Andreas Feilmoser
Benediktiner des Stiftes Fiecht; Theologe, Orientalist, Kirchenhistoriker, Universitätsprofessor
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† 20. Juli 1831 Tübingen
Andreas Feilmoser, Ordensname Benedikt, wurde am 8. April 1777 auf einem Einödhof bei Hopfgarten im Brixental geboren. Da sein Vater bald darauf starb, kümmerten sich die Mutter und der Hilfsgeistliche des Ortes, Martin Kaisermann († 1835), um seine Bildung und Erziehung.
Von Herbst 1789 bis Herbst 1794 absolvierte er das Gymnasium in Salzburg und von 1794 bis 1796 den philosophischen Kurs in Innsbruck. Im selben Jahr, 1796, in das Benediktinerstift Fiecht bei Schwaz in Tirol eingetreten, widmete er sich schon während des Noviziats unter der Leitung des dort auf der Flucht vor den französischen Revolutionstruppen untergekommenen Orientalisten Georg Maurer aus dem Kloster St. Georg in Villingen dem Studium der biblischen Sprachen.
Anfang 1798 setzte er auf Einladung des dortigen Abtes Anselm Schababerle seine Studien bei Georg Maurer und Gottfried Lumper (Theologie und Kirchengeschichte) in Villingen fort. Nach dem Tod beider Lehrer, Ende 1800, nach Fiecht zurückgekehrt, wurde er im Frühjahr 1801 in Brixen zum Priester geweiht und zum Novizenmeister und Lektor für biblische Exegese, christliche Ethik und Kirchengeschichte an der theologischen Hauslehranstalt bestellt. Am 12. April 1801 legte er die feierliche Profess ab. 1802 bestand er in Innsbruck das Philosophie-Examen.
Da es wegen der von seinen Studenten verteidigten (und gedruckten) Thesen zu Differenzen mit dem Brixener Ordinariat gekommen war, wurde Feilmoser 1806, nach dem Tod des Abtes Alfons Pacher, der seine schützende Hand über seinen Novizenmeister gehalten hatte, von seinem Lehramt abberufen und als Hilfsgeistlicher in die Klosterpfarrei Achental versetzt, im selben Jahr aber noch – nachdem Tirol an Bayern gekommen war – als Professor für orientalische Sprachen und Einleitung in das Alte Testament an die Universität Innsbruck berufen (13. Nov.), 1809 lehrte er auch Kirchengeschichte.
Mit der Aufhebung des Klosters Fiecht 1807 wurde Feilmoser Weltpriester. 1808 erwarb er in Innsbruck den theologischen Doktorgrad und wurde Professor für Neues Testament (21. Okt.). 1809 setzten ihn die Aufständischen um Andreas Hofer für einige Monate im Pustertal gefangen. Nach seiner Rückkehr an die zwischenzeitlich zum Lyzeum herabgestufte Innsbrucker Hochschule unterrichtete er dort Katechetik sowie Griechisch und Latein. 1811 wurde er königlich bayrischer Rat, 1812 Professor für Introduktion, Exegese und orientalische Sprachen am Lyceum.
Als Feilmoser 1817 erneut Professor für Neues Testament an der Innsbrucker Universität werden sollte, erhob sich Widerstand. Man beschuldigte ihn aufklärerischer Tendenzen (Gutachten der Universität Wien). Um seine Rechtgläubigkeit wurden erbitterte Debatten geführt. „An seiner Person entzündete sich der Grundsatzstreit zwischen Aufklärern und Traditionalisten um Vernunft und Glaube, Textkritik und Inspiration, Selbstdenken und Lehramt.“ (Tocha, S. 138) Mehrfach wurde ihm vorgeworfen, Naturalist und Kantianer zu sein, Vorwürfe, die damals benutzt wurden, um unbequeme Theologen aus dem Amt zu entfernen. Gegen diese Vorwürfe verteidigte sich Feilmoser teils, teils räumte er sie ein.
1820 gab er schließlich die Professur in Innsbruck auf und wechselte an die Universität Tübingen, wo er bis zu seinem Tod 1831 tätig war. Er war Mitarbeiter der »Theologischen Quartalschrift« und Vertreter der später so genannten »Tübinger Schule«, 1825 für kurze Zeit auch Rektor der Universität. Er starb am 20. Juli 1831 an einem Lungenleiden, 54 Jahre alt.
Feilmosers Hauptverdienst liegt auf dem Gebiet der neutestamentlichen Exegese. Schriftliche Aufzeichnungen seiner Vorlesungen sind nicht überliefert; auch hat er zu Lebzeiten keinen biblischen Kommentar veröffentlicht. Sein Hauptwerk ist die »Einleitung in die Bücher des neuen Bundes für die öffentlichen Vorlesungen«, 1810, 2. Auflage 1830 (ADB).
gge, Okt. 2024
D:
Prof.: 12. April 1801; Sac. oder Prim: 30. Mai 1801.
W:
Einleitung in die Bücher des neuen Bundes. Wagner, Innsbruck 1810 (2. verbesserte u. vermehrte Auflage Laupp, Tübingen 1830) (Digistalisat) · Auszug der hebräischen Sprachlehre nach Jahn. Wagner, Innsbruck 1813 (Digistalisat) · Die Verketzerungskunst. In einem Beyspiele dem katholischen Theologen zur Würdigung vorgelegt. Herder, Rottweil 1820.
L:
Blum, Matthias: Andreas Benedikt Feilmoser. Ein bedeutender Exeget der Katholischen Tübinger Schule, in: Matthias Blum (Hrsg.): Zwischen katholischer Aufklärung und Ultramontanismus. Neutestamentliche Exegeten der „Katholischen Tübinger Schule“ im 19. Jahrhundert und ihre Bedeutung für die katholische Bibelwissenschaft (= Contubernium, Bd. 79). Steiner, Stuttgart 2012, S. 103–130, ISBN 3-515-10199-3 · Schlitterer, Richard: Professor Andreas Benedikt Feilmoser (1777–1831) in Tübingen, in: Theologische Quartalsschrift, Bd. 148 (1968), S. 199–222 · Tocha, Michael: Grundkurs in katholischer Aufklärung. Andreas Benedikt Feilmoser, seine Lehrer und die Bildungswelt der Benediktiner in Villingen, in: Freiburger Diözesan-Archiv, Bd. 136 (2016), S. 133–157 (Digistalisat) · Nekrolog in der Tübinger theologischen Quartalschrift 1831, S. 744 · Langen: Feilmoser, Andreas Benedict, in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 604–605.
Web:
digistalisierte Personalakte der Universität Tübingen (urn:nbn:de:bsz:21-dt-270155).
Vorlage:Page.name: FEILMOSER, Andreas OSB (1777–1831) – Biographia Benedictina