Maria Rosa Fritsch von Cronenwald
3. Äbtissin von St. Gabriel, Bertholdstein, 1943–1954
* 20. März 1898 Wien
† 13. Dez. 1954 Pertlstein, Steiermark
Maria Rosa Fritsch von Cronenwald, Taufname Margarethe, entstammte einer großbürgerlichen österreichischen Offiziers- und Beamtenfamilie, die 1870 den österreichischen Ritterstand erhalten hatte. Mütterlicherseits war sie eine Urenkelin des Wiener Bürgermeisters Dr. Cajetan Felder (seit 1878 Freiherr von Felder). Ihr Vater fiel schon zu Beginn des Ersten Weltkrieges, am 16. August 1914, als Oberst in Bosnien. Krieg und Inflation entwerteten das Familienvermögen weitestgehend.
Nach dem Schulbesuch bei den Englischen Fräulein (Maria-Ward-Schwestern) an der k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien zur Arbeitslehrerin für allgemeine Volks- und Bürgerschulen ausgebildet, war sie kurz als Stenotypistin in einer Weinhandelsfirma tätig, dann von 1921 bis 1925 als Handarbeitslehrerin in der Beschäftigungsanstalt des Frauenspitals des Polizeigefangenenhauses in Klosterneuburg. In die Abtei St. Gabriel eingetreten, legte sie am 17. November 1926 unter Äbtissin Benedikta von Schwarzenberg die Profess ab und wurde schließlich Subpriorin. Schon wenige Tage nach dem Tod der Äbtissin Benedikta während des Exils in Wien, wurde sie am 21. Februar 1943 in der Johanneskapelle des Wiener Schottenklosters im ersten Wahlgang mit 49 von 50 Stimmen zur Äbtissin gewählt. Den Wahlvorsitz hatte der ebenfalls exilierte Abtpräses Raphael Molitor von St. Joseph/Gerleve geführt, der sie am 24. Februar ebenda in Anwesenheit der Äbte von Seckau (Benedikt Reetz) und des Schottenstifts (Hermann Peichl) auch benedizierte.
Wie ihre Vorgängerin Benedikta versuchte auch Äbtissin Maria Rosa, den Zusammenhalt des in- und außerhalb Wiens zerstreut lebenden Konvents aufrecht zu erhalten und zu stärken. Ergebnisse der Konferenzen wurden den einzelnen Frauen und Schwestern mitgeteilt, die Äbtissin Maria Rosa anders als ihre durch Alter und Krankheit daran gehinderte Vorgängerin an ihren Exilorten persönlich aufsuchte. Nach der Rückkehr in die völlig verwüstete und unbewohnbar gewordene Abtei St. Gabriel in Bertholdstein 1945/46, mussten die Gebäude und die Landwirtschaft mühselig und kräfteraubend wiederhergestellt, die Besitz- und Rechtsverhältnisse geklärt (das sog. Landesgut Pertlstein war zugunsten des Landes Steiermark enteignet worden) und der monastische Alltag wieder geordnet werden. Es gelang auch, einen Teil der Wertpapiere und Sparguthaben zurückzuerhalten.
Eine schwierige Herausforderung für Äbtissin und Konvent waren in den nächsten Jahren die Veränderungen in der Personalstruktur der Kommunität, die sich dahin vor allem aus Mitgliedern der österreichischen Aristokratie und des Großbürgertums rekrutiert hatte und langsam überalterte. Von den 88 Frauen und Schwestern, die 1950 auf der Burg lebten, waren nur zehn 40 Jahre und jünger. Dazu kamen Diskussionen über die Frage des richtigen Standorts für das Kloster, die den Konvent noch bis in die Amtszeit der Äbtissin Augustina Glatzel in den frühen 1960er-Jahren nicht zur Ruhe kommen ließen. Zahlreiche Objekte und Liegenschaften wurden begutachtet, dann aber doch verworfen; man blieb auf Bertholdstein und passte das Haus den Erfordernissen der neuen Zeit an.
Eine schwere Krankheit machte es der Äbtissin in den letzten Jahren schwer, aktiv am monastischen Leben teilzunehmen. Die Führung des Konvents lag – vor allem seit 1952 – überwiegend bei der Priorin Augustina Glatzel. Maria-Rosa Fritsch von Cronenwald starb am 13. Dezember 1954 in Bertholdstein und wurde auch dort beigesetzt.
Maria Rosa Fritsch von Cronenwald veröffentlichte Aufsätze in den Zeitschriften Bibel und Liturgie, Seckauer Hefte, Die Furche und Großer Entschluß, darunter fünf Folgen über Paramente.
gge, Jan. 2017, rev. Mai 2021
D:
Prof.: 17. Nov. 1926; Abbatissa: el. 21. Feb. 1943, ben. 24. Feb. 1943.
L:
Weißenberger, Paulus: Das benediktinische Mönchtum im 19./20. Jahrhundert (1800–1950), Beuron 1953, Nr. 795 · Wiesflecker, Peter: „…man erwartet von Euch keine Heiligen…“ Struktur und Transformation geistlicher Frauengemeinschaften im 19. und 20. Jahrhundert am Beispiel der Grazer Karmelitinnen, der Benediktinerinnen von St. Gabriel und der Vorauer Marienschwestern. Dissertation vorgelegt an der Karl-Franzens-Universität Graz, Katholisch-Theologische Fakultät, Institut für Religionswissenschaften, 2014.
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