Gottfried Frieß
Bibliothekar und Archivar des Stiftes Seitenstetten; Gymnasialprofessor, Historiker
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† 18. Jan. 1904 Seitenstetten, Niederösterreich
Gottfried Frieß, Taufname Edmund, wurde am 1. Oktober 1836 als Sohn einer alteingesessenen Familie in Waidhofen an der Ybbs geboren. Er besuchte das Stiftsgymnasium Kremsmünster und trat am 17. Oktober 1857 in das Noviziat des Benediktinerstiftes Seitenstetten ein. 1862 im St. Pöltener Dom zum Priester geweiht, war er danach zwei Jahre als Supplent am Stiftsgymnasium Seitenstetten tätig und begann 1864 mit dem Lehramtsstudium für Geschichte und Geographie an der Universität Wien.
Von 1866 bis zu seinem Tod 1904 war er Gymnasialprofessor am Stiftsgymnasium Seitenstetten, ausgenommen das Jahr 1885 wo er im Auftrag Papst Leos XIII. an der Herausgabe der Regesten Papst Klemens’ V. im vatikanischen Archiv in Rom mitarbeitete. Seit 1873 war er zugleich Stiftsbibliothekar, seit 1879 auch Stiftsarchivar. 1875 wurde er zum Konservator der k.u.k. Zentralkommission für Kunst und historische Denkmale Niederösterreichs ernannt, 1879 zum Dr. phil. promoviert.
Aus Frieß’ Feder stammen zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte des Benediktinerordens, zur Geschichte Österreichs, besonders zur niederösterreichischen Landesgeschichte. Außer kleineren Studien in Zeitschriften sind besonders zu erwähnen ein Quellenwerk über die Bauernkriege in Niederösterreich 1597 und mehrere Monographien, u.a. über die Geschichte der Stadt Waidhofen. Seine Arbeiten zeichnen sich durch die Verwendung auch entlegener Quellen und deren kritische Auswertung aus (ÖBL). Einige davon, wie die Schrift über die Herren von Kuenring (Wien 1873), sind heute noch Standardwerke.
Gottfried Frieß war Ehrenmitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften und Meister des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt am Main. Kaiser Franz Joseph II. verlieh ihm die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft und das goldene Verdienstkreuz mit Krone.
gge, Feb. 2017
D:
Vest.: 17. Okt. 1857; Prof.: 17. Okt. 1858, 20. April 1862; Sac.: 27. Juli 1862; Prim.: 17. Aug. 1862.
W:
Ludwig Ströhmer, Abt zu Seitenstetten. (Nekrolog) Waidhofen 1868 · Studien über das Wirken der Benediktiner in Österreich für Kultur, Wissenschaft und Kunst. (5 Teile) Seitenstetten 1868−1872 · Geschichte des einstigen Kollegiat-Stifts Ardagger in Niederösterreich. Wien 1871 · Die Herren von Kuenring. Wien 1873 · Dietrich der Marschall von Pilichsdorf. Linz 1881 · Geschichte der oesterreichischen Minoritenprovinz. Wien 1882 · Herzog Albrecht V. von Österreich und die Husiten. Waidhofen. 1883 · Die ältesten Totenbücher des Benediktiner-Stifts Admont in Steiermark. Wien 1885 · Das Nekrologium des Benediktiner-Nonnenstifts der heiligen Erentrudis auf dem Nonnberg zu Salzburg. Wien 1887 · Die Stadt Waidhofen an der Ybbs im Frieden und im Kampfe. Waidhofen 1892 · War Paul Rebhun, der erste deutsche Kunstdramatiker, aus Waidhofen an der Ips gebürtig? Wien 1894.
L:
Lauchert, Friedrich : Frieß, Gottfried Edmund, in: Anton Bettelheim (Hrsg.): Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Band 9, Seite 284−285, Georg Reimer, Berlin 1906 · † Dr. P. Gottfried Frieß, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 25 (1904), S. 440 · Friess P. Gottfried, in: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 368.
Vorlage:Page.name: FRIESS, Gottfried Edmund OSB (1836–1904) – Biographia Benedictina