annales OSB.
gge
D:
Vest.: 1900; Prof.: 1. Okt. 1901, 1904; Sac.: 10. Juli 1904; Abbas: el. 10. Dez. 1929, 15. Dez. 1929.
W:
Geschichte der Cluniazenser-Kloester in der Westschweiz bis zum Auftreten der Cisterzienser. Freiburg (Schweiz): Verlag der Universitäts-Buchhandlung, 1907 · Die schweizerischen Cluniazenserklöster zur Zeit ihrer Blüte, in: Millénaire de Cluny. Macon, 1912 · Engelberg im Kriegsjahr 1712. Sarnen, 1913 · Aus den letzten Tagen der freien Herrschaft Engelberg. Festschrift Angelomontana, 1914, S. 431–461 · Der Debattierclub. Mittelschule I 3 (1917), S. 37–43 · Orden und kongregationen, in: Kirche und reformation (Hg. Joseph Scheuber). Einsiedeln 1917, S. 127–172 · Eine Klostergründung (Rueggisberg BE). Mittelschule I 6 (1920), S. 61–63 · Die Stellungs Engelsbergs zur Einführung der helvetischen Verfassung. GfD 83 (1928), S. 239–253.
L:
Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige 48/NF 17 (1930), S. 6–8 (Zur neuesten Chronik des Ordens) · A. L.: Abt Dr. theol. P. Bonaventura Egger, in: Zeitschrift für schweizerische Geschichte = Revue d'histoire suisse, 11 (1931), Heft 2 · Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880–1980. St. Ottilien : EOS, 1985–1987.
Vorlage:Page.name: EGGER, Bonaventura OSB (1878–1931) – Biographia Benedictina